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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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der anderen Seite neben Silas und Maude ist ebenfalls hier, zusammen mit ungefähr zwanzig Ausgestoßenen, die sich als Scharfschützen bewährt haben. An sich ein großartiges Team, ganz klar. Aber für das, was hier auf uns zukommt, sind wir einfach zu wenige.
    Hin und wieder sackt ein Soldat zu Boden, getroffenvon einem unserer Scharfschützen, und ein paar Soldaten in den hinteren Reihen scheren aus ihrer Linie aus, um unseren Kugeln auszuweichen. Aber der Großteil stürmt einfach unbeirrt weiter auf uns zu.
    Jetzt eröffnen auch noch die Panzer das Feuer, reißen mit ihren Granaten Riesenlöcher in die Stadionwand – regelrechte Einfallstore für die Soldaten.
    Während ich schieße und schieße, taucht unser gestohlener Panzer auf und empfängt die Sturmtruppen mit einem wahren Trommelfeuer. Doch das Ministerium hat zwanzig Panzer aufgefahren und wir haben nur diesen einen. Nicht verwunderlich also, dass er in dem Maße zurückweichen muss, in dem die anderen Fahrzeuge vorrücken. Ich stoße einen gellenden Schrei aus und feuere weiter.
    Ein Zip überfliegt uns und plötzlich füllt sich das Stadion mit beißendem Qualm, Staub und schwarzem Schaum. Schuttteile fliegen durch die Luft. Wir ducken uns und schützen unsere Köpfe.
    »Sag Bescheid, wenn du abhauen willst«, sagt Silas, denn viele der Ausgestoßenen flüchten sich bereits in die unteren Etagen.
    »Wie viele Scharfschützen haben wir?«, frage ich.
    »Ungefähr hundertfünfzig. Ich habe an allen Seiten welche postiert.«
    Mag sein, aber wenn die Kämpfer der anderen Teams genauso panisch sind wie unsere und sich reihenweise in den Bunker retten, dann wird sich die Zahl inzwischen wohl halbiert haben.
    »Komm, lass uns gehen!«, rufe ich.
    »Okay, mir nach!«, brüllt Silas.
    Ich packe Maude am Ärmel, aber Bruce hat sie bereits im Schlepptau.
    Als wir die Hintertreppe runterlaufen, müssen wir über etliche Körper steigen, die kreuz und quer auf den Stufen liegen. Manche sind nur verletzt, andere jedoch eindeutig tot. Das heißt, es müssen bereits Soldaten ins Gebäude eingedrungen sein. Wenn wir jetzt anhalten, um unseren Leuten zu helfen, werden wir es niemals lebend nach draußen schaffen. Also setzen wir unseren Weg fort.
    Wir laufen gerade einen breiten Gang entlang, als eine weitere Bombe einschlägt. Der Anblick, der sich uns durch die zerborstenen Glaspaneele des Stadions bietet, ist so niederschmetternd, dass wir wie angewurzelt stehen bleiben: Der Hain, den wir gepflanzt, gehegt und gepflegt haben, in dem all unsere Kraft und Liebe steckt, verdorrt vor unseren Augen. Schwarzer Qualm quillt um die Stämme und frisst sich von Ast zu Ast.
    Da saust eine kleine Gestalt auf uns zu. »Petra will nicht mitkommen!« Es ist Jazz, vollkommen aufgelöst. »Macht, dass sie mitkommt!«
    »Wo ist sie?«, rufe ich.
    »Sie sagt, sie will die Bäume nicht alleinlassen.«
    Jazz reißt sich los und bedeutet uns, ihr zu folgen. Wir hasten zurück zur unteren Ebene, wo sich in das Dröhnen der Artillerie noch das Knistern des zusammenschrumpelnden Laubes und das Splittern der Stämme mischt.
    »Komm raus! Komm da ganz schnell raus!« Jazz’ Stimme klingt metallisch scharf.
    Petra sitzt auf einem der unteren Äste einer Eiche, barfuß und mit offenem Haar. Sie ist diejenige, die uns auf den Krieg vorbereitet hat, die immer wieder an unseren Kampfgeist appelliert hat – und jetzt hockt sie selbst hier und bereitet sich meditierend auf die Niederlage vor.
    »Was zum Teufel treibst du da oben, du Spinnerin?« Maude streckt Petra drohend ihre Fäuste entgegen.
    »Komm runter. Hör mit dem Unsinn auf, Petra!«, rufe ich. Ich habe nichts mehr zu verlieren und irgendwer muss sie ja zur Vernunft bringen.
    »Was haben sie Böses getan?«, fragt Petra. Sie streichelt einen Ast und lehnt dann ihren Kopf dagegen. »Alles, was ich wollte, war, sie zu beschützen. Aber ich hab’s nicht geschafft. Ich bin kläglich gescheitert. Das Mindeste, was ich jetzt noch tun kann, ist, sie nicht alleinezulassen.«
    »Du bist nicht gescheitert. Komm runter und kämpfe für deine Bäume. Und für dich selbst. Der Schaum wird sich in wenigen Minuten durch den Baum gefressen haben. Wenn du nicht sofort runterkommst, wirst du mit verschlungen.«
    »Zu spät. Ihr wisst selbst, dass es zu spät ist. Die Zips werden wiederkommen. Noch eine Bombe und wir sind alle tot.«
    Sie hat recht. Es war vollkommen hirnverbrannt zu glauben, wir könnten auch nur ansatzweise dagegenhalten. »Wir
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