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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 04 - Gefahren der Liebe
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geweigert und eingewandt, wir
dürften Sie keinesfalls behelligen – Sie müssten sich von dieser
grässlichen Begegnung mit dem Kreuzmörder erholen. Aber Sie sind doch
Detektivin, und schließlich brauchen wir jetzt einen Detektiv, also habe ich
Ihnen die Nachricht geschickt! Die Polizei war schon hier, aber ich muss sagen,
ich glaube nicht, dass diesen Leuten irgendetwas daran liegt, uns zu helfen.«
    »Was ist denn geschehen?«, wiederholte Francesca. Anscheinend war
ein Verbrechen verübt worden. Ein vertrautes Prickeln lief ihr über den Rücken.
    »Folgen Sie mir!«, forderte Mrs Channing sie mit heiserer Stimme
auf. »Das, worum es hier geht, vermögen Worte nicht zu beschreiben.« Damit
machte sie kehrt und eilte voran durch die Eingangshalle.
    Francesca folgte ihr, ohne auch nur ihren Mantel, ihren Hut und
den einzelnen Handschuh abzulegen. Was konnte denn nur vorgefallen sein? Hatte
sich vielleicht ein Schlafzimmerdieb eingeschlichen? Derlei Verbrechen kamen in
den Häusern der Reichen am häufigsten vor. Doch während Mrs Channing sie durch
mehrere Flure geleitete, wurde Francesca rasch klar, dass der Ort des
Geschehens kein Schlafzimmer sein konnte, denn diese befanden sich ausnahmslos
in der ersten Etage der Villa. Sie steuerten vielmehr auf Sarahs Atelier zu,
wie Francesca perplex feststellte.
    Wenn es nicht um einen Einbruch ging, worum
dann?
    Plötzlich wandte sich Mrs Channing um und
stellte sich mit dem Rücken zu der Tür auf, die in Sarahs Atelier führte – so,
als wolle sie den Weg versperren. »Machen Sie sich auf etwas gefasst«, warnte
sie Francesca reichlich theatralisch, doch die Besorgnis in ihren Augen war
zweifellos echt.
    Francesca nickte. An die Stelle der Neugier trat nun ernsthafte
Sorge. »Ist etwas mit Sarah?«, erkundigte sie sich.
    »Sarah hat sich in ihre Räumlichkeiten zurückgezogen und weigert
sich herauszukommen«, teilte Mrs Channing ihr mit. Francesca starrte sie nur
sprachlos an.
    Mrs Channing nickte nachdrücklich, wie um den Ernst der Lage zu
betonen. Dann stieß sie die Tür auf.
    Francesca betrat das Atelier, das dank der
zahlreichen großen Fenster von Licht durchflutet war. Im nächsten Moment stieß sie
einen Schrei aus.
    Jemand hatte den ganzen großen Raum von Grund
auf verwüstet.
    Auf den ersten Blick schien es, als habe der Eindringling nach
etwas gesucht.
    Leinwände, Paletten, Farbtuben und -töpfchen lagen kreuz und quer
durcheinander. Zwei Fensterscheiben waren zerbrochen, wie mit einer Axt
eingeschlagen oder mit einem harten Gegenstand eingeworfen. Der Boden darunter
war mit Glassplittern übersät. Wände und Fußboden waren mit grellen,
leuchtenden Farben beschmiert – ein unheimlicher Anblick, denn zwischen dem
Gelb, Blau und Grün fanden sich tiefdunkles Rot und einzelne schwarze
Pinselstriche. Es schien beinahe, als habe hier ein Künstler eine abstrakte
Farbcollage geschaffen.
    Im ersten
Moment hielt Francesca das Rot für Blut.
    Sie lief hastig zu einer halb eingetrockneten roten Lache, kniete
nieder und berührte die zähe Flüssigkeit mit einem Finger. Es war Farbe, kein
Blut. Erleichtert atmete sie auf.
    Dann erblickte sie die Leinwand, die mit der bemalten Seite zuoberst
auf dem Boden lag.
    Was immer dieses Bild dargestellt haben mochte, war nun unkenntlich.
Die gesamte Fläche war mit der gleichen dunkelroten Farbe getränkt, die so sehr
an Blut erinnerte, und war zudem in Fetzen geschnitten worden.

Kapitel 2
    FREITAG, 14. FEBRUAR 1902 – 11 UHR
    »Sarah! Ich kann
es nicht fassen, was da geschehen ist!«, rief Francesca aus. Sie war zuvor
unruhig auf und ab gelaufen, in einem Salon, der mit seinen
Blattgoldverzierungen ebenso überladen wirkte wie das Äußere der Villa. Ein
Bärenfell mit gefährlich aussehendem Kopf, aus dessen Maul bedrohliche
Eckzähne ragten, wetteiferte mit den Orientteppichen auf dem Boden um
Aufmerksamkeit, die Stuhlbeine liefen in geschnitzten Hufen und Klauen aus, und
der Griff an der Kordel einer Stehlampe bestand aus einem Elefantenstoßzahn. Mr
Channing, Friede seiner Seele, war Jäger gewesen und hatte Kuriositäten und
exotische Objekte gesammelt. Offenbar betrieb seine Witwe dieses Hobby weiter.
    Sarah war soeben eingetreten. Sie trug ein blassblaues Kleid, das
mit Farbflecken übersät war. Francesca hatte ihre Freundin noch nie mit offenem
Haar gesehen, doch heute walke es in einer unbändigen Mähne präraffaelitischer
Locken bis zur Taille hinab. In diesem Aufzug wirkte Sarah geradezu ätherisch,
wie
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