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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz
Autoren: Berte Bratt
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gehörten in jeder Hinsicht zusammen.
    Ich hatte alles mögliche erwartet: ein neues Kleid, einen Roller, einen Schulranzen, einen Puppenwagen – ja, hätte sie „Fahrrad“ gesagt, so fürchte ich, ich wäre auf der Stelle hingegangen und hätte ihr eins gekauft; denn ich war von ihren braunen Augen wie verhext. Den Wunsch aber, den sie schließlich äußerte, hätte ich wahrlich nicht erwartet. Ich fiel beinahe vom Stuhl, als ich ihn hörte.
    „Ich glaube, am allermeisten wünschen wir uns eine Kochplatte.“
    Ich muß vor lauter Überraschung Mund und Nase aufgesperrt haben, wie man sagt. „Eine Ko-ochplatte?“
    „Ja. Siehst du: wir haben bloß eine, und die wird nur sehr langsam heiß, und es dauert immer sehr lange, bis das Essen kocht. Und du kannst dir gar nicht denken, wie lange wir warten müssen, bis das Abwaschwasser warm wird.“
    Ich hatte mich im Laufe meines Lebens schon in mancher ungewöhnlichen Lage befunden, aber niemals in einer so sonderbaren wie jetzt. Ich hatte mich mit fremden Diplomaten auf französisch und spanisch unterhalten, ich hatte mit siebzehn Jahren bei Gesellschaften, die mein Vater geben mußte, die Rolle der Hausfrau übernommen, ich hatte in einem Hotel mit einer leibhaftigen Königlichen Hoheit am selben Tisch gesessen – aber noch nie im Leben hatte ich mich so unterlegen und hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick.
    „Natürlich kannst du…“ Ich wollte noch mehr sagen, Lisbeth aber ließ mich nicht zu Worte kommen.
    „Wir wünschen uns auch einen Teppich“, überlegte sie weiter, „aber der ist nicht so dringlich, denn es wird ja bald Sommer, und dann ist der Fußboden nicht mehr so kalt. Vorhänge für das Schlafzimmer wünschen wir uns auch, aber ich glaube, eine Kochplatte wünschen wir uns doch am meisten.“
    Ich nahm mich gewaltsam zusammen. Hier hatte Lisbeth allein zu entscheiden. Mir stand es nicht zu, ihr da hineinzureden.
    Lisbeth zog ihren roten Regenmantel an, und dann gingen wir, nachdem ich bei mir zu Hause angerufen und Erna, meiner Hausgehilfin, wegen des Essens Bescheid gesagt hatte. „Fleischklöße mögen wir am allerliebsten“, sagte Lisbeth. Damit war ja das Menü geklärt.
    Und nun geschah das Merkwürdige, daß ich für ein siebenjähriges Mädchen zu seinem Geburtstag eine Kochplatte kaufte. Ich ließ sie in meine Wohnung schicken.
    „Und was machen wir nun, Lisbeth?“
    Lisbeth war es nicht gewohnt, daß sie tun konnte, wozu sie gerade Lust hatte. Sie wußte sich aber schnell in diese neue Lage zu finden.
    „Bist du müde, Lisbeth?“
    „Aber nein!“ Sie schüttelte energisch den Kopf.
    „Weißt du, was wir machen? Wir sehen uns ein bißchen die Schaufenster an. Und wenn du etwas entdeckst, was du furchtbar gern haben möchtest, dann sagst du es. Ich meine: etwas für dich selber, etwas für dich allein.“
    Sie blickte mich verwundert an. Aber zum Glück standen wir gerade vor einem Spielwarengeschäft, und sie war doch noch Kind genug, um sich von dem Schaufenster fesseln zu lassen.
    Viel sagte sie nicht. Aber ihre Augen wurden immer größer, und sie starrte sehr lange auf jedes einzelne Spielzeug. Ich hielt ihre Hand in der meinen und störte sie nicht beim Schauen. Wie sie dastand! Winzig und ernsthaft und mit so vielen Sorgen, wie sie sonst nur Erwachsene haben, hinter der kleinen Stirn! Endlich blickte sie zu mir auf.
    „Ein Mädchen in unserer Straße hat genauso einen Ball wie den da!“
    „Willst du gern einen haben, Lisbeth?“
    Sie betrachtete den Ball sehr lange. Dann blickte sie zu mir auf. „Ich glaube, wir sehen uns lieber noch mehr Schaufenster an. Es wäre doch dumm, wenn wir den Ball kauften und ich fände dann hinterher etwas, was ich noch lieber haben möchte.“
    „Gut!“ Wir gingen also weiter.
    Bald blieben wir vor einem Geschäft mit Sportartikeln stehen, bald vor einem mit Schnittwaren oder Haushaltsachen. Lisbeth betrachtete eingehend Schaufenster um Schaufenster. Merkwürdigerweise langweilte es mich keineswegs, sie zu begleiten. Ich starrte in dieselben Schaufenster wie sie, sagte aber nichts, sondern bemühte mich, zu erraten, was sie sich wohl wünschen würde.
    Schließlich blickte sie auf. Wir standen gerade vor einem Schaufenster mit Kinderkleidern.
    „Bist du sehr reich, Steffi?“
    Ich mußte lachen.
    „Na, so richtig reich bin ich eigentlich nicht. Aber ich habe Geld genug. Du brauchst also keine Angst zu haben, daß es zuviel kostet. Sage nur, was du gern haben möchtest.“
    „Aber
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