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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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Helme.«
    Einige der Jungen stöhnten auf. Die Helme waren das Zeichen, dass sie die Ausbildung zur Bruderschaft durchlaufen hatten. Die sollten sie nun zurückgeben?
    »Ihr gebt alles zurück«, ordnete Erak an. Er machte eine Pause und fügte dann bedeutungsvoll hinzu: »Einschließlich eures Schiffs.«
    »Meines Schiffs?« Hals Kopf fuhr hoch. »Den Seevogel ?«
    »Hast du noch ein anderes?«, fragte Erak sarkastisch. »Ja, den Seevogel . Ich beschlagnahme ihn.«
    Hal musste schlucken. Nicht sein Schiff! Nicht den wundervollen, anmutigen Seevogel ! Das konnte Erak doch nicht machen! Er hörte ein leises Stöhnen. Es kam von Thorn. Der alte Mann schüttelte langsam den Kopf, den Blick auf seinen jungen Freund gerichtet. Dann drehte er sich um und verließ die Große Halle, seine schweren Stiefelschritte hallten in der Stille.
    »Bitte, Oberjarl …«, begann Hal mit dünner Stimme.
    Aber Erak achtete nicht auf ihn, sondern wandte sich an Sigurd und Gort. »Berichtigt eure Unterlagen. Die Seevögel gibt es nicht mehr. Soweit es mich betrifft, hat es sie nie gegeben.«
    Die beiden Männer nickten grimmig. Hal sah sich um, suchte nach irgendeinem Hoffnungszeichen, doch er sah nur finstere Zustimmung in den Gesichtern der Jarls.
    »Und jetzt raus mit euch«, sagte Erak zornig. »Ich möchte keinen von euch noch eine Sekunde länger sehen. Geht! Alle miteinander!«
    Schweigend verließen die Jungen die Große Halle. Keiner sagte ein Wort, während sie aus der Stadt den Pfad hinauf zum Schrein gingen. Hal war erleichtert, dass es noch so früh am Tag war. Gerade erst war die Sonne aufgegangen, und das stürmische Wetter trug dazu bei, dass die Einwohner von Hallasholm in ihren Häusern blieben. Er hätte es nicht ertragen, die vorwurfsvollen oder hämischen Blicke der Leute zu sehen, wenn die Neuigkeiten die Runde in der Stadt machten.
    Im selben Moment begriff er, dass er für den Rest seines Lebens diesen vorwurfsvollen Blicken ausgesetzt sein würde. Von nun an war er derjenige, der seinen Posten verlassen hatte und für den Verlust des Andomal verantwortlich war.
    Der Geschmack elendiglicher Verzweiflung in seinem Mund war bitter, als er die schweigende Prozession die Stufen hinauf zum Schrein anführte, um die Waffen zu holen.

Kapitel dreiundvierzig

    T horn verließ wie benommen die Große Halle. Er nahm den Sturmwind gar nicht wahr, der an ihm zerrte und durch seine abgetragene Jacke bis auf seine Knochen fuhr.
    Sein Herz war ein bleierner Klumpen. Wie Hal sah er die Zukunft der einstigen Seevögel vor sich. Sie wären geächtet, gehasst, geschmäht – Hal noch mehr als die anderen, denn er war ihr Anführer und schon immer ein Außenseiter.
    Thorn liebte diesen Jungen. Er liebte seine Begeisterung, seinen Einfallsreichtum und seine schier unerschöpfliche Kraft. Und er konnte erahnen, wie diese Eigenschaften ihm durch eine Atmosphäre von Hass und Bitterkeit ausgetrieben werden würden. Wind und Regen schlugen dem alten Seewolf ins Gesicht, und mit dem Regen vermischten sich Tränen, die seine Wangen hinabliefen. Er konnte es nicht ertragen. Sollte er dabeistehen und hilflos mit ansehen, wie dieser lebensfrohe junge Mensch in den Dreck gestoßen wurde?
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren sehnte Thorn sich nach einem kräftigen Schluck. Nein, nicht einfach nur einen Schluck, nach einer ganzen Menge davon! Er wollte sich ins Vergessen trinken, damit er nicht mehr an den Jungen und das Schicksal, das ihn erwartete, denken musste.
    Unbewusst war er zu Karinas Haus gestolpert, vornübergebeugt im heftigen Wind. Sein dunkler kleiner Schuppen erbebte unter dem Sturm; der schwere Ledervorhang, der als Tür diente, wurde hineingedrückt. Thorn ging hinein und tastete unter seinem Bett nach einem kleinen Leinensack.
    Darin befand sich eine Flasche starken Branntweins. Er hatte ihn seit Jahren hier aufbewahrt, genauer gesagt, seit er mit dem Trinken aufgehört hatte. Anfänglich war er nicht ganz sicher gewesen, ob er wirklich aufhören konnte, und so hatte er den Branntwein behalten, denn der Gedanke, keinen Alkohol in Reichweite zu haben, hatte ihm Angst gemacht. Dann hatte er ihn fast vergessen. Doch an diesem Morgen erinnerte er sich daran. Er holte die dunkle Flasche aus dem Beutel und löste den Stöpsel. Bei dem scharfen Geruch wich er unwillkürlich zurück, doch dann hob er die Flasche an den Mund. Und hielt inne.
    Sobald Karina die Neuigkeiten hörte, würde sie zu ihm kommen. Er wollte nicht, dass sie ihn
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