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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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Aufmerksamkeit auf sich
lenkte? Doch sie konnte sich nicht beherrschen und sagte atemlos: »Das Gesetz
sollte angewandt oder aufgehoben werden!« In ihren eigenen Ohren klang ihre
sonst so raue Stimme seltsam hoch und schrill, wie quietschende Kutschenräder,
die dringend geölt werden mussten.
    Der Polizeipräsident starrte sie schweigend
an. Francesca verspürte nicht das geringste Triumphgefühl. Im Gegenteil, sie
war von Angst erfüllt und vermochte sich nicht zu rühren.
    Eine halbe Ewigkeit verging,
ehe er antwortete. »Ich fürchte, dass ich es wiederum ablehnen muss, einen
Kommentar abzugeben«, sagte er. Doch sie bemerkte, dass sein Blick an Schärfe
zugenommen hatte.
    Cahill legte Francesca den Arm um die Taille.
»Meine Tochter ist nicht nur intelligent, sondern ihr liegt zudem auch das
Wohl unserer Stadt am Herzen«, erklärte er stolz. »Der Bezirksstaatsanwalt
zählt ebenfalls zu unseren Freunden.«
    »Er hat Donnerstagabend mit uns diniert«, brachte
Francesca hervor.
    »Verstehe«, erwiderte Bragg, und Francesca hatte das Gefühl, dass
er wirklich verstand. »Er ist unkontrollierbar«, fügte er nüchtern hinzu.
    »Er ist der Bezirksstaatsanwalt und ein Mann des Gesetzes«,
entgegnete Francesca in der Hoffnung, reif und gelassen zu klingen, während ihr
doch das Herz bis zum Halse pochte. »Ich respektiere die meisten seiner
Ansichten.«
    Bemerkte sie da etwa den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht?
Hatte sie ihn in irgendeiner Weise amüsiert? Das war gewiss nicht ihre Absicht
gewesen. »Sie plappern also lediglich seine Ansichten nach?«, fragte Bragg.
    Mit einem Mal schienen alle Menschen um sie herum zu verschwinden.
Francesca vernahm nichts mehr außer ihrem eigenen schweren Atem und das Pochen
ihres Herzens, und sie sah nur noch diesen Mann, der da vor ihr stand. Hätte
sie ihrem Instinkt gehorcht, so hätte sie das Weite gesucht. Sie tat es nicht,
was zweifellos daran lag, dass sie gar nicht fähig gewesen wäre, sich zu
bewegen. »Ich plappere niemandes Ansichten
nach, Sir. Die Einzigen, die von der Nichtanwendung der
Sonntagsschließungsgesetze profitieren würden, sind die Besitzer der Schenken
und der Bordelle.« Sie war erstaunt, dass sie überhaupt noch klar denken
konnte.
    Bragg lächelte, was sein ohnehin schon
anziehendes Gesicht auf eine raue, männliche Weise noch attraktiver machte.
»Sollen wir eine Debatte darüber führen?«, fragte er mit funkelndem Blick.
    Francescas Augen weiteten sich und sie verspürte zugleich eine
unendliche Erleichterung. »Ich versuche nicht, mit Ihnen darüber zu
debattieren, Sir«, hob sie an. »Aber ich habe eine sehr klare Meinung zu diesem
Thema.«
    Cahill zog sie an sich. »Meine Tochter würde selbst das Amt des
Bürgermeisters bekleiden, wenn sie ein Mann wäre, nicht wahr, Francesca?«
    Francesca brachte es irgendwie fertig, ihren Blick von Bragg zu
lösen. »Aber ich bin kein Mann, also ist eine Debatte darüber doch wohl
überflüssig, nicht wahr, Papa?«
    »Seien Sie gewarnt, Rick, meine Tochter gibt
keinen Millimeter nach. Sie tut viel Gutes und das mit Leib und Seele. Wissen
Sie, dass sie ein aktives Mitglied in vier Gesellschaften ist?«
    Bragg hatte seinen Blick nicht von Francesca
gelöst, und dies mochte der Grund sein, warum ihre Wangen sich nach wie vor so
anfühlten, als stünden sie in Flammen. »Nein, das wusste ich nicht. Das ist
aber sehr viel, Miss Cahill.«
    Sie befeuchtete erneut ihre Lippen.
»Tatsächlich gehöre ich sogar fünf Gesellschaften an.« Sie blickte zu ihrem
Vater auf.»Ich habe gerade erst bei einer neuen begonnen, Papa. Die
Damengesellschaft zur Abschaffung der Mietshäuser.«
    »Ein wahrer Schandfleck für diese Stadt«,
sagte Cahill grimmig.
    »Und wo sollen die Bewohner hinziehen, wenn
die Mietshäuser abgerissen werden?«, fragte Bragg mit jener Gelassenheit, die
offenbar typisch für ihn war, wie Francesca inzwischen zu wissen glaubte. Aber
in seinem durchdringenden Blick war nichts von Gelassenheit zu entdecken.
    Francesca ließ sich nicht in die Enge treiben. »New York ist eine
reiche Stadt.« Sie nahm einen tiefen Atemzug in der Hoffnung, ihre Fassung
wiederzuerlangen. »Gewiss sind Sie sich der Tatsache bewusst, dass die Hälfte
aller Millionäre des Landes hier lebt?«
    Bragg lächelte wieder. Ein Grübchen erschien
in seiner rechten Wange. »Sollen die Gelder dann also aus den Taschen
von Männern wie Ihrem Vater kommen oder aus dem Stadtsäckel – vorausgesetzt,
ein solcher Etat ließe sich
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