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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen
Autoren: Jane Feather
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Schlüssel nur halb um. Ihr müsst der Tür dann nur einen kleinen Stoß geben.«
    »Das möchte ich zuvor versuchen.«
    Der Junge zog die Tür zu und drehte den Schlüssel nur wenig um. »Jetzt«, flüsterte er durch die Tür.
    Phoebe stieß gegen die Tür, die mit einem lauten Krachen aufsprang.
    »Großartig«, erklärte sie. »Wenn du nun sagst, du hättest abgeschlossen, ist es keine Lüge.«
    »Ja«, antwortete er ein wenig zweifelnd. »Es ist trotzdem besser, wenn es niemand erfährt.«
    »Keine Angst«, beruhigte Phoebe ihn und zog die Tür zu, um anschließend auf das Umdrehen des Schlüssels zu lausehen. Kaum hatte sie das Geräusch vernommen, widerstand sie dem Drang, abermals zu versuchen, ob sich die Tür öffnen ließ.
    Sie warf Rock, Hemd und Jacke ihres Reitkostüms von sich und kramte in Catos Reisetasche nach einem seiner Hemden. Angst und Eile ließen ihre Finger zittern.
    Ihre engen Reitbreeches sahen den üblichen Männerhosen überhaupt nicht ähnlich, mussten aber genügen. Catos Hemd reichte ihr bis zum halben Oberschenkel und verbarg eine Vielzahl von Sünden. Das zerrissene und verschmutzte Wams des Kabinenjungen verdeckte das makellose Weiß und die gefältelte Hemdbrust. Sie rollte die Ärmel auf, um die gerüschten Manschetten unsichtbar zu machen. Dann band sie sich eines von Catos Halstüchern um und schob es verwegen in den offenen Hemdkragen.
    Anstatt die Beine der Breeches unter den Stiefeln zu befestigen, zog sie sie darüber und strich dann ihr Haar straff zurück. Sie steckte es auf dem Kopf fest und setzte die abgegriffene Mütze des Jungen auf. Ohne Spiegel konnte sie nicht überprüfen, ob ihre Erscheinung sich unauffällig ins Straßenbild Rotterdams einfügen würde, doch konnte Phoebe ziemlich sicher sein, nicht als Lady Granville erkannt zu werden.
    Von Übelkeit und Hunger zugleich geplagt, würgte sie nach kurzer Überlegung ein paar Löffel Porridge hinunter, weil sie hoffte, ihren Magen zu beruhigen. Dann versuchte sie ihr Glück an der Kabinentür, und diese sprang auch prompt auf, nachdem sie sich mit der Schulter dagegengestemmt hatte. Phoebe trat hinaus auf den Gang.
    Sie musste Brian ausforschen und seine Verfolgung aufnehmen. Das schien ihr vernünftiger, als Hals über Kopf loszulaufen und im Black Tulip zu suchen, wo sie Cato vielleicht verfehlen würde. Behielt sie Brian im Auge, würde er sie gewiss zu Cato führen. Sicher würde sich dann eine Gelegenheit bieten, Cato zu warnen, ehe Brian ihm eine unwillkommene Überraschung bereitete.
    Phoebe stieg den Niedergang hinauf und betrat das Deck, wobei sie sich benahm, als hätte sie jedes Recht dazu und wüsste genau, was sie tat. Doch sie hätte sich die Mühe sparen können. Niemand hatte Zeit, auf sie zu achten. Auf dem Deck herrschte reges Durcheinander Die Fracht wurde aus dem Frachtraum auf Lastkarren verladen, deren Zugtiere große Atemwolken in die Frühmorgenluft bliesen. Als die Sonne höher stieg und einen schönen Frühlingstag verhieß, wurde es rasch wärmer.
    Sie warf einen Blick aufs Achterdeck. Weder Captain noch Steuermann waren zu sehen. Das Löschen der Fracht überwachte der Bootsmann vom Kai aus.
    Am Heck befand sich eine zweite Laufplanke, auf die Phoebe entschlossen zuhielt. Zwei Seeleute lagen auf den Knien und schrubbten das Deck mit großen Scheuersteinen. Als Phoebe an ihnen vorüberging, würdigten sie das unauffällige Stiefelpaar, das vorsichtig über das frisch geschrubbte Deck schritt, keines Blickes.
    Phoebe sprang die Laufplanke hinunter und fühlte sich sofort sicherer. Nun würde sie niemand mehr aufhalten. Zielstrebig ging sie auf den Backsteinbau zu. Um sie herum ertönte eine harte gutturale Sprache, die das Gefühl der Unwirklichkeit in ihr erhöhte. Sprach Brian Flämisch? Und Cato? Merkwürdig, aber diese Frage hatte sie sich bislang nicht gestellt.
    Die Tür, durch die Brian Einlass gefunden hatte, war nur angelehnt. Befand er sich noch im Haus? Da sie das Gebäude nicht ununterbrochen im Auge behalten hatte, war es möglich, dass er schon fort war. In diesem Fall musste sie das Black Tulip finden.
    Phoebe zögerte nur sekundenlang, ehe sie sich durch die angelehnte Tür in einen halbdunklen rechteckigen Raum zwängte, in dem Ballen und Kisten gestapelt waren. Es war ein Lagerraum, der nur von einigen nicht verglasten Fenstern hoch oben in den Mauern erhellt wurde.
    Sie drückte sich an die Mauer und horchte angespannt auf jeden Ton. Dann hörte sie es: leises
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