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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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heimgesuchten Gebiet, in dem es vor Marodeuren wimmelt? Man würde dich sofort vergewaltigen und töten.« Wieder war sein Ton von Spott gefärbt. Er trank einen Schluck Wein und betrachtete sie über den Rand seines Bechers hinweg.
    Phoebe, der es nicht lag, um den heißen Brei herumzureden, fragte unverblümt: »Lord Granville, würdet Ihr meinem Vater erklären, dass Ihr mich doch nicht heiraten wollt?«
    »Nein!«, erklärte Cato mit Entschiedenheit. »Das werde ich nicht. Wäre ich dir widerwärtig, dann täte ich es, da aber die Gründe, die du gegen die Ehe ins Treffen führst, unsinnig sind – Launen eines törichten Mädchens –, werde ich nichts dergleichen tun.«
    »Ich bin nicht töricht«, sagte Phoebe leise. »Und ich habe ein Recht auf eine eigene Meinung, Sir.«
    »Ja, auf eine vernünftige Meinung«, herrschte er sie an. Dann wurde seine Miene weicher. Obwohl im gleichen Alter wie Diana bei ihrer Hochzeit, ist Phoebe weniger behütet, dachte er bei sich. Sie besaß weniger Abwehrmöglichkeiten. Diana hatte sich nie die geringste Verletzlichkeit anmerken lassen. Schön und allem Anschein nach auch so zerbrechlich wie edelstes Porzellan, war sie durchs Leben geglitten, schwanengleich, anmutig und königlich, ohne die geringsten Zweifel an sich und ihren Rechten. Sie wusste, wer und was sie war.
    Dianas rundliche, zerraufte kleine Schwester war ein Vogel mit völlig anderem Gefieder. Ein zausiges Rotkehlchen. Der Vergleich entlockte ihm ein flüchtiges Lächeln.
    Phoebe entging diese Andeutung eines Lächelns nicht, die sie nach seiner kompromisslosen Äußerung erstaunte. Dann aber war das Lächeln verschwunden, und sie glaubte, sich getäuscht zu haben.
    »Geh wieder zu Bett«, sagte Cato und reichte ihr die Reisetasche. »Dein Vater wird nichts davon erfahren.«
    Das war ein Zugeständnis, und doch brachte sie es nicht über sich, dem Marquis zu danken. Die Tatsache, dass er die Macht hatte, ihr Leben jämmerlich zu machen, und diese nicht ausübte, war für sie kein Grund zur Freude. Sie knickste flüchtig und verließ sein Arbeitszimmer, um zu Bett zu gehen.
    Um Olivia nicht zu wecken, zog sie sich wieder im Gang aus. Falls ihre Freundin erwachte, würde Phoebe ihr alles gestehen müssen. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihr diesen Blitz aus heiterem Himmel, der sie vor Weihnachten getroffen hatte, erklären sollte.
    Sie hatte im Apfelspeicher gesessen und mit der widerspenstigen Strophe eines Gedichtes gekämpft, das sie schrieb, als Cato mit einer Abteilung seiner Kavallerie auf den Stallhof geritten kam. Zwei Jahre lang hatte Phoebe den Marquis of Granville täglich vor Augen gehabt, ohne ihn richtig wahrzunehmen. Und sie wusste, dass es sich umgekehrt ebenso verhielt. Doch an jenem frostigen Dezembertag war etwas sehr Sonderbares eingetreten.
    Wieder in ihrem Nachthemd, schlüpfte Phoebe neben Olivia ins Bett. Ihre Seite des Bettes war nun ausgekühlt, sodass sie näher zu Olivia hinrückte. Sie lag hellwach da, blickte zum dunklen Schatten des Betthimmels auf und stellte sich müßig die idyllische Szene des Frühlingsfestes vor, die'über ihr abgebildet war.
    Doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu jenem Moment vor Weihnachten zurück, als sie sich in Cato, Marquis of Granville, verliebt hatte … oder ihr Verlangen nach ihm entdeckt hatte … oder wie immer man dieses verheerende Ärgernis nennen mochte.
    Sie hatte beobachtet, wie er auf seinem Braunen auf dem Hof eingeritten war, eine alltägliche, oft beobachtete Szene. Er hatte den Trupp angeführt, doch als er sein Pferd zügelte, war Giles Crampton, sein Leutnant, an seine Seite geritten, und Cato hatte sich zu ihm hinübergebeugt und ein paar Worte mit ihm gewechselt.
    Da er barhäuptig war, hatte Phoebe bemerkt, dass sein dunkelbraunes Haar in der Sonne einen Hauch von Gold zeigte. Mit einer Geste seiner behandschuhten Hand hatte er Giles etwas erklärt, und Phoebes Herz hatte einen Sprung getan. Von diesen Dingen las man oft in der Dichtung, doch obschon selbst Dichterin, litt Phoebe nicht eben unter Gefühlsüberschwang und hatte Poesie nie für ein Abbild der Wirklichkeit gehalten.
    Und doch hatte sie damals wie gebannt im Apfelspeicher gesessen, während Tinte von ihrer Feder auf das kostbare Pergament tropfte und sie mit ihrem Apfel auf halbem Weg zum Mund innehielt und spürte, wie eine sonderbare innere Glut sie zu verzehren drohte.
    Als er absaß, hatte sie die Kraft hinter seinen behänden Bewegungen gespürt. Sie
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