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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben
Autoren: Diana L. Paxson
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Hauptstreitkräfte bei Sorbiodunum aufeinander geprallt, und obwohl die Dumnonier nicht gänzlich besiegt wurden, hatten die Sachsen ihnen den Rückzug nach Westen abgeschnitten. Nun verfolgte die größere Armee der Sachsen sie über die Ebene.
    Durch ihre zahlreichen Verwundeten würden die Briten nur langsam vorankommen. Aelle hoffte, sie abzufangen, ehe sie sich mit den Truppen vereinen konnten, die Artor in Demetia aufstellte.
    Oesc spürte, wie sich einige weitere Muskeln beschwerten, als er sich zur Seite drehte und wieder die Augen schloss. Doch der tiefe Schlummer, dessen er so dringend bedurfte, blieb ihm verwehrt. Stattdessen verfiel er in einen Zustand zwischen Halbschlaf und Wachen, in dem er durch eine Landschaft einander bekriegender Geister taumelte.
    Zuerst dachte er an die alte Geschichte von Hild, deren Fluch ihren Vater und ihren Geliebten dazu verdammte, ihre letzte Schlacht bis in alle Ewigkeit zu wiederholen. Dies aber war eine Schlacht von Sachsen gegen Briten, und es war Rigana, die Flüche ausstoßend unter ihnen wandelte. Er vermeinte, ihr zu folgen und sie um Vergebung anzuflehen, damit wieder Friede einkehren könnte. Und dann wandte sie sich um; ihr Antlitz war das einer Walküre, einer jener Töchter Wodens, welche die Toten von den Schlachtfeldern für Wodens Halle auswählten.
    Oesc hielt inne und ballte die Fäuste gen Himmel. »Was willst du denn? Wann setzt du diesem Schlachten ein Ende?«
    Da sah er, wie ein gewaltiger Sturm über das Schlachtfeld fegte, der die Leichname der Männer wie Laub erfasste und über den Himmel wirbelte. Und gleich dem Tosen jenes Sturmes ertönte die Antwort »Wenn du Weisheit über den Krieg stellst… Wenn du lernst, wie du den Speer einsetzen musstl«
    Die Briten zogen sich zurück. Cador hatte Artor ersucht, ihm mit seinen Streitkräften aus Demetia zu Hilfe zu eilen, doch die sächsische Armee war größer als erwartet. Auf offenem Felde hatten die Briten ihr nichts entgegenzusetzen. Mehrere Scharmützel und eine offene Schlacht hatten bewiesen, dass die Sachsen ihnen zumindest zahlenmäßig hoffnungslos überlegen waren. Jede Villa auf ihrem Weg war geplündert worden, und hinter ihnen rauchten noch die Ruinen von Cunetio. Aber obwohl die Verteidiger gezwungen waren, sich zurückzuziehen, taten sie es wenigstens geordnet. Die Verluste waren vergleichsweise gering gewesen, was den Rückzug für so manchen umso schmachvoller erscheinen ließ. Allein Artor schien unbekümmert.
    Als die Unzufriedenheit unter seinen Gefolgsleuten zu groß wurde, berief Artor den Rat der Hauptleute ein.
    Sie hatten das Lager ein Stück außerhalb des Weilers Verlucio aufgeschlagen, einer Wegstation an der Hauptstraße, die von Calleva und der Landesmitte nach Aquae Sulis führte. Die Einwohner, die nur allzu gut wussten, dass alle Vorräte, die sie nicht mit der eigenen Seite teilten, schon bald ein Raub der Sachsen würden, hatten sich als großzügig erwiesen, was Speise und Trank betraf, und die Männer waren milder gestimmt, als dies noch bei Tagesbeginn der Fall gewesen war.
    Der gute Wein hatte dafür gesorgt, dass selbst Gwalchmai versöhnlicher wirkte als noch am Morgen. Dennoch hatte Bediver, als er in die verdrießliche Runde blickte, ein laues Gefühl im Magen.
    »Was ist denn los, alter Freund?«, vernahm er eine Stimme an seiner Seite. »Du siehst drein wie ein Schaf, das soeben die Wölfe heulen hört.« Es war der König.
    Bediver seufzte. »Im Augenblick fürchte ich weniger die Wölfe als vielmehr die Hirtenhunde. Sie werden nicht gerne geprügelt, aber fortlaufen wollen sie auch nicht.«
    »Und du befürchtest, der Hirte könne sie nicht im Zaum halten?« Artors Augen strahlten so hell, als zöge er in eine Schlacht.
    Bediver errötete. Trotz der sorglosen Worte weiß er nur allzu gut, was hier auf dem Spiel steht.
    »Hab Vertrauen. Niemand kann immer nur gewinnen, aber ich habe einen Plan.«
    »Herr«, erwiderte Bediver leise. »Ich habe immer an Euch geglaubt, seit ich dreizehn Jahre alt war.«
    Diesmal war es Artor, dem die Röte ins Gesicht stieg. Rasch wandte er sich ab und nahm auf dem Faltstuhl mit dem scharlachroten Ledersitz und Rückenteil Platz, der ihm als tragbarer Thron diente. Gwalchmai stellte sich hinter ihn zur Rechten, Bediver zur Linken. Nach und nach verstummten die versammelten Männer.
    »Lasst mich Euch eine Geschichte erzählen«, sprach der Hochkönig in die Stille.
    »Einst jagte ich einen Hirsch. Es war ein altes,
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