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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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das tat Naomi jetzt.
    »Okay«, sagte ich. »Ich komme.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Naomi hielt eine Hand hoch, mit gekrümmten Fingern, wie eine halb offene Faust, und sagte: »Knöchelschwur?« Wir hakten unsere kleinen Finger ineinander und zogen daran. »Ach, dann kannst du ja auch Will mitbringen.«
    »Soll ich?«
    »Warum nicht?« Naomi konnte mir nicht in die Augen sehen, als sie das sagte. Offensichtlich versuchte sie, mir was zu verheimlichen. »Natürlich nur, wenn es für dich okay ist«, sagte sie dann schnell und tat so, als ob es ihr völlig egal war.
    Also interessierte sie sich für ihn. Anders konnte ich mir ihr Verhalten nicht erklären.
    Die entscheidende Sache ist aber: An diesem Tag hatte ich das Gefühl, dass es ein Wendepunkt in meinem Leben war. Und ich fragte mich, was das für uns bedeuten würde. Verstehen Sie, was ich meine? Es war so, als ob … Wie soll ich das erklären? Will hatte eigentlich nie jemanden, mit dem er reden konnte. Er war derjenige, der am meisten darunter zu leiden hatte, was bei uns zu Hause los war. Manchmal kriegte er so Horrorvisionen und dachte, er würde nie wieder einen Schritt nach draußen machen, weil er sich immer nur um Mom und ihre Trinkerei kümmern müsste, für den Rest seines Lebens.
    Ich hoffe, ich erkläre es so, dass Sie es sich vorstellen können. Will hatte schon immer diesen übermächtigen Beschützerinstinkt und fühlte sich für alles verantwortlich, und das von klein auf. Er glaubte, dass es keinen einzigen Menschen auf der Welt gab, außer ihm selbst natürlich, der für Mom und mich sorgen konnte, vor allem für mich. Ich behaupte ja nicht, dass man deswegen alles entschuldigen muss, was er getan hat. Ich will nur … dass das klar wird.
    Jedenfalls schöpfte ich an diesem Tag für mich Hoffnung und dachte, dass es auch Will guttun würde, so was zu erleben. Wenn er Freunde hätte und nicht immer bloß mich. Vielleicht sogar eine richtige Freundin! Dazu noch so eine coole wie Naomi! Diesen Gedanken fand ich ziemlich aufregend und gleichzeitig erleichternd, weil ich mir um Will dann nicht mehr so große Sorgen machen müsste.
    »Na klar«, sagte ich zu Naomi. »Will kommt bestimmt gern.« Dann dachte ich, dass ich ruhig noch etwas nachhelfen könnte, und sagte: »Hast du schon von dem Golfturnier in Hill Grove gehört? Will hat mir vorhin eine SMS geschrieben, dass er vorne liegt und vielleicht gewinnt.«
    Naomi nickte nur und schien sich ihre eigenen Gedanken zu machen. »Cool«, sagte sie dann. »Echt cool. Du weißt, was das bedeutet, Ash?« Sie grinste mich an und wartete auf die korrekte Antwort. »Tequila Shots! Wenn es schon was zu feiern gibt, sollte man es richtig tun.«
    Während wir die letzten Spielzüge verfolgten, ging meine Fantasie mit mir durch. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich stellte mir vor, wie Naomi, Will, Craig und ich gemeinsam den Sommer in Morro Bay verbrachten. Wir würden coole Sonnenbrillen tragen und den Strand unsicher machen, und jedes Wochenende würden wir auf eine andere Party gehen. Alle würden uns beneiden, und wenn es gerade mal keine Party gab, würden die anderen ganz wild darauf sein, abends mit uns zusammen im Wald rumzuhängen, zu kiffen und Bier zu trinken. Und dahinterzukommen, was das Geheimnis unserer Clique war. Lauter Möglichkeiten, die Will und ich noch nie gehabt hatten. Ganz normales Zeug eigentlich, das andere Teenager auch machen, von dem Will und ich bislang aber ausgeschlossen waren.
    Tja. Solche Fantasien entwickelte ich. Das war wohl ziemlich naiv. Worum es mir hauptsächlich ging, wonach ich mich am meisten sehnte, war … dass wir zu einer verschworenen Gemeinschaft würden, wie eine normale, glückliche Familie.
    Jedenfalls haben wir das Spiel gewonnen, und als wir uns mit High Fives gratulierten, klatschten mir die anderen Mädels auf den Hintern und sagten Sachen wie »Killerball, Asheley« und »Das haben wir nur dir zu verdanken«.
    Was soll ich sagen? Es war der perfekte Tag. Vielleicht zu perfekt. Ich hätte wissen müssen, dass was Schreckliches um die Ecke kommen und alles wieder kaputt machen würde.
    Es gab sogar Anzeichen dafür. Als wir die Schläger und Helme und so weiter in unsere Sporttaschen packten, sah ich Keith mit seinem verrosteten Eagle die Straße raufkommen. Er fuhr Richtung Paradise Drive. Ich wusste, dass es sein Wagen war, weil ich den riesigen Totenkopf sah, der an der Heckscheibe klebte, und den Riss in der Windschutzscheibe. Er fuhr
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