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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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mir ihre Wange hin, damit ich sie ebenfalls küssen kann. Aber ich bringe es einfach nicht. Ich weiche zurück.
    Da erschüttert eine Explosion die Kuppel und die ganze Station. Bea nimmt mich bei der Hand. »Mehr können wir nicht tun«, sagt sie.
    »Ich will nur…« Die Worte bleiben mir im Hals stecken.
    »Sie weiß, dass du sie liebst«, sagt Bea.
    Meine Mutter schnieft ein bisschen vor sich hin. Vielleicht liebt sie mich auch. Ich werfe einen letzten Blick auf Troy und wende mich ab.
    Zeit zum Aufbruch. Da draußen tobt ein Krieg und wir werden gebraucht.

OSCAR
    Sie rammen von außen gegen den Fuß des Turms und die Tür hat schon eine deutliche Delle abgekriegt. Schüsse werden abgegeben, der große Wandmonitor beginnt zu schmoren und Funken zu schlagen. »Bald sind sie durch«, sagt Silas.
    »Wir töten nur, wenn’s gar nicht anders geht«, sagt Alina. Silas sieht sie argwöhnisch an.
    »Wir müssen aber«, sage ich. Doch so sicher das klingen mag, mein Gefühl sagt das Gegenteil.
    Gewehre nachladen und schon kauern wir hinter der Tür. Die da draußen sind wer weiß wie viele, wir nur zu dritt. Doch statt Angst erfüllt mich Ungeduld – ich will endlich gewonnen haben.
    Die Schlösser werden mit Kugeln bombardiert, die Tür stürzt nach innen und mit ihr eine Herde Sequoianer. Sie rasen die Wendeltreppe hinauf, ohne wenigstens einmal zurückzuschauen, und geben damit Silas, Alina und mir die Möglichkeit, sie voll unter Beschuss zu nehmen.
    Kugeln prallen von den Wänden ab, überall spritzt Blut. Besser schießen als denken.
    Viele der Angreifer stürzen rücklings die Stufen hinunter, ihre schlaffen Körper krachen auf den Boden. Im Zwielicht des Turms lässt sich schwer sagen, wer von ihnen jetzt tot und wer nur verwundet ist, aber jung sind sie alle. So jung wie ich.
    Silas und Alina steuern auf den Berg stöhnender Leiber zu, um die Gewehre einzusammeln. Ein Junge ganz unten auf der Treppe möchte sein Gewehr nicht hergeben und tritt mit beiden Füßen nach mir, als ich es ihm entwinden will. Ich weiche aus und ramme ihm mein eigenes Gewehr ins Bein, bis er aufjault und endlich loslässt. Ich nehme es ihm ab und springe über ihn drüber, um zwei weitere zu entwaffnen, doch die liegen regungslos da, mit aufgerissenen Augen. Schnell wende ich den Blick ab.
    »Oscar!«, ruft Alina. Ich eile zu ihr und Silas an die Tür. Der Feind hat unsere unerfahrene Armee überwältigt und befindet sich jetzt im Ansturm auf die Pforte von Wiederaufbereitungsanlage Ost. Unsere Soldaten liegen im Staub, entweder tot oder mit hinter dem Kopf verschränkten Händen, die Gesichter im Dreck. Jetzt weiß ich, wie recht Jude doch hatte. Innerhalb weniger Wochen lässt sich keine Armee auf die Beine stellen.
    Sogar durch die Maske kann ich den Staub in der Luft schmecken. Was jetzt?
    Bevor ich eine Entscheidung fällen kann, sind Silas und Alina schon Richtung Anlage losgerannt. Ich versuche, sie einzuholen, doch sie sind zu schnell. Sie stürmen zum Sandsackwall, gehen in Deckung und drücken ab. Ich folge ihrem Beispiel.
    Die Hälfte der Angreifer, die sich durch die Tür drängen wollen, brechen unter unserem Kugelhagel zusammen. Die Übrigen halten ihre aus Autotüren gefertigten Schutzschilder hoch, doch die sind nicht kugelsicher und innerhalb einer Minute ist nur noch eine Handvoll von ihnen auf den Beinen. Das ist simpler, als es sein sollte.
    Die wenigen Überlebenden stürzen aus dem Turm und rennen um ihr Leben. Ich beobachte sie durch mein Zielfernrohr, aber richtiges Zielen ist unmöglich und so können sie entkommen.
    »Die ziehen weiter zur Anlage Süd«, sagt Silas. »Caffrey hat gemeint, da ist der Kontrollturm.«
    »Verdammt«, sage ich. »Wenn sie da reinkommen…« Ich brauche nicht weiterzureden. Alina und Silas sind schon wieder unterwegs. Jeder würde meinen, dass sie bei der Spezialeinheit ausgebildet wurden. Ich eile ihnen nach, doch da versperrt uns ein stiernackiger Typ mit tätowierten Armen den Weg. Er trägt weder Helm noch Schild. Und er hält ein Sturmgewehr auf uns gerichtet. Die anderen hatten nur einfache Gewehre. Wir bleiben stehen. Uns bleibt nichts anderes übrig.
    »Lasst die Waffen fallen«, grollt er.
    »Maks?«, sagt Alina. Ihre Stimme bebt.
    »Gewehre runter, Hände hoch«, wiederholt er und wir werfen die Waffen auf den Boden und recken die Hände in die Luft. »Auf die Knie.«
    »Macht schon«, sagt Alina. Ich spüre, wie sie zittert. Ich würde sie bei der Hand nehmen, aber ich
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