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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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Stuhl verursachte ein scharrendes Geräusch, als er aufstand und seine Handschuhe aus dem Gürtel zog. »Sobald der König den Brief gelesen und sich mit seinen Beratern besprochen hat, sollt Ihr die genauen Einzelheiten erfahren. Das Schiff wird von Rotterdam auslaufen. Haltet Euch bereit.«
    Er schritt zur Tür, die er laut hinter sich zuschlug, als er hinausging.
    Brian Morse trank den Krug leer. Nach erfolgreich abgeschlossener Mission wollte er nach Hause und die Früchte seiner Arbeit im Triumph einbringen. Endlich würde ihm die Aufmerksamkeit der wahrhaft Mächtigen um den König zuteil werden. Man würde ihn zur Kenntnis nehmen und seine Fähigkeiten richtig bewerten. Und ihm würde reicher Lohn winken. Spielte er seine Karten richtig aus, würde die Belohnung es ihm ermöglichen, unter dem Deckmantel der Tätigkeit für die Partei des Königs persönliche Interessen zu verfolgen.

Kapitel 1
    Woodstock, Oxford, Januar 1646
    Lady Phoebe Carlton lag reglos da und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen ihrer Bettgefährtin. Olivia hatte einen leichten Schlaf und erwachte beim leisesten Geräusch. Und heute Nacht durfte Olivia nicht merken, was Phoebe vorhatte. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander und standen einander so nahe – wenn nicht näher – wie Schwestern, doch konnte Phoebe nicht zulassen, dass ihre liebste Freundin in das bevorstehende Abenteuer eingeweiht wurde.
    Phoebe schob die Decke beiseite und ließ sich auf den Boden gleiten. Olivia rührte sich und drehte sich um. Phoebe erstarrte. Da das Feuer im Kamin fast heruntergebrannt war, herrschte so große Kälte im Gemach, dass ihr Atem im schwachen Licht der tropfenden Kerze auf dem Kaminsims als heller Dunst zu sehen war. Da Olivia sich im Dunkeln fürchtete, ließen sie immer eine Kerze brennen, bis sie eingeschlafen war.
    Als Olivias Atemzüge wieder ruhig gingen, schlich Phoebe auf Zehenspitzen zum Schrank, den sie ein wenig offen gelassen hatte, damit er nicht knarrte. Sie holte ein Kleiderbündel und ihre kleine Reisetasche hervor und schlich auf kalten, bloßen Füßen zur Tür. Sie hob den Riegel und öffnete die Tür nur so weit, dass sie seitlich hindurchschlüpfen und in den dunklen Gang gelangen konnte.
    Zitternd schlüpfte sie in ihre Kleider, die sie über ihr Nachthemd anzog. Da in den Wandleuchten keine Kerzen steckten, war der Korridor stockfinster, doch Phoebe fand die Finsternis beruhigend. Wenn sie niemanden sehen konnte, war auch sie für jeden unsichtbar.
    Vom üblichen nächtlichen Holzknarren abgesehen, herrschte Stille im Haus. Sie zog ihre Wollstrümpfe an und schlich, Stiefel und Tasche in der Hand, den Gang entlang zur breiten Treppe, die in die große Halle hinunterführte.
    Auch in der Halle herrschte Dunkelheit, das nur von der Glut im riesigen Kamin am anderen Ende erhellt wurde. Die schweren Deckenbalken dräuten düster und schwer über ihr, als sie in Strümpfen auf Zehenspitzen die Treppe hinter sich brachte. Ihr Vorhaben war wahnwitzig, doch sah Phoebe keine Alternative. Sie wollte sich nicht in eine Ehe verkaufen lassen, wollte sich nicht wie ein Stück Vieh auf dem Markt an einen Mann verhökern lassen, dem sie nicht mehr bedeutete als eine Zuchtstute.
    Diese drastischen Bilder bewirkten, dass Phoebe ihr Gesicht verzog, doch entsprachen sie ihrer Situation leider allzu genau. Das Mittelalter war längst vorbei, und man hätte meinen mögen, dass es unmöglich war, jemanden in eine ungewollte Ehe zu zwingen, und doch würde ihr genau dies passieren, wenn sie keine drastischen Schritte unternahm. Vernunftgründen unzugänglich, sah ihr Vater nur seinen eigenen Vorteil und war fest entschlossen, sich seiner einzigen noch unverheirateten Tochter zu entledigen.
    Als Phoebe lautlos vor sich hin murmelnd die Halle durchquerte, drang die Kälte der Bodenfliesen durch ihre Strümpfe. Der Gedanke an den sturen Egoismus ihres Vaters hielt sie aufrecht, obwohl ihr Vorhaben sie mit großer Angst erfüllte. Es war absoluter Wahnsinn, eine Flucht zu wagen, doch war sie nicht gewillt, einen Mann zu ehelichen, der ihre Existenz kaum zur Kenntnis nahm.
    Die imposante Eichentür war mit Riegeln unterschiedlicher Größe gesichert. Sie stellte Schuhe und Reisetasche hin und hob als Erstes den Eisenbalken. So schwer er war, schaffte sie es doch, ihn in die Halterungen seitlich der Tür zurückzuschieben. Dann griff sie hinauf und schob den ersten Türriegel zurück, ehe sie sich nach dem ganz unten an der Tür angebrachten
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