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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie
Autoren: Jo Clayton
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umsäuselte ihn, strich durch die herabhängenden Zweige einer Trauerweide. Der Baum stand bei einem Brunnen, Wasser sprudelte aus einem senkrechten Kupferrohr, gluckerte über bemooste Felsbrocken in einen See, in dem karmesinrote Lilien wuchsen und Goldfische schwammen, floß dann als Bächlein weiter und zum Garten hinaus. Maksim saß an einem flachen Abhang, den Gras wie ein grünes Fell bedeckte. Ich muß mich südlich Cheoneas befinden, schlußfolgerte er, ich kann ja wohl nicht den gesamten Winter verschlafen haben. Er sah seine Arme an. Sie hatten an Fleisch und Muskeln verloren. Vielleicht hatte er nicht einen Winter lang geschlafen, doch auf alle Fälle länger als ein, zwei Tage. »Jal was?« Er erhob sich, bewegte sich langsam, um seine Schwäche zu verbergen.
    Neben einem Gestrüpp von bodenwüchsigen Orchideen saß Brann auf einer steinernen Sitzbank. »Jal Virri. Fragt nicht jeder nach dem Aufwachen danach, wo er ist?«
    Maksim schleppte sich ein paar Schritte bis zur Kuppe der Erhebung hinauf und nahm am anderen Ende der Sitzbank Platz. »Wo liegt Jal Virri?«
    »Es ist eines der inneren Inselchen der Myk'tat-Tukery-Inseln.«
    »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Zehn Tage.«
    »Weshalb hast du dir mit mir diese Mühe gemacht?«
    »Es gefällt mir nicht, umhergescheucht zu werden.«
    »Ich war ein Narr.«
    »Stimmt.«
    Maksim verschränkte die Arme auf der Brust, verkniff die Augen, grinste Brann zu. »Ich bin davon ausgegangen, daß du meine Bescheidenheit zu würdigen verstehst und mir aus unehrlicher Höflichkeit widersprichst.«
    Brann schenkte ihm einen langen Blick; in ihren Augen, grün wie das Laub der Trauerweide, stand ein Lächeln. »Eher würde ich dich ein wenig durchprügeln. Warum hast du dich nicht einmal mit mir unterhalten? Du hast mich behandelt wie eine lästige Fliege. So etwas muß einen doch schlichtweg verärgern.«
    »Ich war der Ansicht, es sei die einfachste Lösung, schnell und sauber wie der Schnitt eines Chirurgus, um eine Schwierigkeit aus meinem Leben zu entfernen.«
    »Tja, aber's hat nicht geklappt.«
    »Offenbar nicht. Nun sitze ich hier auf dieser staubigen Bank und kann mir ein halbes Dutzend Wege vorstellen, auf denen wir uns hätten einigen können. Nachher pflegt man klüger zu sein, hm! Solche Einsichten sind genauso blödsinnig wie Reue und zweimal so nutzlos. Im Ernst, Brann, ich hätte, glaube ich, bloß noch zehn Jahre gebraucht. Ich war dabei, Zeit herauszuschinden.«
    »Wofür?«
    »Für Cheonea.«
    »Du sagst das so großartig, so hingebungsvoll, Maks. So aufrichtig.«
    »Spott ist die billigste aller Künste. Brombeer-voller-Dornen. Dennoch bedarf sie eines Skalpells, keiner Axt.«
    »Das kommt darauf an, wie dick der Schädel ist. Ernstlich, Maks, du hast 'n guten Anfang gemacht, aber nun ist's höchste Zeit, wie mein Vater sagen würde, das Kind auf eigenen Beinen stehen zu lassen. Sonst wird's nicht laufen lernen. Hmm. Denkst du daran, dorthin zurückzukehren?«
    »Das hängt ja wohl weitgehend von dir ab, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Was?«
    »Ich habe dich fortgeschafft, weil ich dem Angeketteten Gott nicht für'n Taubenschiß übern Weg traue. Und Amortis auch nicht. Und du warst nicht in der Verfassung, um dich wehren zu können. Darüber hinaus übernehme ich für dich keine Verantwortung. Wenn du gehn willst: Leb wohl!«
    »Und falls ich für 'ne Weile bleiben möchte?«
    »Dann bleib!«
    »Hmm.« Maksim befingerte an den Rändern das geschwärzte Loch im Leinengewand, das er noch immer trug, betrachtete das glatte Fleisch. »Was ist aus BinYAHtii geworden?«
    »Ich habe ihn dir abgenommen, er war 'n ganz übles Ding, er hatte 'n Loch in dich gefressen, fast bis ins Herz. Jay hat erzählt, daß sich Danny gebückt hat, während Yaro und ich bei dir einiges heilten, den Talisman aufhob und gleich darauf spurlos verschwand. Wahrscheinlich zum Angeketteten Gott.«
    »Damit ist mein Einfluß in den Fingertälern dahin, was?« »Das ist anzunehmen.«
    »Also hat Kori erreicht, was sie wollte. Ihr Bruder ist außer Gefahr, die Amortis-Diener ziehen ab.«
    »Du weißt über sie Bescheid?«
    »Ich hatte mit ihr 'n Gespräch.«
    »Wo ist sie geblieben?«
    »An der Yosulal Mossaiea in Silili. Weißt du, wovon ich rede?«
    »So eine Art von Begabung hat sie? Bei Slyas Zähnen, na, das ist ja 'ne Überraschung, sie ist 'ne Nachfahrin Harras. Hast du sie hingeschickt?«
    »Wieso wundert's dich? Hast du erwartet, ich hätte sie aufgefressen?«
    »Nein, aber
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