Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Mark. »Ich möchte einen von ihnen hervorziehen.«
    »Hervorziehen ... warum?« .
    »Vielleicht tötet sie das Tageslicht«, sagte Mark. »Vielleicht müssen wir das mit den Pfählen gar nicht tun.«
    Jimmy verspürte Hoffnung. »Gut. Welchen?«
    »Nicht das Baby«, sagte Mark sofort. »Den Mann. Nimm einen Fuß.«
    »In Ordnung«, sagte Jimmy. Sein Mund war staubtrocken, und wenn er schlucken wollte, würgte es ihn in der Kehle.
    Mark legte sich auf den Bauch, packte Roy McDougalls Arbeitsstiefel und zog. Gemeinsam brachten sie Roy ans Tageslicht.
    Was nun folgte, war beinahe unerträglich. Sobald das Licht ihn traf, begann Roy sich zu bewegen. Aus seinen Poren drang Feuchtigkeit, und die Haut verfärbte sich gelblich. Seine Füße schlugen langsam und schwer auf die nassen Blätter, die Arme fuhren ziellos umher. Die Oberlippe schob sich aufwärts und ließ Eckzähne erkennen, die jenen eines großen Hundes glichen.
    Roy drehte sich um und begann langsam zurückzukriechen.
    Als er seinen alten Ruheplatz erreicht hatte, lag er wieder still.
    Die Absonderung von Feuchtigkeit hörte auf.
    »Mach die Tür zu«, sagte Mark mit erstickter Stimme. »Bitte, mach zu.«
    Jimmy schloß die Tür. Das Bild von McDougalls Körper, der sich durch die nassen, verrotteten Blätter kämpfte wie eine verwundete Schlange, würde für immer in seinem Gedächtnis bleiben - auch wenn er hundert Jahre alt werden sollte.
    Zitternd standen sie im Regen und sahen einander an. »Die nächste Tür?« fragte Mark.
    »Ja. Vermutlich sind dort die ersten Opfer der McDougalls.«
    Unter der Türglocke stand: Evans. Der arbeitete als Mechaniker in der Autowerkstatt von Sears, in Gate Falls. Er war vor einigen Jahren wegen einer Zyste oder irgend etwas dieser Art in Behandlung gewesen. Diesmal funktionierte die Glocke, aber niemand öffnete. Sie fanden Mrs. Evans im Bett. Die beiden Kinder lagen nebeneinander in einem anderen Zimmer.
    Dave Evans zu finden dauerte etwas länger. Er hatte sich oberhalb der Garage in einem noch unfertigen Lagerraum verborgen.
    Jimmy markierte die Eingangs-und die Garagentür. »Wir machen Fortschritte«, sagte er. »Wieder vier.«
    Schüchtern fragte Mark: »Kannst du ein wenig warten? Ich möchte mir die Hände waschen.«
    »Natürlich«, sagte Jimmy, »ich auch. Den Evans macht es nichts mehr aus, wenn wir ihr Badezimmer benützen.«
    Sie gingen ins Haus, und Jimmy setzte sich ins Wohnzimmer.
    Er hörte Mark den Wasserhahn im Badezimmer aufdrehen.
    Unter dem Schirm, den seine geschlossenen Augen jetzt bildeten, sah er den Tisch des Leichenbestatters, sah das Tuch, das Marjorie Glick bedeckte, als ihr Körper sich plötzlich zu bewegen begann, sah, wie ihre Hand herausfiel, wie sich die Spitze ihres Fußes hervorschob.
    Er öffnete die Augen.
    Dieses Trailer-Haus war in besserem Zustand als jenes der McDougalls, sauberer, gepflegter.
    Jimmy hatte Mrs. Evans nie kennengelernt, aber sie mußte eine gute Hausfrau gewesen sein. In einer Ecke waren die Spielsachen der toten Kinder säuberlich aufgereiht. Ein Dreirad, etliche kleine Plastiklastwagen, eine kleine Benzinstation, ein kleiner Billardtisch.
    Jimmy wandte den Blick ab und sah plötzlich wieder hin.
    Blaue Kreide.
    Drei helle Lichter in einer Reihe.
    Männer, die um einen grünen Tisch herumstehen und sich Spuren blauer Kreide von den Fingerspitzen wischen ...
    »Mark«, rief er und setzte sich kerzengerade auf. »Mark!«
    Ohne Hemd kam Mark herbeigerannt, um nachzusehen, was los sei.

    Gegen vierzehn Uhr dreißig bekam Matt den Besuch eines ehemaligen Schülers. Matt konnte sich nicht mehr erinnern, ob er Herbert oder Harold hieß.
    Matt, der gerade ein Buch mit dem Titel ›Unheimliches Verschwinden gelesen hatte, als Herbert oder Harold eintrat, begrüßte die Unterbrechung. Er wartete darauf, daß jeden Augenblick das Telefon läute, obwohl er wußte, daß die anderen die Brock-Street-Schule sicherheitshalber nicht nach fünfzehn Uhr betreten würden. Er wollte unbedingt wissen, was mit Pater Callahan geschehen war. Und der Tag schien mit alarmie-render Geschwindigkeit zu vergehen - Matt hatte immer gehört, daß die Zeit im Spital nur langsam verstreiche. Er fühlte sich müde und umnebelt. Schließlich war er ein alter Mann geworden.
    Matt begann Herbert oder Harold von der Stadt Momson in Vermont zu erzählen, deren Geschichte er eben gelesen hatte.
    »Alle Leute verschwanden«, sagte Matt. Herbert-Harold hörte mit schlecht verhehlter Langeweile zu.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher