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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe
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Kanton, vielleicht sogar der wichtigste weltweit. Er war nicht nur Vorsteher der Cohong-Gilde, er kümmerte sich auch persönlich um die Geschäfte von Elliott House und um die größten britischen und amerikanischen Handelshäuser. Er war hager und für einen Chinesen recht groß. Seine Haltung war sehr aufrecht und er trug einen feinen, grauen Bart. Seine außerordentliche Würde war sogar vom Wasser aus deutlich zu erkennen. »Woher weiß er, dass wir kommen?«
    »Neuigkeiten fließen schneller den Fluss hinab als Wasser. Chenqua weiß alles, wenn es um die Fan-qui-Händler geht. Er hat sogar einen seiner Spione dabei.«
    »Guter Gott. Muss man sich als Europäer auch noch gefallen lassen, ausspioniert zu werden? Steht das etwa in den Acht Gesetzen?«
    »Nein, aber ich muss zugeben, ich kann es Chenqua nicht verübeln, dass er uns im Auge behalten will. Ihre britischen Landsmänner sind ein besonders widerspenstiger Haufen. Sie übertreten die Gesetze oft aus reiner Streitlust.«
    »Ich kann nichts dafür, wenn meine Landsleute sich so schlecht benehmen!«
    Gavin grinste. »Ich muss zugeben, für einen englischen Lord benehmen Sie sich recht gut. Falls Sie trotzdem das Bedürfnis verspüren sollten, etwas Verrücktes zu tun, dann bedenken Sie bitte, dass Chenqua und die anderen Kaufleute für Ihre Dummheit bestraft werden könnten. Wenn sie Glück haben, nur mit hohen Geldstrafen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man sie und ihre Familien festnimmt, foltert oder gar hängt - für Verbrechen, die von Fan-qui begangen wurden.«
    Kyle starrte ihn an. »Sie scherzen, oder?«
    »Ich fürchte, nein. So ist das in China. Hier werden die Dinge anders gehandhabt. Die Cohong-Kaufleute sind wahrscheinlich die ehrlichsten Männer, die ich kenne. Aber sie können alles verlieren, wenn ein Fan-qui Unsinn macht.«
    Diese Nachricht war überaus ernüchternd. Kyle ließ den Blick über die Gruppe streifen, die am Kai auf sie wartete. »Welcher ist der Spion?«
    »Jin Kang ist der dünne Junge zu Chenquas Linken. Offiziell arbeitet er als Dolmetscher für die Cohong. Solche Burschen werden Sprachkundler genannt, wenngleich keiner von ihnen wirklich kompetent ist - es ist unter ihrer Würde, die Sprache der Barbaren zu lernen. Deshalb sprechen nur wenige fehlerfrei Englisch. Die meisten Menschen, die hier in der Siedlung arbeiten, behelfen sich mit Pidgin-Englisch. Das reicht, um den Handel abzuwickeln.« Gavin verstummte, weil sie sich jetzt in Chenquas Hörweite befanden.
    Ein barfüßiger Matrose sprang behände vom Boot und machte es bei den Stufen fest, die zum Kai hinaufführten. Die Passagiere gingen an Land und betraten den Bereich, der >Englischer Garten< genannt wurde. Chenqua wirkte aus der Nähe betrachtet noch viel beeindruckender. Seine blauen Gewänder waren aus feinster Seide und an den Ärmeln mit aufwändigen Stickereien verziert. Um den Hals trug er wunderschöne, geschnitzte Jadeperlen.
    Man konnte seine gesellschaftliche Stellung nicht nur an den edlen Kleidern erkennen. Er trug auch ein besticktes Täfelchen an der Brust und einen blauen Knopf an seiner Kopfbedeckung. Der Knopf war das Zeichen der Mandarine. Blau bedeutete, dass er ein Mann von sehr hohem gesellschaftlichen Rang war. Wenn ein Mandarin seine kaiserlichen Vorgesetzten beleidigte, konnte er diesen Knopf verlieren. Das kam den Ausländern vielleicht lächerlich vor, hier in China aber war eine solche Angelegenheit todernst.
    Gavin verbeugte sich. »Ich grüße Sie, Chenqua«, sagte er freundlich. »Es ist eine große Ehre, dass Sie gekommen sind, uns willkommen zu heißen.«
    »Sie sind schon zu lange nicht mehr in Kanton gewesen, Tai-pan«, erwiderte Chenqua. Tai-pan war der chinesische Ausdruck für Kaufmann.
    Gavin stellte Kyle vor, der sich ebenfalls förmlich verbeugte. »Es ist eine große Ehre, Sie kennen zu lernen, Chenqua. Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört.«
    »Ganz meinerseits, Lord Maxwell.« Ein prüfender Blick wanderte über Kyles Gesicht, bevor der Kaufmann sich wieder an Gavin wandte. »Vergeben Sie mir die unhöfliche Eile, aber es gibt eine wichtige Angelegenheit zu besprechen. Könnten Sie mit zum Consoo House kommen?«
    »Gewiss.« Gavin blickte Kyle an. »Mit Ihrer Erlaubnis, Chenquakörinte Jin Kang Lord Maxwell zu meinem Hong begleiten?«
    »Selbstverständlich, Tai-pan. Jin, kümmere dich um Lord Maxwell.«
    Chenqua und Gavin machten sich auf dem Weg zum Consoo House, dem Hauptquartier der Cohong. Kyle betrachtete
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