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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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betrunken sähe. Es war schon schlimm genug, was mit Hal geschehen war. Thorn stöpselte die Flasche wieder zu, steckte sie zurück in den Leinensack und ging wieder hinaus in Wind und Regen. Er würde an einen abgelegenen Ort gehen, wo ihn niemand sah. Er wusste schon, wohin. Mit schnellen Schritten ging er den steilen Pfad durch die Bäume hoch, dann die andere Seite wieder hinab, bis er schließlich einen abgelegenen, von Bäumen geschützten Platz erreicht hatte.
    Er setzte sich auf den Boden und zog seine Jacke enger um die Schultern. Der Wind fuhr stöhnend durch die Äste, als jammere er mit ihm. Wieder zog Thorn den Korken aus der Flasche und hob sie an den Mund. Er zögerte, als der kräftige Geruch in seine Nase stieg.
    Aus einem Impuls heraus und bevor er seine Meinung ändern konnte, warf er die Flasche weit weg. Er hörte, wie sie an einem Fels zerbrach. Branntwein war nicht die Lösung. Selbst wenn er sich bewusstlos trank, würde er doch irgendwann aufwachen. Nein, es gab nur eine Lösung. Er musste Hallasholm verlassen. Er konnte über die Berge, über einen der Pässe nach Gallica oder Teutlandt gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er im Schnee in den Bergen starb, war hoch, doch das war ihm egal. Wenn er es schaffte, dann würde er sich irgendwie irgendwo seinen Lebensunterhalt verdienen. Geld hatte er eigentlich genug. Es befand sich in seiner Truhe in Eraks Schatzkammer. Es reichte, um einen kleinen Bauernhof in Gallica zu kaufen oder ein Fischerboot. Mit der neuen Hand, die Hal für ihn gemacht hatte, konnte er auch wieder rudern.
    Hal! Der Name schnitt wie ein Schwert in sein Herz.
    »Ich sollte ihn für dich im Auge behalten«, murmelte Thorn. Er blickte hoch. Durch die Baumlücken sah er die vom Wind getriebenen düsteren Wolken.
    »Es tut mir leid, Mikkel«, sagte er leise. »Ich hab mein Bestes getan. Aber es war wohl nicht gut genug.«
    Wie als Antwort hörte er Stimmen. Junge Stimmen. Sie kamen von dem Hügel, den er kurz zuvor erklommen hatte. Aber sie waren zu weit weg, als dass er die Worte verstehen konnte. Er ging in die Hocke, um nicht entdeckt zu werden, und kroch näher.

    Es war eine traurige, schweigsame Gruppe, die an ihrem Schlafplatz die Waffen einsammelte. Aus reiner Gewohnheit rollten die Seevögel ordentlich ihre Decken zusammen.
    Die Tür des Schreins stand immer noch offen. Hal ging die Stufen hinauf und machte sie zu. Die Tür war kaputt, aber er konnte jetzt nichts tun, um das zu ändern. Er ging die Treppe hinunter. Die anderen sieben Jungen standen im Halbkreis da und warteten auf ihn. Verblüfft begriff er, dass sie immer noch darauf warteten, dass er ihnen sagte, was sie tun sollten. Er deutete auf die Waffen zu ihren Füßen.
    »Die werden wir jetzt wohl abgeben müssen«, sagte er leise.
    Edvin hob das Schwert, das er in der Nacht erhalten hatte, und betrachtete es traurig.
    »Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt«, sagte er. »Es ist so viel besser als das Übungsschwert.«
    Von den anderen kam zustimmendes Gemurmel. Die neuen, guten Waffen und die Helme waren kostbare Erinnerungen an die Bruderschaft der Seevögel. Sobald sie die Sachen zurückgegeben hatten, war diese wundervolle Zeit ihres Lebens für immer vorbei. Es wäre, als hätte es sie niemals gegeben.
    Ulf sagte verlegen: »Es tut mir leid, Leute. Das ist alles meine Schuld.«
    Ausnahmsweise verzichtete sein Zwilling darauf, ihm Vorwürfe zu machen. Die anderen scharrten mit den Füßen und sahen einander nicht an. Schließlich brach Hal das verlegene Schweigen. Die Versuchung war da, Ulf dafür anzuschreien, dass er ihnen das eingebrockt hatte. Doch im Herzen wusste Hal, dass das auch nicht helfen würde. Von nun an waren sie einander die einzigen Freunde, die sie noch hatten. Sie konnten es sich nicht leisten, einen aus ihrer Gruppe zu verlieren. Und insgeheim gestand er sich ein, dass letztlich er es war, der Schuld hatte. Das war die Bürde des Anführers.
    »Lass es gut sein, Ulf. Thorn hat recht. Wenn du wach gewesen wärst, hätten Zavacs Männer dich getötet.«
    Von den anderen war zustimmendes Gemurmel zu hören. Vielleicht kam es nicht aus vollem Herzen, aber es war da.
    »Also ist jetzt wirklich alles vorbei?«, sagte Stefan traurig. »Was machen wir denn nun?«
    »Wir werden nie einen Platz in einem Wolfsschiff bekommen«, sagte Stig. »Das wird man uns nie verzeihen.«
    »Es hat mir gefallen, ein Seevogel zu sein«, warf Ingvar traurig ein. »Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich
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