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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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wurde, die an meinen Rockzipfeln hingen, und dem fünften, das darauf wartete, auf die Welt zu kommen. Unser Nachbar kehrte Blut hustend zurück. Mein Joe ist niemals mehr zurückgekehrt.«
    »Es tut mir leid, Mrs. Sorenson«, sagte Willow leise. »Für mich war es schon schwer genug, mich nur um Mutter zu kümmern. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mit vier Kindern und einem Baby hätte fertig werden sollen.«
    »Ach, so schlimm ist es nun auch wieder nicht, meine Liebe. Männer sind unzuverlässige Geschöpfe, aber nichtsdestotrotz charmant. Ohne sie wäre das Leben doch sehr eintönig für uns«, erklärte die Witwe und warf Eddy einen liebevollen Blick zu. »Niemand, der das Strickgarn für mich hält, wenn ich es zu einem Knäuel wickle. Niemand, der eine störrische Wasserpumpe repariert, damit ich meine Haare waschen kann. Niemand, der einen Spaziergang mit mir macht, wenn der Vollmond am Himmel steht und die Luft nach Flieder duftet. Niemand, dem ich ein Lächeln schenken kann, wenn ich ein Zimmer betrete.« Rose lachte wehmütig. »Und niemand, der mich fest in die Arme nimmt, wenn es blitzt und donnert und ich mich zu Tode fürchte.«
    Eine seltsame Sehnsucht überkam Willow, als sie sah, wie
    Eddy und Rose sich anblickten. Es war schon lange her, seit Willow davon geträumt hatte, ihr Leben mit jemandem zu teilen. Doch damals war sie zu jung gewesen, um zu verstehen, was ein solches Miteinander wirklich bedeutete. Mit sechzehn wußte ein Mädchen noch nicht viel vom Leben. Es kannte nur die Ungeduld, endlich mit diesem Leben zu beginnen.
    Aber dann war der Krieg ausgebrochen, Steven hatte den Tod gefunden, und Willow hatte gelernt, daß das Leben ein Durchhaltetest war und es keine Gewinner gab, sondern nur Überlebende.
    »Sie werden die schrecklichen Kriegserlebnisse irgendwann überwinden«, fuhr Rose fort und tätschelte tröstend Willows Hand. »Sie und Ihr Mann werden ein Kind haben, und dann vergessen Sie Ihren närrischen Plan, eine Farm aufzubauen und für sich selbst zu sorgen, glauben Sie mir. Der Herrgott wußte, was Er tat, als Er die Frau für den Mann schuf.«
    Caleb lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Spar dir dein Mitgefühl für jemanden, der es nötig hat, Rose. Alles, was Mrs. Moran braucht, ist ein Führer, der sie zu Matthew Moran bringt.«
    »Wirst du es tun?« fragte Eddy.
    »Sicher, warum nicht«, erklärte Caleb betont gleichmütig. »Ich will sowieso in die Gegend von San Juan.«
    »Gut«, sagte Eddy sichtlich erleichtert. »Ich würde den Job ja selbst übernehmen, aber der verdammte Hengst...« Er blickte Caleb unverwandt an. »Ich bin froh, daß dich meine Nachricht erreicht hat. Ich wußte nicht genau, ob du auf dem Weg nach Yuma warst oder weiter in den Norden hinauf nach Wyoming Territory.«
    »Je einsamer das Land, desto schneller spricht sich Klatsch herum«, entgegnete Caleb. »Ich war gerade mit Wolfe Lonetree auf der Jagd, als ein Kesselflicker in unser Lager kam und mir sagte, du brauchtest mich, um Mrs. Matthew Moran zu ihrem Ehemann zu begleiten.«
    »Wolfe Lonetree, soso«, murmelte Eddy. »Kein Wunder, daß du so schnell davon erfahren hast. Wenn irgendwo im Revier ein Käfer krabbelt, weiß es dieses Halbblut.« Er zog seine Taschenuhr heraus und betrachtete blinzelnd das Zifferblatt. »Rose, wenn wir jetzt nicht sofort in den Speisesaal gehen, wird uns irgendein junger Schieber unseren Tisch wegnehmen.«
    Als er seine Uhr wieder einsteckte, warf er Willow einen Blick aus klugen dunklen Augen zu. »Sind Sie zufrieden mit dem Arrangement, nachdem Sie Cal jetzt kennengelernt haben, Mrs. Moran?«
    Nach kaum merklichem Zögern nickte Willow stumm. Sie traute sich nicht zu sprechen, denn ihre Stimme hätte eindeutig verraten, wie unglücklich sie war. Nicht etwa, daß sie Calebs Zuverlässigkeit und Kompetenz als Geleitschutz angezweifelt hätte. Sie hatte auch keinerlei Zweifel, was seine Ehrbarkeit betraf. Es war seine Wirkung auf sie, die sie zögern ließ. Er ließ es sie spüren, daß sie eine verführerische Frau war, und dennoch machte er keinerlei Anstalten, seine Abneigung gegen sie zu verbergen. Eine äußerst beunruhigende Mischung.
    Ich bin nur müde, versicherte Willow sich selbst in Gedanken. Ein Bad und ein paar Stunden Schlaf werden mich wieder beleben. Ich bin einen zu weiten Weg gekommen, um jetzt noch umzukehren. Übrigens gibt es keinen Ort mehr, an den ich zurückkehren könnte. Mama hatte recht. Die Träume, die sie und Papa hatten,
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