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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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spürte, wie sie unter seinem prüfenden Blick errötete.
    »Glaubt es getrost, mein Freund.« Cato fasste mit Zeigefinger und Daumen nach dem Stoff des Wamses. »Das ist ein besonders hässliches Stück. Woher hast du es?«
    »Ich muss es zurückgeben«, erwiderte Phoebe dumpf. »Er hat nur einen Sovereign dafür bekommen. Die Mütze muss ich wohl verloren haben.«
    »Das war keine Antwort auf meine Frage«, bemerkte Cato trocken. »Doch ist anzunehmen, dass ich mit der Zeit dahinter kommen werde.« Er schüttelte in ironischer Enttäuschung den Kopf. »Ist das eines meiner Hemden, das ich unter diesem abscheulichen Wams sehe?«
    Diese plötzliche Änderung im Ton verwirrte Phoebe dermaßen, dass sie nicht antworten konnte. Er klang amüsiert, die Barschheit von vorhin hatte sich verflüchtigt. Sie konnte keinen Zorn in seinen Zügen entdecken, aber auch keine Dankbarkeit für ihr Eingreifen. Sie konnte überhaupt nichts sehen, nur die schlichte Tatsache, dass Cato in Sicherheit war. Es war das Einzige, was zählte.
    Doch dem Ausbruch intensiver körperlicher und seelischer Aktivität folgte nun als Nachhall ein Wellental der Depression. Die Erinnerung an seine kalten, leeren und abweisenden Augen blieb haften. Er hatte sich von ihr abgewendet. Er hatte zu Brian gesagt, dass für ihn nur seine Pflicht zähle. Gerettet hatte sie sich selbst. Cato hatte keinen Finger gerührt.
Er hatte sich von ihr abgewendet.
    »Eure Gemahlin, Granville?« Walter Strickland war aus seiner gewohnten Ruhe gerissen worden.
    »Lady Granville … Walter Strickland«, sagte Cato mit einer förmlichen Geste.
    »Was für eine Freude, Sie kennen zu lernen, Sir«, erwiderte Phoebe benommen, um dann, als ihre Lebensgeister sich wieder regten, stolz aufgerichtet hinzuzufügen: »Ihr dürft nicht nach dem äußeren Schein urteilen.«
    »Glaubt mir, Strickland, in diesem Fall dürft Ihr es getrost«, ließ Cato sich vernehmen.
    »Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, Lady Granville.« Walter Strickland ließ eine Verbeugung folgen, als er mit amüsiertem Aufblitzen in den Augen auf die Förmlichkeit der Vorstellung reagierte. »Ihr habt uns heute einen guten Dienst erwiesen.«
    Phoebe wartete auf eine Anerkennung von Cato, doch als er sprach, sagte er nur in staubtrockenem Ton: »Meine Frau ist sehr vielseitig. Und jede Seite ist so exzentrisch wie ihre gegenwärtige, ehrenrührige Aufmachung.«
    Sie hatten den Kai erreicht, wo auf dem Deck der
White Lady
Ruhe eingekehrt war, da die Ladung gelöscht war und die Besatzung sich unter den warmen Strahlen der Mittagssonne in der Stadt vergnügte. Phoebe spürte, wie Tränen hinter ihren Augen brannten. Cato machte sich lustig über sie. Erst ließ er sie fallen, dann verspottete er sie. Vielleicht war es als Strafe gedacht, weil er glaubte, dass sie es verdiente. Es war ungerecht und lieblos.
    Sie wich einen Schritt zurück, auf die Laufplanke des Schiffes zu, da sie sich nach der Abgeschiedenheit der kleinen Kabine sehnte.
    »Strickland, Ihr werdet sicher mit Captain Allan über Eure Passage verhandeln wollen«, sagte Cato und legte eine Hand fest auf Phoebes Schulter und zog sie wortlos wieder an seine Seite. »Ich könnte mir denken, dass Ihr ihn im Seagull findet. Am Morgen sagte er, dass er die meiste Zeit des Tages dort anzutreffen sei.«
    Strickland sah zu der fraglichen Taverne hin, dann warf er der steif und schweigsam dastehenden Phoebe einen Seitenblick zu. »Tja, ich mache mich wohl auf die Suche nach ihm. Jetzt kann ich mich ungefährdet in der Stadt zeigen, es sei denn, mir trachten noch andere Gaunerbanden nach dem Leben.« Er lachte auf, als sei diese Idee absurd, und schlenderte gemächlich zum Seagull.
    »Ich möchte in die Kabine«, sagte Phoebe und versuchte, sich von Catos Hand zu befreien.
    »Genau dorthin gehen wir jetzt«, erwiderte er ungerührt. »Du und ich, wir haben viel zu besprechen.« Seine Hand glitt zu ihrem Arm, und er drängte sie zur
White Lady
.
    »Ich möchte allein in die Kabine«, protestierte Phoebe. »Ich fühle mich nicht wohl.«
    »Nach einem solchen Abenteuer nicht weiter erstaunlich«, erwiderte er mit ruhigem Nicken und ohne seinen Griff zu lockern. »Mal sehen, was sich tun lässt, um deinen Zustand zu verbessern.«
    Es sah aus, als hätte sie keine andere Wahl. Er würde sie begleiten, ob sie es wollte oder nicht.
    »Wem gehört bloß dieses scheußliche Wams?«, fragte er, als sie die Kabine erreicht hatten. Er schloss die Tür und lehnte
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