Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache
Autoren: Connie Willis
Vom Netzwerk:
ein Paar
rote Fäustlinge, und machte sich auf den Weg durch den
Orientalischen Garten zu Brads Appartement.
     
    »Sind diese Flachköpfe von der Forschung inzwischen
angekommen?« fragte Mr. Mowen Janice.
    »Ja, Sir. Alle bis auf McAfee. Seine Leitung ist
besetzt.«
    »Nun, dann benutzen Sie die Prioritätsschaltung. Und
schicken Sie die Leute herein.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Janice. Sie ging an ihren
Schreibtisch zurück und rief ein Namensverzeichnis auf ihren
Bildschirm. Zu ihrer Überraschung erschien es sogleich. Sie
notierte sich Brads Code und tippte eine Priorität ein. Der
Computer schrieb: EINGABEFEHLER. Ich wußte doch, daß
es zu schön gewesen wäre, um wahr zu sein, dachte
Janice. Sie tippte den Code noch einmal. Diesmal schrieb der
Computer: BEREITS PRIORITÄT GEMELDET. Janice dachte eine Weile
nach, dann entschied sie, daß keine fremde Priorität
wichtiger als die Mr. Mowens sein konnte. Sie tippte den Code
für eine vorrangige Priorität ein und schrieb: »Mr.
Mowen möchte Sie unverzüglich empfangen.« Der Computer
bestätigte sofort.
    Durch ihren Erfolg angeregt wählte Janice nochmals Brads
Nummer. Er nahm den Hörer ab. »Mr. Mowen möchte Sie
sofort sprechen«, sagte sie.
    »Ich werde geschwinder als ein blauer Gasgeysir sein«,
sagte Brad und hängte auf.
    Janice betrat das Büro Mr. Mowens und berichtete ihm, McAfee
sei unterwegs. Dann trieb sie die Leute aus der Forschung in das
Büro. Als Mr. Mowen aufstand, um sie zu begrüßen,
stieß er nichts um, aber einer der Leute von der Forschung
brachte es fertig, den Schreibstiftbehälter ein weiteres Mal
umzustoßen. Janice half ihm, die Stifte aufzuheben.
    Als sie an ihren Schreibtisch zurückkam, erinnerte sie sich
daran, ein Prioritäts-Signal an Brads Terminal außer Kraft
gesetzt zu haben. Sie fragte sich, was es bedeutet haben mochte.
Vielleicht war Charlotte in sein Appartement eingedrungen, hatte ihn
vergiftet und dann die Prioritätsschaltung aktiviert, um ihn
daran zu hindern, daß er um Hilfe rief.
    In gewisser Hinsicht war das ein befriedigender Gedanke; aber die
Priorität konnte auch etwas Wichtiges bedeutet haben, und jetzt,
da sie ihn ans Telefon bekommen hatte, bestand wirklich kein Grund
mehr, die Vorrangigkeit über die Priorität
aufrechtzuerhalten. Janice seufzte und tippte den Widerruf ein. Der
Computer bestätigte augenblicklich.
    Jill öffnete die Eingangstür zu Brads Appartementhaus
und blieb eine Weile stehen, während sie sich bemühte,
wieder zu Atem zu kommen. Eigentlich hätte sie heute abend nach
Cheyenne zurückfliegen müssen; und sie hatte es nicht
einmal durch Chugwater geschafft. Ihr Wagen war auf den Straßen
gerutscht und mehrmals steckengeblieben; schließlich hatte sie
ihn stehenlassen und war zu Fuß hergekommen, um Brad zu bitten,
daß er ihr half, Schneeketten anzulegen. Sie angelte mit
steifen Fingern in ihrem Portemonnaie nach der Nummer, die Brad ihr
aufgeschrieben hatte, damit sie den Aufzug benutzen konnte. Sie
hätte die Handschuhe ausziehen sollen.
    Eine junge Frau ohne Handschuhe stieß die Tür auf und
schritt zielstrebig auf einen der beiden Aufzüge zu, tippte ein
paar Ziffern ein und verschwand in dem näheren Aufzug. Die
Tür schloß sich.
    Ich hätte mit ihr hochfahren sollen, dachte Jill. Sie
suchte noch eine Weile und brachte mehrere zusammengefaltete Zettel
zum Vorschein. Sie versuchte, einen davon aufzufalten – gab auf
– und hielt alle Zettel in einer behandschuhten Hand,
während sie sich bemühte, den Handschuh der anderen Hand
mit den Zähnen abzuziehen.
    Die Eingangstür ging auf, und ein mit Schnee gemischter
Windstoß blies Jill die Zettel aus der Hand und zur Tür
hinaus. Sie stürzte hinterher, aber sie wirbelten durch den
Schnee davon. Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, war
bereits an dem anderen Aufzug angelangt und trat eben ein. Die
Tür schloß sich.
    Verdammt und zugenäht, dachte Jill.
    Sie sah sich nach einem Telefon um, von dem aus sie Brad
hätte anrufen und ihm mitteilen können, daß sie hier
unten festsaß. An der gegenüberliegenden Wand war
eines.
    Der erste Aufzug war auf dem Weg nach unten, zwischen dem vierten
und dem dritten Stockwerk. Der zweite stand auf Sechs.
    Jill ging zu dem Telefon, zog ihre Handschuhe aus, stopfte sie in
die Taschen und nahm den Hörer in die Hand.
    Eine junge Frau im Parka und mit roten Fäustlingen kam zur
Eingangstür herein, aber sie ging nicht zu den Aufzügen.
Sie blieb mitten in der Halle stehen und klopfte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher