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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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Parfümflakon um und trat dann auf Dianas Schleppenvolant.«
    Sie wickelte das Päckchen auf und biss in das Ingwerkuchen, das es enthielt, ehe sie es Olivia anbot, die es mit einem Kopfschütteln ablehnte.
    »Diana verwünschte mich tüchtig und sagte, sie wolle mich niemals mehr sehen«, fuhr Phoebe fort. »Was auch der Fall sein wird, da sie weit weg in Yorkshire leben wird. Und mir täte es auch nicht Leid, wenn ich sie nie wieder zu sehen bekäme.« Trotzig blickte sie nach oben, als hätte sie mit dieser lästerlichen Bemerkung himmlischen Zorn herausgefordert.
    »I-ich mag sie nicht«, vertraute Olivia ihr an.
    »Ich möchte sie auch nicht als Stiefmutter … Sie wird absolut grässlich sein! Ach, entschuldige. Immer sage ich etwas Falsches«, rief Phoebe ärgerlich. »Ich sage nämlich immer, was ich mir denke.«
    »E-es ist jedenfalls die Wahrheit«, murmelte Olivia, die ihr Buch aufschlug und weiterlesen wollte.
    Phoebe runzelte die Stirn. Ihre Stiefnichte, die Olivia vermutlich jetzt war, benahm sich nicht sonderlich freundlich. »Stotterst du immer?«
    Olivia errötete tief. »Ich k-k-kann nichts dafür.«
    »Nein, natürlich nicht«, beeilte Phoebe sie zu beschwichtigen. »Ich war ja nur neugierig.« Da sie keine Antwort bekam, biss sie in das zweite Stück Ingwerkuchen und strich müßig über eine Ansammlung winziger Fettflecken, die sich auf ihrem rosa Seidenkleid zeigten. Ein Kleid, das eigens zur Hochzeit ihrer Schwester angefertigt worden war und einen wirkungsvollen Kontrast zu Dianas perlenbesticktem, elfenbeinfarbigem Damastkleid hätte bilden sollen, ein Effekt, der an Phoebe nicht zur Geltung kam, wie Diana mit ihrer gewohnt spitzen Zunge bemerkt hatte.
    Von der Tür her kam ein Luftzug, als diese von innen zugeworfen wurde, sodass in der Hütte Halbdunkel herrschte. »Herrje, eine grässlichere Hochzeit kann es nicht geben!«, hörten sie eine Stimme mit Nachdruck sagen. Der Neuankömmling, ein junges Mädchen, lehnte sich schwer atmend an die geschlossene Tür und fuhr sich über ihre schweißnasse Stirn. Nun erst fiel der Blick ihrer hellgrünen Augen auf die anderen.
    »Ich wusste gar nicht, dass jemand diese Hütte kennt. Letzte Nacht schlief ich hier. Nur so konnte ich den zudringlichen Pranken dieser lästigen Kerle entgehen. Und jetzt sind sie wieder hinter mir her. Ich glaubte, hier würde ich Ruhe und Frieden finden.«
    »Das ist
mein
Zufluchtsort«, sagte Phoebe mit besonderer Betonung und stand auf. »Du befindest dich hier auf verbotenem Terrain.« Das Mädchen sah nicht wie ein Hochzeitsgast aus. Ihr Haar, eine leuchtend rote Lockenflut, schien wochenlang mit keiner Bürste in Berührung gekommen zu sein. Im Halbdunkel wirkte ihr Gesicht unsauber, obwohl man wegen der vielen Sommersprossen nicht unterscheiden konnte, was Schmutz war und was nicht. An dem Kleid aus grobem Leinen hing der Saum schief, die Volants an den Ärmeln waren unordentlich und zerrissen.
    »Nein, stimmt nicht«, widersprach das Mädchen und setzte sich auf den umgedrehten Rumpf eines alten Ruderbootes. »Ich wurde zur Hochzeit eingeladen. Zumindest ist mein Vater Gast«, fügte sie hinzu. »Und wo Jack ist, bin natürlich auch ich.«
    »Ich weiß, wer du bist.« Olivia blickte zum ersten Mal seit dem Eintreten des Mädchens von ihrer Lektüre auf. »Du bist die leibliche Tochter des H-halbbruders meines Vaters.«
    »Ich bin Portia«, sagte das Mädchen daraufhin freundlich. »Der Bastard von Jack Worth. Und du musst Olivia sein. Jack hat von dir gesprochen.« Sie wandte sich an Phoebe. »Wenn du hier wohnst, bist du sicher die Schwester der Braut.«
    Phoebe setzte sich wieder. »Du scheinst ja sehr viel über uns zu wissen.«
    Portia zuckte die Achseln. »Ich halte Augen und Ohren offen. Nur eine halbe Sekunde nicht aufgepasst, und die Teufel erwischen einen.«
    »Welche Teufel?«
    »Die Männer«, erklärte Portia. »Man würde es gar nicht meinen, wenn man mich ansieht.« Sie kicherte. »Ich bin mager wie eine Vogelscheuche, aber Männer nehmen eben alles, was sie kriegen können, solange es zu haben ist.«
    »Ich verabscheue Männer!« Diese hitzig, aber ganz klar geäußerte Erklärung kam von Olivia.
    »Ich auch«, pflichtete Portia ihr bei, um dann mit der Überlegenheit ihrer vierzehn Jahre zu sagen: »Aber für eine solche Behauptung bist du zu jung, Kleine. Wie alt bist du denn?«
    »Elf.«
    »Na, dann wirst du deine Meinung noch ändern«, sagte Portia altklug.
    »Nein. Ich werde nie heiraten.«
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