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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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Zelle.
    »Tue ich auch nicht«, sage ich.
    »Ist wahrscheinlich auch richtig so. Ich glaube nämlich nicht, dass sich Engel hier blicken lassen.«
    Er bleibt unter der Glühbirne stehen und tippt sie mit dem Finger an, sodass sie ganz leicht zu schaukeln beginnt und der Lichtkegel mal die eine, mal die andere Zellenseite erhellt. »Und? Für wen arbeitest du nun?«, fragt er. »Bist du ’ne RATTE?«
    »Ich arbeite für niemanden.«
    »Wie wir gehört haben, ist deine Freundin ’ne ganz große Nummer. Ich nehme mal an, dass du dich freikaufen kannst: dein Leben oder ihres. Weißt du, wo sie ist?«
    »Das soll wohl ’n Witz sein.«
    Der Typ lacht gackernd. »Na, war doch ’n Versuch wert.«
    »Sagen Sie mir lieber, wann die Folter beginnt.«
    »Vielleicht schon eher, als du denkst. Er wird bald hier sein.« Wieder gluckst er. »Und sich ’n bisschen mit dir unterhalten.«
    »Wer? Wer ist bald hier?« Also ist dieser Typ gar nicht derjenige, der das Verhör leitet. Nein, natürlich nicht. Er hat mir ja noch kein Haar gekrümmt.
    Nein, Scheiße, der Präsident wird kommen. Wird hier reinstürmen, mir seine dicken, klebrigen Hände um den Hals legen und zu Ende bringen, was er angefangen hat.
    »Wer soll da kommen? Auf wen warte ich hier?«, brülle ich, aber da fällt die Zellentür schon mit einem lauten Knall zu. »Verdammt noch mal, wer wird bald hier sein?«

BEA
    Ich spüre, wie ich hochgehoben und eine Gasse entlanggetragen werde.
    »Keine Sorge, Mädel, du bist in guten Händen«, höre ich. Es klingt wie der alte Watson, aber das muss ich mir einbilden, denn der könnte mich doch niemals hochheben.
    Ich öffne die Augen und blicke geradewegs in ein Männergesicht. Das Gesicht beginnt zu lächeln. »Sie ist wach.«
    »Watson, sie ist wach«, wiederholt eine zweite Stimme. Eine Frauenstimme. Ich versuche, mich aus dem Griff des Mannes zu befreien, und schaffe es schließlich, auf eigenen Beinen zu stehen.
    »Wie geht’s dir?«, ertönt Old Watsons Stimme in meinem Rücken.
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Die Frage scheint mir völlig absurd. »Wo gehen wir hin?«
    »Wie ich schon sagte: Ich bringe dich hier raus. Kannst du laufen?«, fragt Watson.
    »Ich versuch’s«, antworte ich und wanke tatsächlichein paar Schritte vorwärts, muss mich aber an ihm festhalten.
    »Wir sind schneller, wenn du sie trägst, Gid«, bemerkt die Frau.
    »Ist das okay für dich?«, fragt der Mann, aber ich schüttele nur den Kopf und versuche, schneller voranzukommen.
    Wir gehen durch zig Gassen und jedes Mal, wenn wir auf eine aufgebrachte Menschenmenge stoßen, wechseln wir die Richtung. Ohnehin scheinen sie alle in die entgegengesetzte Richtung zu strömen, sodass wir nach und nach immer weniger Menschen begegnen. Irgendwann halten der Mann und die Frau, die uns führen, an: Wir stehen direkt vor der bruchsicheren Glashülle der Kuppel, neben einem riesigen Müllschlucker. Normalerweise kommt man nur hierher, wenn man Sperrmüll loswerden will, der zu groß für den Müllschlucker im Wohnhaus ist. Und normalerweise wird dieser Ort von Aufsehern bewacht. Doch heute ist hier kein Mensch.
    »Da wären wir«, sagt Watson und lehnt sich gegen die gewölbte Glaswand, schweißgebadet und völlig außer Atem.
    »Haben sie die Sauerstoffzufuhr schon reduziert?«, frage ich.
    »Ich bin alt, das ist alles.«
    Der Mann und die Frau lächeln und die Frau streicht Old Watson über den Rücken. »Du solltest mit ihr gehen. Du solltest von hier verschwinden, solange du noch kannst«, sagt sie.
    »Aber hier drinnen wartet noch Arbeit auf mich. Ihrkönnt das doch nicht alles alleine machen«, widerspricht Watson. Dann dreht er sich zu mir um.
    »Bea, das hier ist Harriet. Und das ist ihr Mann Gideon.« Das Ehepaar lächelt mich an. »Wenn du zum Rebellenhain kommst, sag Silas, dass du die beiden getroffen hast und dass sie leben.«
    »Also sind Sie seine Eltern«, sage ich und sie nicken.
    Ich versuche zu lächeln, weil es Eltern gibt, die leben, und das ja eigentlich etwas Positives ist. Aber es ändert nichts: Sie sind nicht meine Eltern, und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich, meine Eltern würden leben und diese hier wären tot.
    »Hier.« Harriet reicht mir eine extragroße Sauerstoffflasche. »Wenn du sparsam damit umgehst, müsste sie vier Tage reichen. Ich hab sie auf achtzehn Prozent eingestellt, aber während des Laufens wirst du das Ventil noch etwas weiter zudrehen müssen. Geh einfach langsam.«
    »Und
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