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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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jüngere
Tochter, Francesca«, sagte Cahill stolz. »Sie mag zwar das jüngste Mitglied der
Familie Cahill sein, doch sie ist zweifellos das intellektuell begabteste.«
Er strahlte.
    Francesca schlug verlegen die Augen nieder, obwohl sie für
gewöhnlich stolz auf ihre Ausbildung und ihre Intelligenz war. Sie hoffte, dass
Bragg die Worte ihres Vaters irgendwie beeindruckt
hatten. Der Commissioner nahm ihre Hand und beugte sich darüber. »Ich bin
entzückt«, sagte er mit einer leicht schleppenden Sprechweise, die darauf
hindeutete, dass er aus dem Westen stammte.
    Francesca erinnerte sich gelesen zu haben, dass Rick Bragg mit den
Braggs aus Texas verwandt war, einer wohlhabenden
Familie mit Anteilen im Bergbau, bei der Eisenbahn, im Bankwesen und im
Fleischgeschäft. Offenbar war er ein Ur-Urenkel des Gründers. Aber hatte es
nicht geheißen, dass er ursprünglich aus New
York stammte? Francesca wusste, dass er seinen Abschluss in Jura in
Harvard gemacht und bis vor kurzem eine eigene Kanzlei in Washington, D.C., besessen hatte. Doch woran sie sich am lebhaftesten
erinnerte war, dass alle nur allzu gern gewusst hätten, ob Bragg eine
Blankovollmacht zur Führung des Polizeiapparats erhalten hatte. Seth Low, den ihr Vater nachhaltig
unterstützt hatte, war ein dem Reformismus zugetaner Bürgermeister, und Braggs
Ernennung hatte unter den fortschrittlich denkenden Liberalen der Stadt große
Hoffnungen und Erwartungen geweckt.
    Francesca zitterte innerlich. Ob er es wohl schaffen würde? Ob er
es überhaupt versuchen würde?
    In diesem Moment lachte Bragg über etwas, das ihr Vater gesagt
hatte. Es war ein warmes, volles Lachen. Er hatte sich von ihr abgewandt und gab
zurück: »Ich habe die Karikatur auch gesehen. Ich erhebe lediglich Einwände
gegen die Tatsache, dass das Pferd, auf das sie mich gesetzt haben, ein alter
Klepper ist statt eines feurigen Rosses.«
    »Mir hat der großkalibrige Revolver besonders gut gefallen«,
sagte Cahill schmunzelnd.
    Francesca fragte sich, von welcher Karikatur
die beiden Männer wohl sprachen. Ob sie sich in der heutigen Zeitungsausgabe
befand? Sie musste es umgehend herausfinden.
    Von der Seite studierte sie
Braggs beinahe klassisches Profil.
    »Ich kann gar nicht oft genug
wiederholen, wie viel Ihre Unterstützung mir bedeutet hat, Andrew«, sagte er
gerade.
    »Sie haben mein volles
Vertrauen, genauso wie Seth«, erwiderte Cahill wohlwollend.
    »Er hat alle Hände voll zu tun.« Bragg hatte Francesca inzwischen
den Rücken zugewandt. »Doch ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um
dafür zu sorgen, dass meine Behörde ihm die Arbeit erleichtert, anstatt ihm
weitere Lasten aufzubürden.«
    Als ihr Vater darauf antwortete, wurde
Francesca klar, dass man ihre Beteiligung an der Unterhaltung als erledigt betrachtete.
Sie starrte enttäuscht auf Braggs breite Schultern. Obwohl sie wahrlich nicht
auf der Suche nach einem Verehrer war und man sie keineswegs als kokett
bezeichnen konnte, so war sie es dennoch gewöhnt, bewundert zu werden. Seit
sie ein kleines Mädchen war, gehörte dies zu ihrem Leben.
    Und diesen Mann ließen ihre Reize unberührt? Wie konnte das sein?
    »Wird sich Low wohl öffentlich zur
politischen Linie bezüglich der Polizeibehörde und ihrer Angelegenheiten äußern?«,
erkundigte sich Cahill jetzt, der den Affront gegen seine Tochter offenbar gar
nicht bemerkte.
    Francesca verschränkte ihre Arme fest vor der
Brust. Sie sah in Gedanken vor sich, wie Connie das Töpfchen Lippenrouge aus
dem Papierkorb fischte. Sei doch nicht solch ein Trottel, schalt sie sich, wie
albern von dir!
    »Ich fürchte, das müssen Sie den Bürgermeister fragen«, erwiderte
Bragg ihrem Vater.
    Francesca befeuchtete ihre Lippen. Ihr Puls beschleunigte sich
angesichts dessen, was sie zu tun gedachte. »Beabsichtigen Sie das
Raines-Gesetz anzuwenden, Commissioner?«, hörte sie sich fragen.
    Braggs Schultern erstarrten kaum merklich,
und er wandte sich zu ihr um. Seine bernsteinfarbenen Augen, die nun vor
Überraschung ein wenig größer waren, begegneten den ihren. Francesca rechnete
damit, dass er sie bitten würde, ihre Frage zu wiederholen, doch stattdessen
antwortete er ruhig: »Ich fürchte, da werden Sie wie alle anderen in der Stadt
abwarten und sich überraschen lassen müssen, Miss Cahill.« Doch sein fester,
durchdringender Blick ruhte weiter auf ihr.
    Francesca wusste nicht, warum sie so nervös war. Hatte sie
möglicherweise einen Fehler begangen, als sie Braggs
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