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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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misstrauisch an, beäugten Asheley, als wüssten sie genau, was für ein Früchtchen sie wäre, und quetschten uns aus, woher wir kämen und warum wir so weit von zu Hause weg waren. Wie alt seid ihr? Wissen eure Eltern, wo ihr seid? Was soll der Totenkopf-Sticker auf eurem Wagen? Dieser ganze Mist.
    Ich beantwortete alles geduldig und sagte, dass wir unseren Vater in Baja del Mar besuchen wollten.
    »Baja del Mar?«, sagten sie. »Wo die Reichen und Schönen wohnen? Was ist euer Vater denn von Beruf?«
    Asheley lächelte und beschränkte sich darauf, süß auszusehen. Das Reden überließ sie mir. Was gut war. Ich will lieber nicht wissen, was für einen Ärger es gegeben hätte, wenn sie sich auf das Geflirte der Kerle eingelassen hätte. Die hatten sowieso schon viel zu lange auf ihre Brüste gestarrt und sich die Lippen geleckt, als ob sie was Leckeres zum Vernaschen wäre.
    »Architekt«, sagte ich. »Er erwartet uns.« Ich hielt ihnen den Briefumschlag mit seiner Adresse hin und sah sie an wie Obi-Wan Kenobi, so ernst und selbstsicher, dass gar nicht erst der Verdacht aufkommen konnte, wir wollten irgendwelche Droiden über die Grenze schmuggeln.
    Offenbar war ich überzeugend, denn schließlich winkten sie uns durch, und dann waren wir plötzlich in Mexiko. Gott, war das ein gutes Gefühl! Als ob ein ganz neues Leben vor uns lag und wir unsere alte Identität hinter uns lassen konnten, um irgendeine neue anzunehmen, ganz gleich, welche. Es war aufregend und total faszinierend.
    Ich tätschelte Asheleys Knie und sagte: »Jetzt geht’s los. Auf ins Unbekannte! Bist du bereit?«
    Sie nickte und fragte: »Meinst du, er sieht noch so aus, wie wir ihn in Erinnerung haben?«
    »Wer? Dad? Er wird etwas grauer sein. Und wahrscheinlich braun gebrannter. Aber ist das so wichtig? Wir sind in Mexiko. Me-xi-ko!«
    Das war die falsche Taktik. Sie sank in ihrem Sitz zusammen. »Mir ist das wichtig, Will«, sagte sie. »Ich meine … Meinst du, dass er uns wiedererkennt? Oder wir ihn? Es ist … Ich bin total nervös.«
    »Na ja, immerhin hat er angerufen«, sagte ich. »Das bedeutet ja wohl, dass er uns sehen will. Sagt er jedenfalls. Zuerst fremdeln wir wahrscheinlich alle ein bisschen, aber dann … wir erzählen ihm einfach, wie es uns im Laufe der Jahre so ergangen ist, weißt du? Der Rest findet sich. Hauptsache, wir sind alle zusammen. Mach dir keine Sorgen, Ash.« Es war schrecklich, sie so anzulügen, aber noch schrecklicher war es, ihre Angst zu spüren. »Auf jeden Fall sind wir jetzt in Mexiko. Was für ein Abenteuer! Los, komm, freu dich!«
    Sie hob die Hände, schwenkte sie durch die Luft und sagte: »Yeah!«, aber es klang nicht besonders begeistert.
    »Also dann«, sagte ich. »Ich fahre, du navigierst. Hast du die Karte?«
    »Jawoll, Boss.«
    »Okay, dann los.«
    Wir brauchten fast den ganzen Tag bis Baja del Mar.
    Zuerst steckten wir ewig im Wahnsinnsverkehr von Tijuana fest, zwischen lauter Rostlauben, in denen Mexikaner saßen, und dicken Geländelimousinen mit amerikanischen Kennzeichen, in denen junge Leute durch die Gegend cruisten, auf der Suche nach einem billigen Vergnügen. Alle fuhren kreuz und quer, wie es ihnen gerade passte. Als ob sie nicht wüssten, was die Fahrbahnmarkierungen zu bedeuten hatten, und als ob es keine Ampeln gäbe. Dazu noch die vielen Fußgänger – Frauen in viel zu engen Kleidern und Männer, die ihre Hemden bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hatten, Cowboyhüte trugen und herausfordernde Blicke um sich warfen.
    Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte das Gefühl, dass jeder Einzelne von denen irgendwas Halbseidenes vorhatte. Die Frauen sahen alle aus wie Nutten, und die Männer schienen nichts anderes im Kopf zu haben, als sie flachzulegen. Das war keine Stadt für uns. Zumindest nicht für Asheley. Die bloße Vorstellung, was diese Typen hier mit ihr anstellen würden, machte mich nervös. Am liebsten hätte ich ihnen ein Messer an die Kehle gehalten.
    Aber Asheley sorgte dafür, dass ich ruhig blieb. Sie lotste uns durch die Stadt und dann raus auf die Küstenstraße. Glücklicherweise herrschte da nicht so viel Verkehr. Ab und zu schob sich ein Truck voller staubiger Arbeiter an uns vorbei. Wir kamen auch an einer bunt gekleideten mexikanischen Familie mit Kindern vorbei, die spazieren gingen, am Straßenrand Blumen pflückten und ihre mexikanischen Träume träumten.
    Uns ging es inzwischen wieder richtig gut.
    An einem sonnigen Uferfelsen machten wir Rast und
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