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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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anderen immer zu Shakey’s, aber meist ohne mich, weil ich lieber was mit Craig machte, auch wenn ich ihm dann bloß beim Xbox-Spielen zuschaute.
    Darauf hatte ich an diesem Tag aber keinen Bock.
    Ich schrieb Craig eine SMS , dass wir gewonnen hätten und ich mit den Mädels jetzt feiern ginge.
    Dann dachte ich, dass er genauso gut mitkommen könnte. Wenn das hier mein Durchbruch war und jetzt der Sommer anfing, von dem ich geträumt hatte, konnte ich auch gleich damit anfangen und dafür sorgen, dass alle was davon hatten. Also hab ich gleich noch ne zweite SMS hinterhergeschickt, dass er auch zu Shakey’s kommen sollte. Ich hab ihn damit gelockt, dass er für einmal zahlen unbegrenzte Mengen Cola Light trinken könnte.
    Bei Shakey’s sieht’s aus wie in ner Cafeteria, nur dass es nicht so hell beleuchtet ist. Stattdessen haben sie da kleine Neonleuchten in Form von Bierreklame und niedrige Hängelampen, die nur die einzelnen Tische beleuchten. An den Wänden hängen Fotos von Sportlern. Statt der üblichen Restauranteinrichtung gibt es lange Picknicktische, in die Kritzeleien von zwanzig Jahren eingeritzt sind. Der Laden ist so beliebt, dass man meistens mit vier, fünf anderen Gruppen zusammengequetscht wird, auch wenn man selbst schon als Gruppe kommt.
    Aber weil dieses Mal das ganze Team mitgekommen war, hatten wir einen ganzen Tisch für uns allein.
    Als wir ankamen, rasten alle auf die besten Plätze zu, schubsten herum, fuhren die Ellenbogen aus, schrien durcheinander und fuchtelten mit den Armen, weil alle ganz genau wussten, mit wem sie zusammensitzen wollten. Naomi legte einen ziemlichen Tanz hin, um den Eckplatz auf der Bank zu ergattern und dann den Stuhl an der Stirnseite des Tischs für mich freizuhalten.
    »Hey, Champ!«, rief sie mir zu. »Komm her! Du kriegst den Ehrenplatz.«
    Wir bestellten acht Pizzas, einige davon halb und halb belegt, damit die Vegetarierinnen nicht zu kurz kamen. Während wir auf die Pizzas warteten, stürmten wir die Salatbar. Dass man sich da so viel nehmen kann, wie man will, ist ein Problem, denn das verleitet einen natürlich dazu, sich vier, fünf Artischockenherzen und ein Schälchen Vanillepudding zu viel auf den Teller zu packen. Wenn man nicht aufpasst, geht man zehn Pfund schwerer aus dem Laden, als man reingekommen ist.
    Als wir dann unseren Salat mampften und unsere XXL -Colas schlürften, ignorierte Naomi die Mädels, mit denen sie normalerweise zusammen war. Die anderen hinter ihr machten Spiele oder verrenkten sich, weil sie das eine oder andere Gespräch mitkriegen wollten, das ein Stück von ihrem Platz entfernt geführt wurde. Aber Naomi beugte sich so weit zu mir vor, dass wir beide ganz unter uns waren.
    Sie löcherte mich mit Fragen, aber auf eine nette Art, als müsste sie es unbedingt wissen, und nicht, um mir was Peinliches zu entlocken. Jedenfalls stellte sie eine Frage nach der anderen: Welchen Ferienjob ich machen wollte, ob ich ein Haustier hätte, was meine Lieblingssendung im Fernsehen sei. Meine Antworten: Eisverkäuferin bei Milky Moo, keine Haustiere, weil Will dagegen allergisch ist, die Daily Show , außer wenn ich gehässig drauf bin und mir The Biggest Loser ansehe.
    »Mal abgesehen von Will und Craig«, fragte sie, »mit wem hängst du sonst noch ab? Ich seh dich nie.«
    »Na ja«, sagte ich. »Bestimmt hast du schon gehört … ist ja auch kein Geheimnis … dass meine Mom Probleme hat. Sie verbringt ihr halbes Leben im Tuna Stewies und kippt sich da eimerweise Wodka Tonic rein.«
    Naomi verzog nicht mal das Gesicht. Das mit meiner Mutter wusste einfach jeder. Sie war eine stadtbekannte Säuferin, und ich brauchte gar nicht erst zu versuchen, das zu verheimlichen. Alle hatten sie früher oder später mal durchs Hafenviertel schwanken und mit den Laternenpfählen kämpfen sehen. Naomi hörte zu und sah mich mit ihren klaren grünen Augen an, als würde sie richtig Anteil nehmen.
    »Ich hab kaum Zeit, mich um was anderes zu kümmern«, sagte ich. »Und dann ist es mir lieber, wenige gute Freunde zu haben, als mit jeder Menge Leuten abzuhängen, die mich eigentlich sowieso nicht interessieren.«
    »Wie geht’s deiner Mom denn jetzt?«
    »Sie ist seit vier Monaten trocken. Vielleicht kriegt sie ihre Trinkerei jetzt endlich in den Griff.«
    »Ist doch super!«
    »Ja. Ich kann’s aber noch gar nicht richtig glauben.«
    Naomi sah zu den Deckenbalken auf und schien zu verstehen, wie viel mir das bedeutete. Wir griffen beide nach einem
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