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Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums
Autoren: Bastei Lübbe
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erster Schultag. Diese Woche habe ich die Aufgabe, mich mit einem Erdling anzufreunden. Ich soll ihn „zum Tee“ zu mir nach Hause locken, damit Papa seine Verbesserungsmaschine ausprobieren kann. Wenn alles gut läuft, wird Papa alle Erdlinge verbessern, indem er sie intelligenter macht. Er sagt, ihre schwächlichen Organismen würden mit einer Steigerung auf unser Intelligenzniveau nicht fertig werden. Aber er glaubt, dass man sie zumindest um ein Hundertfaches verbessern kann. Dann werden sie endlich ihre Fehler einsehen können, den Weltkrieg beenden und für Frieden auf Erden sorgen.
    Papa meint, dass selbst todlangweilige Planeten wie die Erde gerettet werden sollten, um die „Artenvielfalt des Universums“ zu erhalten. Wenn die Mission gelingt, bekommt Papa vom Kaiser höchstpersönlich eine Medaille des Intergalaktischen Geheimniskrämerdienstlichen Komitees überreicht!Wir werden auch ein paar der allerbesten Erdlinge als Sklaven mit nach Faa nehmen, damit wir nie wieder einen Wuschpel eigenhändig ploppen müssen.
     
    Vorhin kam Bert piepend und brummend in mein Zimmer. Obwohl er ein eigenes Zimmer hat, fällt es ihm schwer, sich hier einzugewöhnen. Er ist noch einsamer als wir, weil es keine Roboter gibt, mit denen er reden kann. Im Umkreis von einer Quadzillion Lichtjahren besitzt nichts und niemand ein Denkvermögen, das mit seinem vergleichbar ist.
    Er sagt, er hat immer wieder furchtbare Visionen von Schreggs. Weißt Du noch, was für Albträume wir jedes Mal hatten, wenn uns Dein Ur-Ur-Ur-Großvater
     ihre fettigen lilafarbenen Gesichter beschrieben hat? Und wie er uns erzählt hat, dass süße kleine Honichbummeln, die freundlichsten Lebewesen des
     gesamten Universums, ihre Leibspeise sind? Dabei können Schreggs die Honichbummel nicht einmal verdauen. Es macht ihnen nur Spaß, ihre Beinchen zappeln zu
     sehen. Aber ich habe mittlerweile viel über Schreggs gelesen, und sie sind noch schlimmer, als ich dachte.

    Ich erinnerte Bert daran, dass wir die Schreggs schon vor langer Zeit vernichtet hatten, als er noch nicht einmal ein Mikrochip war. Das schien ihn zu beruhigen. Ich glaube, es war ein Fehler, Bert Gefühle zu programmieren.
    Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich vermisse Mutti und Vati und Mami und Papi und auch Mutter und Vater. Sag es ihnen nur nicht. Ich will nicht, dass sie denken, ich wäre nicht edel und tapfer. Es ist komisch, mit nur zwei Elternteilen und meiner nervigsten Schwester hier zu sein. Aber so leben viele Erdlinge.
     
    Dein Freund bis an den Tag, an dem Wuschpels Selbstachtung gewinnen,
Fluppipi

    *
Anmerkung des Lektorats: Dieses Buch könnte von Sprösslingen gelesen werden. Bitte das Wort „Komrottelpups“ einfügen.
**
Die Erdlingsbevölkerung wächst sekündlich. Jetzt müssten es also 6.934.171.932 sein.

Lieber Rokkopo,
     
    ein Tag voller unangenehmer Überraschungen!
    Wie es aussieht, haben wir uns mit unseren Erd-Daten um etwa 2 207 520 000 Sekunden vertan. Das bedeutet, dass wir nicht, wie angenommen, im Erdenjahr 1942 angekommen sind und dass der Weltkrieg bereits seit fast siebzig Erdenjahren vorbei ist. Aus irgendeinem rätselhaften Grund hat ihn die popelige kleine Insel namens Großbritannien, auf die es uns verschlagen hat, gewonnen. Die gegnerische Armee muss wohl vor Lachen tot umgefallen und aus Versehen in ein schwarzes Loch gestürzt sein.
    Adolf Hitler, das kleine keifende Männchen mit der haarigen Oberlippe, ist schon lange tot. Anscheinend war erder Meinung, dass eine Erdlingsgattung besser wäre als die anderen und deshalb viel mehr Recht hätte zu leben als der Rest. Da jeder mit auch nur ein bisschen Flaaarn erkennt, dass alle Erdlinge (von ein paar geringfügigen Unterschieden in Gestalt, Farbe und Haarbewuchs einmal abgesehen) völlig gleich und vor allem gleich lachhaft sind, war dieser Hitler zweifellos vollkommen verrückt.
    Mama hat mich und Furzina heute zum ersten Mal zur Schule gebracht. Natürlich gehen wir nicht auf dieselbe Schule. Furzina geht in einen schrecklichen kleinen Laufstall, den man „Kindergarten“ nennt.
    Mama hat uns in einer großen Kiste auf Rädern namens „Kinderwagen“ geschoben, aus der wir ständig herausplumpsten. Es war schon schlimm genug, mich hineinquetschen zu müssen, während Furzina wie ein zeternder Puspuckl um sich trat. Doch so richtig furchtbar wurde es, als mir klar wurde, dass ich für einen Kinderwagen eindeutig zu alt und zu groß bin. Selbst Furzina ist schon zu alt dafür.
    Auf
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