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Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums
Autoren: Bastei Lübbe
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mal hatte? Und daran, dass Du mich immer gefragt hast, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, so eine niedrige Lebensform zu sammeln? Nimm das lieber schnell zurück, Rokkopo! Klepperblöker können auf allen ihren Köpfen gleichzeitig stehen, Sachen in vielen aufregenden Farben aus ihren Rüsseln blasen und Gehirnoperationen aneinander vornehmen – von ihrer Quontillion anderer Talente mal ganz abgesehen. Davon können Erdlinge noch nicht mal träumen! Sie sind wirklich das langweiligste Forschungsprojekt, das Du Dir vorstellen kannst. Sie können nichts, was auch nur annähernd von Interesse wäre. Aber es gibt Hoffnung für sie, weil wir sie nämlich schon bald verbessern werden. Und genau dafür muss ich sie sammeln.
    Papas Verbesserungsmaschine für Erdlinge ist unglaublich. Papa sagt, dass sie noch andere streng geheime Dinge kann, über die nur er und die
     Kaiserlichen Geheimniskrämerdienste Bescheid wissen.

    Als Furzina die Verbesserungsmaschine sah, fragte sie: „Wird es wehtun?“
    „Nicht sehr“, meinte Papa. „Erdlinge empfinden nicht so viel wie wir, weder körperlich noch emotional. Sie können nicht einmal gleichzeitig glücklich und wütend aussehen. Sie sind nicht viel intelligenter als unsere Haustiere.“
    Bei dieser Beleidigung fing Plucki so heftig an zu bellen, dass sich seine Hundegestalt aufzulösen begann.
    Wir müssen vorsichtig sein – Erdlinge leiden hin und wieder unter einer einfachen Gehirnstörung, die man „Stress“ nennt. Sie scheint auch uns zu befallen. Stress und jede Art von Aufregung wirken sich negativ auf unsere Tarnungen aus. Jedenfalls kamen auf einmal Pluckis vier Glupscher zum Vorschein und seine Sprungfedern fingen wieder an zu wachsen. Er war deswegen ganz aus dem Häuschen, bis wir ihm einen Schluck Koz gaben. ( Klong sei Dank gibt es Koz , den Verwandlungstrunk, den wir stets dabeihaben müssen, für den Fall, dass unsere Tarnungen an Wirkung verlieren.) Es wäre wirklich zu dumm, wenn wir entdeckt würden, nur weil Plucki sich nicht geistig zusammenreißen kann.
    „Bekommen die Erdlinge zum Schluss eigentlich ihre Gratiseiscreme?“, wollte Furzina wissen.
    „Natürlich nicht“, erwiderte Papa mit einem Lächeln.
    „Und was passiert, wenn sie durch den Ausstoßschacht fallen? Explodieren sie dann?“
    „Gute Frage“, sagte Papa. „Sie werden wahrscheinlich lauthals schreien, aber ich glaube nicht, dass sie explodieren. Es gibt sowieso viel zu viele von
     ihnen. Dieser Planet ist überbevölkert. Zurzeit leben hier 6.934.171.924 Erdlinge.“ **

    Papa betrachtete nachdenklich seinen universalen Bevölkerungs-Rechner. Er versetzte ihm einen Schlag. „Hmmm. DieZahl ist ziemlich hoch. Entweder hat sich der Rechner vertan oder wir befinden uns in einem anderen Jahr.“
    „Du hast es gut mit deinen Verbesserungsapparaten und Rechnern. Ich muss Teetassen bügeln!“, rief Mama und schwang drohend eine lange Stange.
    „Das ist kein Bügeleisen, das ist ein Besen“, seufzte Papa. Er blätterte in einer Ausgabe von Professor Quadratkes Reiseführer Erde .

    „Dieser schluffelige Quadratke“, schnaubte er. „Er ist vielleicht Experte auf dem Gebiet der kaiserlichen Dynastien, Wurmlöcher, dunklen Materie, Hyper-Mathematik und Erdlingsbekleidung. Aber diesem ganzen Kram wie Teetassen, Bügeleisen und Kissen hat er nur zwei Seiten gewidmet!“
    „Typisch Professor – keine Ahnung, wozu eine Küche gut ist“, sagte Mama, als hätte sie den leisesten Schimmer.
    Ihre Rolle als Erdlings-„Hausfrau“ gefällt ihr überhaupt nicht. Anscheinend müssen „Hausfrauen“ den ganzen Tag putzen und Kleider flach drücken. Normalerweise würde sie sich jetzt in einem angenehmen Aquanium -Becken Luft zufächeln und die Sklaven herumkommandieren. Aber hier muss sie sich um alles selbst kümmern – wie anstrengend.
    Auf der Erde müssen wir uns an die Regeln halten ( Interplanetarische Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen für die Erforschung anderer Planeten , S. 981) und wie Erdlinge leben. Aber ein Leben kann man das nicht nennen, Rokkopo!
    Selbst unsere einmonatige Schulung hat uns nicht darauf vorbereitet, was es bedeutet, einen ganzen Tag lang als „Familie“ in einem winzigen „Haus“ zusammengezwängtzu sein. Wir haben nicht einmal genug Platz, um durch die Gegend zu wirbeln und zu schlängeln. Ehrlich gesagt, würde ich lieber einen ganzen Tag lang Wuschpel ploppen , als hier auch nur eine weitere Erdenstunde zu verbringen.
    Und morgen ist mein
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