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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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entgegen, wo er zweifellos den Tod gefunden hätte. Und in dem Fall ... das passierte nun einmal häufiger: Ein Holzfäller, der nebenbei Gold aus dem Fluss wäscht, ein gewisser Mikhail Simonow, fällt ins Wasser, die Kälte betäubt ihn, und er ertrinkt. Ein Unfall, wie er jedem zustoßen kann; er wäre nicht der Erste und ganz bestimmt auch nicht der Letzte gewesen, dem so etwas passierte. Im Westen würde man sich natürlich denken können, was wirklich passiert war – falls man denn überhaupt von seinem Verbleib erfahren hätte.
    Aber Simmons war nicht ertrunken; Leute mit der »rechten Gesinnung« hatten nach ihm gesucht, nachdem er nicht in das Holzfällercamp zurückgekehrt war, in dem er Quartier bezogen hatte. Sie hatten ihn gefunden, hatten sich um ihn gekümmert und ihn an Agenten weitergeleitet, die ihn über eine oft erprobte Fluchtroute hinausgeschmuggelt hatten. Jazz erinnerte sich nur an winzige Einzelheiten davon – kurze verschwommene Eindrücke, die er bei den wenigen Gelegenheiten aufgeschnappt hatte, zu denen er bei Bewusstsein war. Er hatte Glück gehabt. Sehr viel Glück ...
    Sein Tagesablauf während der langen Genesungszeit war simpel. Unbequem, aber simpel. Er wachte auf und hatte Schmerzen, die allmählich stärker wurden; Schmerzen, die direkt aus seinen Adern zu kommen schienen und sich nicht auf ein bestimmtes Organ oder eine bestimmte Extremität eingrenzen ließen. Er konnte sich nicht bewegen, sein Torso war eingezwängt in etwas, das er für einen Streckverband hielt. Sein linker Arm war geschient und eingegipst und sein Kopf verbunden. Beim Aufwachen war es jedes Mal, als glitte er aus einem dunklen surrealen Land in eine nicht weniger bizarre Welt voll grauer Schatten und verschwommen fremdartiger Bewegungen hinüber.
    Durch seine Bandagen drang Licht, aber es war, als versuchte man, durch zentimeterhohen Schnee oder ein tief vereistes Fenster zu blicken. Offenbar war sein ganzes Gesicht heftig zerschnitten, aber es war den Ärzten gelungen, seine Augen zu retten. Jetzt mussten diese geschont werden, so wie der Rest seines Körpers. Simmons war nie besonders eitel gewesen und er fragte auch jetzt nicht, wie sein Gesicht aussehen mochte. Aber er machte sich seine Gedanken darüber. Das war nur natürlich.
    Seine Träume beunruhigten ihn am meisten, diese Träume, an die er sich nicht richtig erinnern konnte und von denen er nur wusste, dass sie ihn heftig aufwühlten, Träume voller Spannung und Skrupel. Er dachte über sie nach und machte sich seine Gedanken in der Zeit zwischen dem Aufwachen und dem Einsetzen der Schmerzen, aber danach galt seine Aufmerksamkeit nur noch dem Schmerz. Wenigstens hatten sie ihm eine Klingel gegeben, auf die er drücken konnte, damit sie wussten, dass er wach war. Die Engel dieser besonderen Hölle auf Erden waren sein Arzt und sein Verbindungsoffizier.
    Sie kamen dann, bloße Schatten durch den Schleier seiner Bandagen. Der Arzt fühlte seinen Puls – er tat nie mehr als das – und gluckste wie ein besorgtes Huhn; der Verbindungsoffizier sagte: »Ganz ruhig, Mike, ganz ruhig!« Und dann kam die Nadel. Sie betäubte ihn nicht, sie linderte nur den Schmerz und erleichterte das Reden. Er redete nicht nur, weil sein Verbindungsoffizier das von ihm wollte, und weil er wusste, dass das seine Pflicht war, sondern auch aus reiner Dankbarkeit. So schlimm konnten Schmerzen sein.
    Man hatte ihn beruhigt: Auch wenn er schwere Verletzungen hatte, waren keine bleibenden Schäden zu erwarten. Er war operiert worden und weitere Eingriffe standen noch bevor, aber das Schlimmste war überstanden. Das Schmerzmittel, das sie einsetzen mussten, führte zu schwerer körperlicher Abhängigkeit, und jetzt durchlief er eine Entziehungsphase, die Dosierung ging zurück, und bald würde er nur noch auf die Pillen angewiesen sein. Die Schmerzen seien dann bei Weitem nicht mehr so heftig. In der Zwischenzeit musste der Verbindungsoffizier alles herausbekommen, was Simmons wusste – auch die allergeringste Information –, und er musste sich sicher sein, dass das alles der Wahrheit entsprach. Diese verdammten »Roten Teufel« konnten ihn ja auch mit falschen Informationen gefüttert haben, »man weiß es ja nich’«. Mit den Mitteln, die denen heute zur Verfügung standen, konnte man die Erinnerungen eines Menschen manipulieren, seine Wahrnehmungen, seinen ganzen Erfahrungshorizont, »diese verfluchten Lumpen«. Jazz hatte nicht gewusst, dass es noch Leute gab, die so
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