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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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bückte. Ihr Atem ging schnell, und trotz der Kälte brach ihr der Schweiß aus. Im Moment gab es für sie nur die Tür, deren Massivität ihre Sicht, die äußere wie die innere, ausfüllte.
    Langsam zog sie die Tür auf. Ein Schwall kalter Luft traf sie wie ein Schlag. Sie holte tief Atem …
    Da wurde die Tür unversehens wieder zugeworfen. Ein Arm griff über ihre Schulter; eine flache Hand stützte sich gegen den Türrahmen. Phoebe starrte die Hand an … den Arm … total überrumpelt. Woher kam die Hand? Sie spürte die Körperwärme im Rücken, eine mächtige Gegenwart, die ihren Rückzug verhinderte wie die geschlossene Tür ihr Entkommen.
    Sie wandte den Kopf, schaute auf und begegnete dem erstaunten und unverkennbar gereizten Blick des ihr zugedachten Bräutigams.
    Cato, Marquis of Granville, sah sie schweigend an. Als er zum Sprechen ansetzte, trafen seine Worte sie nach dem finsteren Schweigen wie ein Schlag. »Was, in Gottes Namen, machst du da, Phoebe?«
    Seine volle und wohltönende Stimme ließ sie – wie neuerdings immer – schaudern. Um Worte verlegen, stand sie da und starrte ihn mit offenem Mund an wie eine Schwachsinnige.
    »Ich wollte hinaus, Sir«, sagte sie leise und sinnlos.
    Aus Catos Blick sprach Unglauben. »Nach drei Uhr morgens? Mach dich nicht lächerlich.« Sein Blick wurde schärfer, seine braunen, in der Dunkelheit der Halle fast schwarz wirkenden Augen wurden schmal. Sein Blick fiel auf Reisetasche und Stiefel, beides ordentlich nebeneinander stehend.
    »Ein Spaziergang?«, fragte er mit unverhülltem Sarkasmus. »In Strümpfen?« Er legte die Hände auf ihre Schultern und drängte sie zur Seite, dann schob er die Türriegel wieder vor und ließ den schweren Balken einrasten. Es war ein dumpfes metallisches Klirren, das Phoebe in ihrer momentanen melodramatischen Stimmung wie eine Totenglocke in den Ohren klang.
    Er bückte sich nach der Tasche. Mit einem kurzen »Komm« ging er auf die Tür im Hintergrund der Halle zu, die in sein Arbeitszimmer führte.
    Phoebe warf einen Blick auf ihre Schuhe, zuckte resigniert die Schultern und ließ sie stehen. Sie folgte dem breiten Rücken des Marquis und nahm beiläufig wahr, wie der weiche Samt seines Hausmantels sich um seine breiten, kraftvollen Schultern schmiegte und in elegantem schwarzem Faltenwurf bis zu seinen gestiefelten Fesseln fiel. Hatte er jetzt erst zu Bett gehen wollen? Wie hatte sie nur so dumm sein und den schmalen gelben Streifen Kerzenlicht unter seiner Tür übersehen können? Aber sie war nicht auf die Idee gekommen, dass jemand zu so unchristlicher Zeit noch wach sein könnte.
    Cato betrat sein Arbeitszimmer und ließ die Reisetasche mit einer Geste auf den Tisch fallen, die Phoebe als verächtlich empfand. Dann drehte er sich zu ihr um, dass sein pelzbesetzter Hausmantel um seine Knöchel schwang. »Schließ die Tür. Es ist nicht nötig, dass noch andere an dieser Nachtwache teilhaben.«
    Phoebe schloss die Tür und blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. In Catos Arbeitszimmer war es warm. Das Feuer hatte reichlich Nahrung und brannte hell, doch lag wenig Wärme im Blick des Marquis, als er sie schweigend und mit gerunzelter Stirn anschaute. Dann wandte er sich der Tasche auf dem Tisch zu.
    »Du wolltest also einen Spaziergang machen?«, fing er im Plauderton an. Er öffnete die Tasche und zog Phoebes besten Mantel heraus, den er über einen Stuhl legte, ehe er sich daranmachte, den Inhalt der Tasche Stück für Stück hervorzuholen. Seine Augen unter den spöttisch hoch gezogenen Brauen ruhten unverwandt auf ihrem Gesicht, als er Wäsche herausschüttelte, Nachthemden, Strümpfe und Hemden, und alles mit übertriebener Sorgfalt auf den Stuhl legte. Als Letztes folgten ihre Haarbürsten, die er auf den Tisch tat, dazu ein Päckchen Haarnadeln und Bänder.
    »Sonderbares Gepäck für einen Spaziergang«, bemerkte er. »Aber wer um drei Uhr morgens mitten im Januar einen Ausgang plant, neigt vermutlich zu allen möglichen Absonderlichkeiten, meinst du nicht auch?«
    Am liebsten hätte Phoebe ihm etwas an den Kopf geworfen. Stattdessen trat sie an den Tisch und machte sich seelenruhig daran, ihre Mitleid erregend spärlichen Habseligkeiten wieder in die Tasche zu packen. »Ich gehe zu Bett«, sagte sie tonlos.
    »Noch nicht.« Cato legte eine Hand auf ihren Arm. »Leider schuldest du mir eine Erklärung. Du hast die vergangenen zwei Jahre unter meinem Dach gelebt, zufrieden, wie ich glaubte. Und jetzt sieht es aus, als
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