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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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könnte Könige zeugen.« Dabei lächelte er seine Gemahlin an, eine dralle, hübsche Frau namens Tulach, die selbst der königlichen Linie entsprang.
    »Ich habe mehrere Söhne«, antwortete Morgause unverfänglich. »Vielleicht wird einer der anderen – «
    »Ihr denkt, ich schmeichle Euch«, fiel Bliesbituth ihr ins Wort. »Aber dem ist nicht so. Britannien war zur Zeit der Kaiser stark, aber diese Zeit ist vorüber. Die Votadini sollten sich gen Norden wenden. Unser Land wurde nie erobert; unsere Krieger haben nie die Schwerter niedergelegt. Wenn alle Völker nördlich des Walls so fest zusammenhielten, wären wir eine nicht zu unterschätzende Macht. Die Römer nennen uns die Pikten, das bemalte Volk, aber wir sind die Pretani, die wahren Briten dieser Insel. Der Süden ist erschöpft – jetzt kommt unsere Zeit.«
    Morgause spürte, wie ihr das Blut von Generationen, die gekämpft hatten, um den Wall zu verteidigen, in die Wangen schoss, aber sie verkniff sich eine Erwiderung. Allseits wurde berichtet, Artor hätte die Sachsen und die Männer Erius im Griff; sie war zu taktvoll, um Bliesbituth daran zu erinnern, wie ihr Bruder die Pikten vor drei Jahren abgefertigt hatte. Die Römer hätten selbst auf dem Gipfel ihrer Macht wenig mehr auszurichten vermocht.
    Plötzlich durchfuhr sie ein anderer Gedanke. Wenn die gesamte Macht Roms nicht mehr auszurichten vermocht hatte, was hieß das dann für die Macht Albas? Solange Artor jung und stark war, würde es ihm vielleicht gelingen, den Norden im Griff zu behalten, aber wie würde es seinem Nachfolger ergehen? Die Fürsten Britanniens hatten sich geweigert, Morgauses Gemahl zu ihrem König zu küren, weil seine Macht zu weit entfernt vom Mittelpunkt der Geschehnisse lag, doch in den kommenden Zeiten mochte es durchaus sein, dass einzig ein König, dessen Stärke in den Grenzgebieten lag, als Herrscher infrage kommen würde. Ein König wie mein Sohn, dachte sie mit einem bösartigen Lächeln. Mein Medrod…
    »Zudem gilt es Folgendes zu bedenken«, warf Tulach ein. »Es heißt, die Menschen des Südens hätten ihre Götter aufgegeben. Die neue Religion lehrt Liebe und Frieden. Ist es da ein Wunder, dass das Kaiserreich untergegangen ist? In dieser Gegend hier, meine Königin, glaubt Ihr an den alten Traditionen festzuhalten, die Pretani aber haben sie in all ihrer Reinheit bewahrt. Bei uns besitzen nicht nur die Männer Macht!«
    Morgause lächelte gezwungen. Der in den dichten Locken ihres bronzebraunen Haares steckende Silberschmuck erklang leise, als sie nickte. »Es stimmt, dass viele Menschen in Britannien dem Christus folgen, ich aber bin die Tochter der Herrin vom See und die Erbin ihrer Geheimnisse.«
    »Zweifellos, dennoch gibt es Dinge, in die wir Euch einweihen könnten, Morgause.«
    Morgause antwortete ihr nicht. Der Staub, den Leudonus’ Kavalkade aufwirbelte, schwand in immer weitere Ferne, und es war Zeit, wieder hineinzugehen. Sie konnte nicht verleugnen, dass Tulachs Angebot sie kurz in Versuchung geführt hatte. Aber sie gehörte mit Leib und Seele der Macht, die auf der Insel der Maiden wartete. Es lag viel zu lange zurück, seit sie zuletzt das Wasser des Eilands getrunken, dessen Luft geatmet hatte.
    Sie sollte ihrer Mutter einen Besuch abstatten, dachte sie, und Medrod mitnehmen. Es war an der Zeit, dass Igraine ihren jüngsten Enkel kennen lernte.
     
    »Tja, Morgause, die Mutterschaft tut dir unverkennbar gut. Du blühst und gedeihst wie eine Rose!« Everdila bedachte sie mit einem zahnlosen Grinsen und klopfte mit der Hand auf die Bank neben sich. Hinter ihr rankten sich die Rosen in Igraines Garten eine Laube empor. An diesem geschützten Ort sprossen die roten Blüten im Überfluss und verteilten leuchtende Blütenblätter über den Pfad.
    Stimmt, dachte Igraine, die ihre Tochter mit etwas prüfenderem Blick musterte, aber diese Rose beginnt allmählich ein klein wenig welk auszusehen.
    Morgause besaß immer noch einen wunderschönen, üppigen Körper, aber nach fünf Kindern hingen ihre Brüste leicht herab, und auch die Bauchmuskeln hatten nicht gänzlich ihre Spannkraft wiedererlangt. Doch es war ihr Antlitz, das den Gedanken heraufbeschworen hatte, als Igraine die ständige Röte in den Wangen und die ersten Fältchen der Unzufriedenheit um den Mund aufgefallen war. Everdilas alten Augen mochte es durchaus entgehen – aber schließlich war Morgause schon immer ihr Liebling gewesen, seit die damals frisch mit Uther verheiratete
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