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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz
Autoren: Berte Bratt
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Tochter von Herrn und Frau Skar! Und dann bleibt dir nichts weiter übrig, als zu Steffi Mutti und zu mir Vati zu sagen.“
    „Aber – aber – soll ich dann auch Skar heißen?“
    „Natürlich. Aber – “ Heming schien zu erraten, was in Lisbeth vorging – „aber darum sollst du deinen lieben guten Vater, den du verloren hast, nicht etwa vergessen. Glaube nur ja nicht, daß du seinen Namen wegwerfen sollst! Weißt du, wie du heißen sollst? Liz Jensen Skar. So sollst du heißen!“
    „Ja“, sagte Lisbeth, die von jetzt ab Liz hieß.
    Es läutete an der Wohnungstür.
    Erna kam herein.
    „Eine Dame wünscht Sie zu sprechen, Fräulein Sagen.“
    Ich stand auf und ging hinaus.
    Eine nett aussehende ältere Dame stand vor der Tür – eine Dame mit müden Gesichtszügen und in einem abgetragenen Kleide, aber mit schönen, leuchtenden braunen Augen unter der runzligen Stirn.
    „Fräulein Sagen? Ich bin – “
    „Sie müssen Lisbeths Großmutter sein.“
    Sie nickte lächelnd.
    „Haben Sie das sofort sehen können?“
    „Das war nicht schwer. – Bitte, Frau Bredal, treten Sie näher. Ich habe im Augenblick gerade Besuch, aber – “
    „Ich bin an Stelle meiner Tochter nach Oslo gefahren, denn ich wollte Sie doch gern kennenlernen und die kleine Lisbeth sehen, bevor ich sie aus den Händen gebe.“
    „Sie sind also damit einverstanden, daß ich sie adoptiere?“
    „Ich habe nicht das Recht, Einspruch zu erheben, Fräulein Sagen. Aber, wie gesagt, ich wollte Sie doch gern erst kennenlernen.“
    Liz stand mitten im Zimmer, als wir eintraten. Ein wenig neugierig, etwas unsicher lächelnd. Das neue Kleid stand ihr so gut, und ihre Haare waren braun mit einem goldenen Schimmer. Wunderhübsch war sie, meine kleine Liz.
    Wenn meine Gäste Frau Bredal außerordentlich freundlich begrüßten, so taten sie das nicht nur, weil sie wohlerzogene Menschen waren, sondern es kam auch daher, weil Frau Bredal gleich auf den ersten Blick überaus sympathisch wirkte.
    Liz’ Großmutter sagte nicht viel. Sie zog ihre Enkelin an sich und strich ihr mit ihrer rauhen Hand leicht über das Haar.
    „So sieht die kleine Lisbeth also aus!“ sagte sie leise. Ihr Blick schien weit in die Ferne zu schweifen. Liz sah sie aufmerksam an.
    „Wie glaubtest du denn, daß ich aussähe, Großmutter?“ fragte sie.
    „Das kann ich selber nicht sagen, mein Kind. Als ich dich das letztemal sah, warst du ein kleines Bündel, das in der Nacht schrie und dessen Windeln ich wechseln mußte. Heute braucht wohl niemand mehr deine Windeln zu wechseln?“
    Frau Bredal lächelte schelmisch, und Liz lachte laut.
    „Mäuschen, geh mal zu Erna und bitte sie, uns noch etwas Kaffee zu bringen, willst du?“
    Liz ging. Wie war doch die kleine Gestalt schlank und anmutig!
    Mein Zimmer war geräumig. Tante Helga, Anne-Grete, Knut und Heming setzten sich um den Tisch am Fenster. Ich saß mit Frau Bredal am Kamin, wo wir ungestört plaudern konnten. Ich erzählte, was ich hinsichtlich Liz’ Zukunft beschlossen hätte, und fügte noch hinzu, daß ich im Sommer zu heiraten gedächte und daß Heming an dem Kinde genauso hinge wie ich selber.
    Frau Bredal lauschte und nickte. Dann legte sie ihre rauhe Arbeitshand auf meine.
    „Sie sind lieb zu Lisbeth, Fräulein Sagen“, sagte sie. „Ich sehe ja, wie gut sie es bei Ihnen hat. Ich weiß nicht, wie sie es bei dem Vater…“
    „Ihr Schwiegersohn war ein unvergleichlicher Vater“, sagte ich – dann kam Liz zurück. Sie brachte selbst die schwere Kaffeekanne.
    „Tüchtiges Mädchen“, lächelte Frau Bredal. Dann streichelte sie Liz über den Kopf.
    „Was für helles Haar du hast, Lisbeth! Genau wie deine Mutter.“
    Dann – dann – wie soll ich es erzählen können – wie kann ich es erklären – die paar Worte, die mich so wahnsinnig glücklich machten – Liz sah verwundert erst mich, dann ihre Großmutter an.
    „Mutti hat doch ganz braunes Haar!“
    „Braun?“
    „Ja – sieh!“ Eine kleine Hand näherte sich meiner Schläfe und zupfte eine meiner teuren Dauerlocken hervor. „Siehst du? Ganz braun!“
    Liz plauderte weiter. Sie ahnte nicht, daß sie mir den glücklichsten Augenblick meines Lebens geschenkt hatte.
    Ich erwachte mitten in der Nacht. Seit Liz’ Krankheit hatte ich mir einen sehr leichten Schlaf angewöhnt. Es war nichts. Nur ein Fensterhaken bewegte sich im Winde. Ich machte ihn fest und blieb einen Augenblick am Fenster stehen. Es war kalt draußen und sternenklar.
    Ich war
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