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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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aber mir fiel nichts ein. Ich musste dauernd an Craig denken, der beleidigt neben mir saß und mir den ganzen Abend verdarb.
    Schließlich sagte ich zu ihm: »Willst du jetzt die ganze Zeit dasitzen und schmollen?«
    »Nein.«
    »Und wie würdest du das bezeichnen, was du gerade tust?«
    Er musste grinsen und sah mich verführerisch an. »Gib mir wenigstens einen Kuss! Nur einen. Aber mit Zunge.«
    Jetzt reichte es mir. Das konnte doch nicht ewig so weitergehen! Ich sprang auf, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit mir aus dem Lokal.
    Er tat so, als hätte er das gewollt, winkte in die Runde und machte diese »Wir-telefonieren«-Gesten in Richtung seiner Freunde. Aber wenigstens kam er widerstandslos mit.
    An dieser Stelle muss ich mal sagen, dass Craig nicht immer so ein Arsch war. Sonst eigentlich nie. Er war schwer in Ordnung.
    Er tat immer so, als ob er mit sich und der Welt zufrieden war und mit der gleichen Gelassenheit durchs Leben zog wie die Wellen, die gleichmäßig aufs Ufer zurollen. Als stünde er viel zu weit über den Dingen, um nach ihrem Sinn zu fragen, wie ein abgeklärter Zenmeister. Aber das war bloß das Bild, das er anderen von sich geben wollte. Er mit nacktem Oberkörper, damit alle sein polynesisches Schulter-Tattoo sehen konnten, und der bunten Surferhose, die er so tief runterzog, dass ein paar blonde Schamhaare aus dem Bündchen lugten. Wie einer, der sich treiben ließ und alles so nahm, wie es kam. Und darüber nur lachen konnte. Dieses Lachen! Manchmal, wenn er mit seinen Kumpels rumhing, war es ein brutales Macholachen, aber nur dann. Wenn er mit mir zusammen war, lachten wir über den Wahnsinn, den meine Mutter so veranstaltete. Oder über seinen Vater, der ihm das Leben zur Hölle machte. Er tat immer so, als ob alles im Leben gut würde, wenn man nur laut genug darüber lachte.
    Das mochte ich an ihm. Wenn wir zusammen waren, fühlten wir uns besser, auch wenn wir gerade was Schreckliches erlebt hatten. Und wenn ich mal ernsthaft über was sprechen wollte, hatte ich ja Will.
    Aber an diesem Abend fand ich seinen Humor gar nicht komisch. Vielleicht, weil mein Leben gerade an einem Wendepunkt stand und ich mich vor den anderen beweisen wollte. Jetzt tut es mir natürlich leid. Ich frage mich … Wenn ich ihm gegenüber nicht so abweisend gewesen wäre … Keine Ahnung. Vergessen Sie’s. Das ist nur so ’n dummer Gedanke.
    Ich ging mit ihm hinters Haus, damit man uns nicht durchs Restaurantfenster beobachten konnte, und verschränkte die Arme vor der Brust, um ihm zu zeigen, dass ich nicht zum Spaßen aufgelegt war. Ich sagte: »Können wir damit bitte aufhören?«
    »Womit aufhören? Ich dachte, du bist mit mir rausgegangen, damit ich deine Möpse begrapschen kann. Willst du etwa mit mir Schluss machen? Warum? Weil ich scharf auf dich bin? Suchst du dir jetzt lieber einen Freund, der dich abstoßend findet?«
    O Gott! Um ein Haar wäre ich in Tränen ausgebrochen.
    Ich stammelte: »Wer redet denn von Schluss machen?«
    Sofort war er wieder gut drauf, er umarmte mich und drückte seinen Unterkörper an mich.
    »Ich will nicht mit dir Schluss machen«, sagte ich. »Aber ich … Die Mädels mögen mich. Das ganze Team. Ich hab heute super gespielt und jetzt wollen alle mit mir feiern. Kann ich denn nicht … Ich meine …«
    Ich wusste nicht weiter und schlug mit der Faust auf seine Brust. Die Tränen strömten mir nur so übers Gesicht. Warum musste ich ihm alles lang und breit erklären? Die Situation war doch glasklar. Konnte er das nicht kapieren? Verstand er nicht, wie wichtig das für mich war?
    »Alles klar, Ash«, sagte er. »Du willst feiern? Das kannst du genauso gut mit mir tun.«
    Er hatte also nichts verstanden. Überhaupt nichts. Er würde so lange weitermachen, bis ich ihm gab, was er wollte.
    »Können wir das nicht später tun? Bitte! Lass mich zuerst den Abend mit den Mädels genießen. Danach gehen wir zu dir oder wohin du willst. Okay? Bitte! Gib mir wenigstens noch eine halbe Stunde!«
    »Hmmm.« Er schien zu überlegen. »Na gut. Aber gib mir darauf erst einen Kuss.«
    Ich hatte keine Wahl. Wir küssten uns. Zuerst nur auf die Lippen, aber als er mit der Zunge anfing, hab ich das Ganze beendet.
    Er reckte die Faust in die Luft und brüllte: »Siiiiieg!« Ein endloser Schrei, wie von Kevin Dillon in Entourage . Dann wollten wir wieder reingehen.
    An der Tür wurde mir aber klar, dass ich so nicht vor die anderen treten konnte. Ich musste mich erst wieder beruhigen,
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