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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe
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persönliche Angelegenheit. »Meinen größten Traum werde ich mir vermutlich nicht erfüllen können. Haben Sie je von dem Tempel von Hoshan gehört?«
    »Ich habe einmal ein Bild von ihm gesehen. Er liegt etwa hundert Meilen von Kanton entfernt, nicht wahr?«
    »Ja, diesen Tempel meine ich. Besteht irgendwie die Möglichkeit, ihn zu besichtigen?«
    »Nein, das ist leider völlig unmöglich.« Gavin zog an der Zigarre, deren Glut im Dunkeln aufleuchtete. »Die Chinesen erlauben den Europäern nicht, sich außerhalb vom Settlement aufzuhalten. Sie werden noch nicht einmal hinter die Stadtmauer Kantons gelangen können, geschweige denn ins Umland reisen dürfen.«
    Kyle hatte von The Settlement gehört. Die Siedlung bestand aus einer schmalen Reihe von Lagerhäusern zwischen Kantons Hafen und der Stadtmauer. Auch hatte er von den berüchtigten Acht Gesetzen gehört, die man zur Kontrolle der Ausländer erlassen hatte. Aber er hatte die Erfahrung gemacht, dass Männer mit Geld und Entschlossenheit meist einen Weg fanden, Gesetze zu umgehen. »Vielleicht kann Geld in den richtigen Händen mir den Weg ins Inland ebnen.«
    »Sie würden kaum eine Meile weit kommen. Man würde Sie sofort verhaften. Sie sind ein Fan-qui, ein fremder Teufel. Sie würden auffallen wie ein Elefant in Edinburgh. Man wird Sie noch als Spion in den Kerker werfen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht.« Trotzdem wollte Kyle während seines Besuchs in Kanton weitere Erkundigungen einholen. Seit zwanzig Jahren träumte er von dem Tempel von Hoshan, einem Ort des Friedens und der himmlischen Ruhe. Wenn es einen Weg gab, ihn zu besichtigen, so würde er ihn finden.
     
    Ein chinesischer Garten mit seinen gekrümmten Bäumen und den im Dämmerlicht lebendig scheinenden Felsen ist ein geheimnisvoller Ort, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Leise und schattenlos wie ein Geist bewegte sich Troth Mei-Lian in der vertrauten Umgebung. Sie liebte diese Tageszeit. Dann fühlte sie sich in den Garten ihres Elternhauses in Macao zurückversetzt.
    Heute Morgen würde sie ihre On'-Übungen am Ufer des Teichs machen. Im glatten Wasser spiegelten sich zartes Schilfrohr und eine kleine Brücke aus Bambus. Regungslos stand sie da und stellte sich vor, wie die Chi-Energie aus der Erde durch ihre Füße in ihren ganzen Körper strömte. Sie entspannte Muskel für Muskel und versuchte eins mit der Natur zu werden. Sie wollte so unbefangen wie die zarten Wasserrosen und die leuchtenden Goldfische im Wasser werden.
    Diesen gnadenvollen Zustand erreichte sie nicht oft. Das lag daran, dass sie teilweise von den fremden Teufeln abstammte und dieser Teil weigerte sich störrisch zu verschwinden.
    Sie spürte, wie sie sich bei dem Gedanken verspannte. Deshalb machte sie die ersten langsamen Schritte einer Tai-Chi— Figur. Exakt, aber locker, ausgeglichen und doch hellwach. Nach so vielen Jahren war ihr der Bewegungsablauf in Fleisch und Blut übergegangen. Ein Gefühl des Friedens durchströmte sie.
    Als sie noch klein war, war ihr Vater manchmal mit seinem Morgentee in den Garten gekommen und hatte ihr bei den Übungen zugesehen. Wenn sie fertig gewesen war, hatte er immer gelacht und gesagt, dass sie zu Hause in Schottland die Schönste auf allen Bällen sein würde. Und auch die beste Tänzerin. Sie hatte sich dann vorgestellt, im Kleid einer Fan-qui-Dame und am Arm ihres Vaters in den Ballsaal geführt zu werden. Ganz besonders hatte ihr gefallen, wenn er gesagt hatte, dass ihre Größe in Schottland nichts Besonderes sein würde. Hier in Macao überragte sie alle Frauen und die Hälfte der Männer. In Schottland würde sie nur durchschnittlich groß sein.
    Durchschnitt. Wie alle anderen. Ein einfaches und doch unmögliches Ziel.
    Dann war Hugh Montgomery in einem Taifun ums Leben gekommen. Diese teuflischen Stürme fegten gelegentlich übers Meer und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Auch Troth Montgomery war an diesem Tag gestorben, geblieben war Mei-Lian, ein chinesisches Mischlingskind. Nur insgeheim dachte sie manchmal noch, dass sie auch Troth war.
    Jetzt machte sie eine Wing-Chun-Übung, die schnelle Fußarbeit und angedeutete Tritte verlangte. Es gab sehr viele Arten von Kampfkünsten. Sie hatte die Kunst des Wing Chun erlernt. Die Übungen waren sehr anspruchsvoll. Sie führte sie immer erst dann aus, wenn sie sich mit dem sanfteren Tai Chi aufgewärmt hatte. Sie war fast fertig, als jemand mit kühler Stimme sagte: »Guten Morgen, Jin
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