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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe
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nun ihn an. Sie wurde augenblicklich kreidebleich und spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Das war nicht möglich! Der Mann war schlank und gut gebaut, er hatte gemeißelte Gesichtszüge und ungewöhnliche blaue Augen. Leicht gewelltes, braunes Haar, die Andeutung einer Kerbe im Kinn und eine Aura natürlicher Autorität. Es war das Gesicht eines Toten. Das ist doch nicht möglich.
    Das war ihr letzter Gedanke, bevor sie das Bewusstsein verlor.

KAPITEL 1
     
    Macao, Februar 1832
     
    Kyle Renbourne, der zehnte Graf Maxwell, verbarg seine Ungeduld. Höflich begrüßte er Dutzende der in Macao ansässigen Europäer. Sie waren gekommen, um einen echten Lord aus Fleisch und Blut kennen zu lernen. Sobald den gesellschaftlichen Verpflichtungen Genüge getan war, flüchtete er unbemerkt auf die Terrasse. Er wollte über das letzte große Abenteuer nachdenken, das am nächsten Morgen beginnen würde.
    Das geräumige, luftige Haus stand hoch oben auf einem dieser für Südchina so typischen steilen Hügel. Vor ihm lagen die Lichter von Macao und bildeten einen Bogen um den östlichen Hafen. Macao war eine kleine exotische Stadt und lag in der südöstlichen Ecke des Mündungsgebiets des Perlflusses. Sie war von Portugiesen gegründet worden. Die Portugiesen waren die einzige europäische Macht, die von den Chinesen geduldet wurde.
    Beinahe drei Jahrhunderte lang hatte die Enklave Händlern und Missionaren ein Zuhause geboten. Hier vermischten sich die unterschiedlichsten Kulturen und Kyle genoss seinen Aufenthalt. Aber Macao war nicht wirklich China, und er konnte es gar nicht abwarten, sich endlich auf den Weg nach Kanton zu machen.
    Er lehnte sich an das Geländer und genoss die kühle Brise. Vielleicht war es Einbildung, aber der Wind schien den Duft nach unbekannten Gewürzen und alten Geheimnissen mit sich zu bringen. Er schien ihn in das Land zu locken, von dem er geträumt hatte, seit er ein kleiner Junge war.
    Gavin Elliott, sein Gastgeber, Freund und Partner, gesellte sich zu ihm. »Sie sehen aus wie ein Kind am Weihnachtstag. So als würden Sie vor lauter Vorfreude platzen.«
    »Sie können es sich leisten, so gleichmütig von der Reise nach Kanton zu sprechen. Schließlich fahren Sie schon seit fünfzehn Jahren dorthin. Für mich ist es das erste Mal.« Kyle zögerte, bevor er hinzufügte: »Und wahrscheinlich auch das letzte.«
    »Sie gehen also zurück nach England. Wir werden Sie vermissen.«
    »Es wird langsam Zeit.« Kyle dachte an all die Jahre, die er damit verbracht hatte, immer weiter nach Osten zu reisen. Er hatte die große Moschee in Damaskus gesehen und war über die Hügel gewandert, auf denen Jesus gepredigt hatte. Er hatte Indien erforscht, vom farbenfrohen Süden bis in die wilden, einsamen Berge des Nordwestens. Auf seiner Reise hatte er so manches erlebt und etliche Gefahren überstanden, die seinen jüngeren Bruder beinahe zum Erben der Grafschaft gemacht hätten. Das hätte Dominic gewiss nicht gefallen!
    Er war auch nicht mehr so zornig wie in jungen Jahren. Es wurde auch langsam Zeit. Schließlich wurde er an seinem nächsten Geburtstag fünfunddreißig Jahre alt. »Es steht nicht gut um die Gesundheit meines Vaters. Ich möchte nicht riskieren, zu spät nach Hause zu kommen.«
    »Oh, es tut mir Leid, das zu hören.« Gavin holte eine Zigarre hervor und zündete ein Streichholz an. »Wenn Wrexham nicht mehr lebt, werden Sie als Graf alle Hände voll zu tun haben. Dann können Sie sich nicht mehr in der Weltgeschichte herumzutreiben.«
    »Die Welt ist kleiner geworden. Die Schiffe sind schneller, die weißen Flecken verschwinden von den Landkarten, alles wird erforscht. Ich habe mir China bis zum Schluss aufgehoben. Nach dieser Reise werde ich bereit sein heimzukehren.«
    »Warum besuchen Sie China zuletzt?«
    Kyle erinnerte sich an den Tag, an dem er China für sich entdeckt hatte. »Als ich vierzehn war, stieß ich auf eine Mappe mit chinesischen Zeichnungen und Aquarellen in einem kleinen Laden in London. Gott weiß, wie sie dort hingekommen war. Hat mich das Taschengeld von sechs Monaten gekostet. Die Bilder - ihr Stil und die dargestellten Motive - faszinierten mich. Es war, als blickte ich in eine andere Welt. Da beschloss ich, den Fernen Osten zu bereisen.«
    »Sie können sich glücklich schätzen, dass Sie Ihren Träumen folgen konnten.« Gavin klang etwas wehmütig.
    Kyle fragte sich, wovon der andere wohl träumte. Er sprach die Frage jedoch nicht aus. Träume waren eine
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