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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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sich zu einem Glutball und setzte die Banner in Brand, die an den Wänden hingen. Die qualmenden Überreste des Gogstad-Schiffes im Herzen von Walhalla vergingen in einem vernichtenden Feuersturm.

41
    Mit steil aufragendem Bug raste das Schnellboot über den See. Austin schob den Gashebel bis zum Anschlag vor und ließ die beiden Evinrude-Außenborder auf Hochtouren laufen. Sein braun gebranntes Gesicht war eine Maske der Wut und Enttäuschung. Nachdem sie das Bootshaus erreicht hatten, wollte er sofort ins Labor zurückkehren, doch beide Aufzüge reagierten nicht mehr. Er riss die Tür zu einem Treppenschacht auf, doch Gamay hielt ihn zurück.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte sie. »Uns bleibt nicht mehr genug Zeit.«
    »Hör auf sie«, pflichtete Zavala ihr bei. »Wir haben weniger als vier Minuten.«
    Austin wusste, dass sie Recht hatten. Er würde bei dem aussichtslosen Rettungsversuch sterben und das Leben der anderen aufs Spiel setzen. Also ging er voran und trat auf den Pier hinaus. Der Wachposten dort draußen saß dösend in der Sonne. Er sprang auf und wollte die Waffe von der Schulter nehmen. Austin war nicht zu fairen Gesten aufgelegt, sondern stürzte auf den Mann zu, rammte ihm die Schulter in den Leib und stieß ihn ins Wasser.
    Hastig gingen sie an Bord des Boots. Der Zündschlüssel steckte, und die Benzintanks waren voll. Die Motoren sprangen beim ersten Versuch an. Sie legten ab, Austin gab Gas und schlug sofort einen Kurs ein, der sie auf geradem Weg nach Nevada bringen würde. Zavala rief etwas, und Kurt drehte sich um.
    Joe und Gamay blickten zurück zum Steg, wo der See zu brodeln begann, als würde das Wasser kochen.
    Es ertönte ein dumpfes Donnern, und dann schoss eine blutrote Fontäne viele Dutzend Meter empor. Die drei Flüchtlinge mussten ihre Gesichter vor dem heißen Regen und der Dampfwolke schützen, die über sie hereinbrachen. Als sie wieder hinzuschauen wagten, war der Pier komplett verschwunden.
    Eine mindestens drei Meter hohe Woge brandete auf sie zu.
    »Es heißt, diese Boote seien unsinkbar«, sagte Zavala mit hörbarer Anspannung.
    »Das hat man von der
Titanic
auch behauptet«, erinnerte Gamay ihn.
    Austin wendete das Boot, so dass der Bug in Richtung der Welle wies. Sie hielten sich gut fest und rechneten damit, überspült zu werden, doch die Woge hob sie einfach nur hoch in die Luft und rollte unter ihnen durch. Kurt musste daran denken, dass auch ein Tsunami seine wahre Zerstörungskraft erst an der Küste entfesselte. Er hoffte, die Welle würde merklich an Wucht verloren haben, wenn sie das andere Ufer erreichte.
    Auch an Land ging etwas vor. Aus dem Wald, dort wo Austin vom Gleitschirm aus die Türme des Anwesens erblickt hatte, stieg eine Rauchwolke in den Himmel und wurde zusehends dichter und dunkler. Kurt reduzierte die Geschwindigkeit und starrte auf die mächtigen schwarzen Schwaden, zwischen denen immer wieder rotgelbe Flammen über die Wipfel loderten.
    »Götterdämmerung«, murmelte er.
    Gamay hörte es. »Wie meinst du das?«
    »Ich dachte da an eine ganz bestimmte
Göttin

    Dann schwiegen sie, und nur das Dröhnen der Motoren und das zischende Geräusch, mit dem der Rumpf des Boots über das Wasser fegte, waren noch zu hören. Auf einmal erklang von weitem ein Heulen, das wie eine krächzende Eule klang. Als sie sich umdrehten, sahen sie eine rotweißblaue, dampfende Riesentorte. Die Signalpfeife der
Tahoe Queen
erschallte ein weiteres Mal. Auf dem Oberdeck konnten sie Pauls schlaksige Silhouette erkennen, die ihnen zuwinkte. Austin winkte zurück, ging vom Gas und steuerte den nahenden Raddampfer an.

EPILOG
    In der Libyschen Wüste, sechs Monate später
    Der Dorfälteste war klapperdürr, und die Wüstensonne hatte sein ledriges Gesicht im Lauf der Jahrzehnte mit dermaßen vielen Runzeln überzogen, dass für kein noch so winziges Fältchen mehr Platz gewesen wäre. Infolge der ständigen Unterernährung besaß er nur noch zwei Zähne, einen im Ober- und einen im Unterkiefer, aber das hielt ihn nicht davon ab, vor Stolz zu strahlen.
    Er stand im Zentrum seines Reiches, einer Ansammlung gelber Lehmhütten und einiger Palmen, die den Standort der schlammigen Oase markierten, und wirkte dabei genauso würdig wie der Bürgermeister einer Weltstadt, der sich anschickte, festlich das Band zu durchschneiden, um damit eine neue öffentliche Einrichtung in Betrieb zu nehmen.
    Das Dorf lag weit westlich der Großen Pyramiden von Gizeh in einer der
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