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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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schon, Rose, wir tauschen die Plätze. Ich mach mir nichts aus Rice Krispy Treats.« Sie tat so, als würde sie mich gar nicht hören. »Wenn du dich hier anstellst, kriegst du bestimmt noch welche ab«, sagte ich. Aber nein, sie hielt sich wohl für was Besseres und hatte es nicht nötig, mit mir zu sprechen. Ausgerechnet Rose Lee! Mit ihrer Plastikzahnspange, die eigentlich durchsichtig sein sollte, aber aussah, als hätte sie sich seit Jahren nicht die Zähne geputzt. Da ist es mit mir durchgegangen. »Dann halt jetzt gefälligst die Fresse, Rose«, sagte ich. »Ich will kein Scheißwort mehr von Rice Krispy Treats, hören, wenn du meine Hilfe ablehnst.« Ich konnte sehen, dass sie Angst kriegte. Auch die anderen wichen zurück und die Schlange löste sich auf. Es war total irre, aber nachdem ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht aufhören. »Verdammte Scheiße!«, sagte ich. »Ich schlitz dir die Kehle auf.« Und als mir nichts mehr einfiel, riss ich den Mund auf und schrie so laut und lange, wie ich konnte.
    Jetzt wissen Sie, was passiert, wenn ich mal nett sein will. Wegen dieser Sache musste ich eine Woche lang nachsitzen.
    Und jetzt plötzlich so was!
    Ich hatte gewonnen! Ich! Will Baird. Willy, der wilde Wichser. Das war mein Spitzname. Sogar die Jungs aus meinem eigenen Team nannten mich so.
    Es war wie eine Wiedergutmachung.
    Als ich in meiner Kabine so darüber nachdachte, bin ich regelrecht zusammengebrochen. Geheult hab ich aber nicht, so schlimm war’s dann doch nicht. Viel hat zwar nicht gefehlt, aber dann wurde es laut, und jemand rüttelte an meiner Kabinentür. Die anderen Spieler aus meinem Team hatten die Toilette gestürmt und säuselten mit Piepsstimmen, als ob sie Mädchen wären: »Ach, Will, darf ich deinen Pokal mal anfassen? Bitte, bitte! Wenn ich ihn schmutzig mach, leck ich ihn hinterher auch ab.« Und dann: »Bist du etwa schon wieder am Wichsen?«
    »Ja, klar«, sagte ich. »Ihr habt mich erwischt. Aber jetzt lasst mich allein, damit ich in Ruhe fertig machen kann.«
    Einen Moment lang waren sie ruhig, dann sagte Lewis, der sich für einen begnadeten Komiker hält: »Beeil dich! Du bist da doch schon ewig drin und wir wollen endlich auf deinen Sieg anstoßen.« Dieses Mal sprach er mit seiner normalen Stimme und er meinte es ernst. Die wollten wirklich einen mit mir trinken gehen, zum ersten Mal überhaupt.
    »Ich brauch noch ’n bisschen«, sagte ich. »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Zu Ricardo. Sein Alter ist verreist.«
    »Wo ist das?«
    »Gilmartin Road, das Haus mit dem Totempfahl im Garten.«
    »Okay. Ich komm nach.«
    Ich merkte, wie sich meine Schulter- und Nackenmuskeln verkrampften. Dass die anderen nicht weggingen, machte es nicht besser.
    »Sag mal, was machst du da eigentlich, Wichser? Es riecht ja schon nach Verwesung.«
    Dann bollerten sie noch mal an die Tür und liefen raus.
    Ich dachte nicht im Traum daran, zu Ricardo zu gehen. Ich brauchte ihre Freundschaft nicht. Oder ihre Glückwünsche.
    Wenn ich auf so was aus gewesen wär, hätte ich Basketball gespielt. Basketball ist das Gegenteil von Golf. Beim Golf ist man mit der Natur allein. Mit anderen Menschen hat man nichts zu tun. Nur du, deine Schläger und was du über Physik, Geometrie und über dich selbst weißt. Das ist das Gute daran. Wenn ich auf dem Grün stehe, meinen Schläger wähle, den Abschlag vorbereite, in Position gehe und Probeschwünge mache, kann ich alles andere vergessen. Die verworrenen Gefühle und Probleme, die ich sonst hab. Dann bin ich ganz bei mir, ohne ich selbst zu sein. Denn obwohl ich dann voll konzentriert bin, denk ich an nichts. Denken und fühlen … damit handel ich mir immer nur Ärger ein. Wenn ich Golf spiele, tu ich keins von beiden. Und wenn ich gut bin, komm ich in einen Zustand, wo ich mich mit der Welt im Reinen fühle.
    Das war das Beste an diesem Tag. Mit jedem einzelnen von den achtzehn Löchern war ich diesem Zustand nähergekommen. Deswegen gab es für mich nur eine Art, meinen Sieg zu feiern: Ich wollte diesen Zustand so lange auskosten, wie es ging.
    Es gibt nur einen Ort auf der Welt, wo ich das kann, ohne einen Schläger in der Hand zu halten. Als ich lange genug gewartet hatte, um sicher zu sein, dass die anderen weg waren, schlich ich mich aus dem Clubhaus, um dorthin zu gehen.

Asheley
    Das ganze Team ging hinterher bei Shakey’s Pizza essen. Da gibt’s ne Salatbar, von der man sich so viel nehmen kann, wie man will. Nach den Spielen gingen die
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