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Brief in die Auberginenrepublik

Brief in die Auberginenrepublik

Titel: Brief in die Auberginenrepublik
Autoren: Abbas Khider
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wieder!«, sagte Murad lachend. »Ein Geschenk wartet auf dich.«
    »Was ist es?«
    »Du erfährst es noch heute. Jetzt geh! Ich muss etwas erledigen.«
    Am selben Tag bekam ich das Geschenk. Eine Belohnung für die Treue und die gute Arbeit: eine Villa am Fluss im Wert von 500000 Dollar. Eine russische Firma werde in Kürze mit den Bauarbeiten beginnen.
    Zwei Wochen nach dem Besuch des Präsidenten kam der Befehl, ich sollte mich bei der Behörde für Äußere Sicherheit melden. Es ging um die direkte Zusammenarbeit mit den Außendienststellen. Meine neue Aufgabe: die Aktivitäten der »streunenden Hunde« in verschiedenen Hauptstädten der Welt wie zum Beispiel in London, Paris, Berlin oder Amman, Damaskus, Beirut im Auge zu behalten und zu protokollieren.
    Seitdem treffe ich den Präsidenten fast jedes Jahr. Anfang 1996 wurde ich in den Kreis der »Freunde des Präsidenten« aufgenommen, dessen Mitglieder Saddam persönlich auswählt. Im selben Jahr, das ich als Glücksjahr meines Lebens bezeichne, gründete ich eine neue Abteilung in der Sicherheitsbehörde: die »Brief-Kontrolle«. Diese Erfindung von mir wurde Ende 1996 und Anfang 1997 in fast allen Sicherheitsbehörden der großen irakischen Städte eingeführt. Manche nennen sie »Ahmed-Abteilung«, aber offiziell heißt das Projekt in den Unterlagen der Sicherheitsbehörde: Ahmed-der-Wolf-Projekt.
    Die Idee zu dieser Kontrollbehörde, die ich als mein Lebenswerk betrachte, war mir gekommen, als ich mich 1996 in Amman aufhielt. Einer meiner Mitarbeiter hatte berichtet, dass viele Lastwagenfahrer illegal Briefe von Exilanten ins Land schleusten, um sie deren Angehörigen zu übergeben. Mir war sofort klar, dass es unmöglich war, alle Lastwagen an der Grenze nach Briefen zu durchsuchen. Noch am selben Tag beriet ich den Fall mit meinen Mitarbeitern. Wir diskutierten stundenlang und suchten nach möglichen Wegen, dieses Phänomen unter Kontrolle zu bringen. Unser Plan war es, die Organisatoren zu finden und festzunehmen. Es dauerte nur eine Woche, bis wir den Namen des Organisators in Amman herausfanden. Es handelte sich um Ali Al-Bhadly, einen Iraker, den Besitzer des Al-Iraqi-Reisebüros. Laut unseren Informanten war er politisch völlig desinteressiert, ein einfacher Geschäftsmann.
    »Ich will ihn haben!«, befahl ich meinen Männern und wartete ungeduldig auf die Überstellung des Mannes. Meine Mitarbeiter entführten Ali Al-Bhadly, einen unvorsichtigen Kerl, der sich ständig in Nachtclubs und Diskotheken herumtrieb. Sie schleppten ihn in mein jordanisches Büro in Amman, das in einem Haus in der Stadtmitte untergebracht war. Übereifrig gestand Al-Bhadly, Briefe mit Lastwagen illegal zu transportieren. »Ich verdiene dadurch wirklich gutes Geld«, behauptete er.
    Ich versprach ihm, die Angelegenheit unter vier Augen zu belassen, wenn er mir den Namen des Organisators in Bagdad verriete. »Außerdem kannst du dieses Geschäft weiterbetreiben und wirst von uns dafür mit Geld belohnt. Für jede wichtige Information, die ein Brief aufweist, gibt es für dich und deinen Geschäftspartner in Bagdad von uns ein gutes Honorar. Es wäre hilfreich, wenn du uns unterstützt, Kuriere und Büros in anderen Städten anzuheuern, Damaskus, Kairo, Tripolis, Tunis oder Beirut. Egal wo, wir benötigen die totale Kontrolle. Wenn du nicht kooperierst, wird deinen Familienangehörigen im Irak Schlimmes zustoßen!«
    »Okay. Es geht hier aber nur um das Geschäftliche. Oder? Spion möchte ich keinesfalls werden, ich will meinen guten Ruf behalten. Geschäftemachen heißt vor allem, einen guten Ruf zu besitzen. Wenn mir der bleibt, spiele ich mit. Meine Kontakte sind vielfältig, und ich habe mächtige Freunde im Irak. Aber wir müssen hieraus kein Drama machen, oder? Geht es hier nur ums Geschäft?«
    »Ja, es geht nur darum.«
    »Einverstanden.«
    In Bagdad war es schwieriger als in Amman mit diesem Ali. Der Unternehmer Haji Saad Al-Kubiysi, Alis irakischer Geschäftspartner, Besitzer des Tahrir-Import-Export-Büros, war ein sehr bekannter Mann. Er unterhielt persönliche Beziehungen zum ältesten Sohn des Präsidenten, Odai, und stand unter seinem Schutz.
    Odai Saddam ist der Chef des Nationalen Olympischen Komitees und der Chef des irakischen Journalistenverbandes, Herausgeber der
Babel
-Zeitung und Besitzer des Jugend-TV. Außerdem ist er Chef der Saddam-Fedaijin, in der fast 40000 Männer in schwarzen Uniformen mit Strumpfmasken seinen Befehlen folgen. Seit dem
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