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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe
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Kang.«
    Sie erstarrte ein wenig, während ihr Herr sich näherte. Chenqua war das Oberhaupt der Händlergilde Cohong. Er war ein mächtiger, einflussreicher Mann. Als ihr Vater ums Leben gekommen war, hatte Chenqua sich um den Nachlass gekümmert und sie in die Familie aufgenommen. Dafür schuldete sie ihm Dankbarkeit und Gehorsam.
    Trotzdem missfiel es ihr sehr, dass er sie Jin Kang nannte. Diesen Jungennamen hatte er ihr gegeben, als er sie das erste Mal als Spionin auf die Europäer angesetzt hatte. Sie war vielleicht hässlich und groß, hatte riesige Füße und grobe Gesichtszüge. Aber sie war immer noch eine Frau - jedoch nicht für Chenqua und auch für sonst niemanden in seinem Haus. Sie war Jin Kang, eine sonderbare Kreatur, weder Mann noch Frau.
    Sie bemühte sich, die schlechten Gedanken abzuschütteln, und verbeugte sich. »Guten Morgen, Onkel.«
    Er trug, genau wie sie, ein schlichtes Baumwollhemd und Hosen. Er war also gekommen, um mit ihr zu trainieren. Er hob die Hände zum Gruß und forderte sie damit gemäß den Regeln zum Kampf auf.
    Sie drückte ihre Handrücken gegen die seinen. Diese Übung hieß >Klebrige Hände<. Seine Haut war glatt und trocken und sie spürte, wie die Kraft seiner Chi-Energie durch sie hindurchfloss. Er war größer als sie, stark und sehr sportlich, obwohl er schon über sechzig war. Sie war die Einzige in seinem Haushalt, die anständig Kung Fu mit ihm trainieren konnte, und unter anderem setzte er sie dazu ein.
    Langsam ließ er die Arme in der Luft kreisen. Sie hielt den Kontakt mit ihm, spürte den Fluss seines Chi. Dadurch konnte sie seine Bewegungen erahnen. Er bewegte sich schneller, und es wurde schwieriger, ihm zu folgen. Für einen außenstehenden Beobachter hätte das Ganze wie ein merkwürdiger Tanz ausgesehen.
    Chenqua versuchte einen raschen Schlag auszuführen, war aber nicht in der Lage, ihrem Handgelenk auszuweichen. Sie blockte seinen Schlag ab. Während er sich im Ungleichgewicht befand, holte sie mit dem Handballen zum Gegenschlag aus. Er lenkte ihren Schlag ab, so dass sie ihn nur an der Schulter berührte. Noch einmal kamen ihre Hände zusammen und folgten einem Bewegungsablauf, der förmlich und graziös wirkte. Dahinter verbarg sich aber eine starke Spannung. Wie zwei argwöhnische Wölfe stellten sie einander auf die Probe.
    »Ich habe eine neue Aufgabe für dich, Jin Kang.«
    »Ja, Onkel?« Sie entspannte sich bewusst, damit sie sich mit der Erde verwurzelt fühlte und unmöglich umzuwerfen war.
    »Ein neuer Partner wird in Gavin Elliotts Handelsfirma eintreten. Er heißt Maxwell. Du musst dich ganz besonders um ihn kümmern.«
    Troths Magen verkrampfte sich. »Elliott ist ein höflicher Mann. Warum sollte sein Partner Schwierigkeiten machen?«
    »Elliott kommt aus dem Schönen Land. Dieser Maxwell ist Engländer und mit denen hat man immer mehr Ärger als mit den anderen Fan-qui. Schlimmer noch, er ist ein Lord und überheblich dazu. Solche Männer sind gefährlich.« Wieder versuchte er, ihre Abwehr zu durchbrechen, aber ohne Erfolg.
    Troth kämpfte heute sehr gut. Die Übungen hatten ihr neuen Mut geschenkt. Deshalb wagte sie eine Bitte zu äußern, die sie schon jahrelang hatte stellen wollen. »Onkel, befreist du mich vom Spionieren? Mir ... mir gefällt es nicht, andere Menschen zu betrügen.«
    Er zog die dunklen Brauen hoch. »Das ist doch nichts Schändliches. Ich und die anderen Cohong-Händler sind für alles verantwortlich, was die fremden Teufel tun. Es ist wichtig für unsere Sicherheit, dass wir ihre Pläne kennen. Sie sind wie ungezogene Kinder, können uns Ärger bereiten, ohne zu verstehen, warum. Man muss sie beobachten und kontrollieren.«
    »Aber mein ganzes Leben ist eine Lüge!« Sie holte zum Schlag aus. Sie hatte die Situation jedoch falsch eingeschätzt, und Chenqua hatte die Gelegenheit, ihrem Unterarm einen Stoß zu versetzen. »Es ist mir verhasst, so zu tun, als sei ich Dolmetscherin. Heimlich höre ich dann ihren Privatgesprächen zu und lese ihre Papiere.« Ihr Vater war so ehrlich gewesen, wie ein Schotte nur sein konnte. Er wäre entsetzt, wenn er wüsste, was für ein Leben sie führte.
    »Es gibt auf der ganzen Welt keinen Menschen, der so gut Chinesisch und Englisch spricht wie du. Es ist deine Pflicht, die Fan-qui zu beobachten.« Chenqua versuchte sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Mit einer fließenden Bewegung wich sie seinem Angriff aus, nahm seinen Arm und nutzte den Schwung. Er fiel auf den weichen
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