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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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Gesicht sterben sehen.
    »Hatten Sie Schwierigkeiten, in den Westen zu kommen?« fragte Rose und wandte sich erwartungsvoll an die jüngere Frau, offensichtlich erpicht, ein Gespräch zu beginnen.
    »Es war ein regelrechtes Abenteuer«, gestand Willow lächelnd. »Matt hatte in seinen Briefen den Mississippi zwar erwähnt, aber erst als ich bei Sonnenuntergang an seinem Ufer stand und ihn wie ein großes goldenes Meer erglühen sah, ist mir richtig klargeworden, wie ungeheuer breit der Fluß ist und wie mächtig. Als wir ihn am nächsten Tag überquerten, war es wie ein Ritt auf einem wilden Pferd.«
    Rose schauderte. »Ich erinnere mich. Hab mich fast zu Tode geängstigt, als ich vor zwei Jahren hinübergefahren bin und mein Mann auf Niedrigwasser wartete. Wenn Sie ihn im Mai überquert haben, muß der höllische Fluß eine gewaltige Strömung gehabt haben.«
    »O ja. Baumstämme größer als Wagen tanzten wie Strohhalme auf den Wellen. Als eine verfaulte Eiche unsere Fähre rammte, wurden mehrere Pferde über Bord geschleudert, aber wir waren zum Glück nahe genug am anderen Ufer.«
    Caleb dachte an seine eigene Überfahrt über die tosende, gefährliche Barriere, die Mississippi hieß. Er war damals erst fünf gewesen, doch die Urgewalt des mächtigen Stroms hatte ihn eher fasziniert als geängstigt. Fast glaubte er wieder seine eigene Erregung zu spüren bei der Erinnerung an das Erlebnis aus seiner Kindheit und beim Klang von Willows rauchiger Stimme, die ihm sagte, daß auch sie sich bereitwillig in die wilde Umarmung des Flusses begeben hatte.
    »Wie war die Reise in der Postkutsche?« wollte Rose wissen. »Ich habe daran gedacht, in den Osten zu gehen, hab mir aber geschworen, den Weg niemals wieder zu Pferde zu machen, und ich schätze, ich werde tot sein, ehe sie die Eisenbahnlinie bis hier in den Westen ausbauen.«
    Willow zögerte einen Moment, bevor sie gestand: »Die Kutsche schlingerte und holperte, der Kutscher knallte mit der Peitsche und fluchte ununterbrochen, und das Knarren der Räder war laut genug, um Tote zu erwecken. Nach ein paar Tagen in der Postkutsche begann ich mich tatsächlich zu fragen, ob die Holladay Overland Mail & Express Line nicht die Strecke zur Hölle bedient.«
    Rose lächelte. »Es muß einem so behütet aufgewachsenen Mädchen schon eigenartig vorgekommen sein.«
    »Nicht so eigenartig wie all das Land ohne Bäume«, gab Willow zurück. »Nicht ein einziger Baum. Die Postkutschenstationen waren in Hügel hineingebaut und mit Grassoden gedeckt. Matt hatte mir davon erzählt, aber ich dachte, er übertriebe.«
    Eddy schüttelte lachend den Kopf, als er Willow anschaute. »Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, Mrs. Moran.«
    »O doch, das haben Sie«, gab Willow zu. »Als ich Ihren Namen in der Korrespondenz meines Vaters, äh, Schwiegervaters fand und Ihnen wegen der Suche nach Matt schrieb, haben Sie sich wirklich alles andere als ermutigend geäußert.«
    »Müssen gut und gerne tausend Meilen und mehr von St. Joseph bis hierher sein«, erwiderte Eddy. »Das ist eine lange, beschwerliche Reise für eine junge Frau ohne Begleitung.«
    »Es ist für jeden eine lange Reise, aber ich hatte ja meine Pferde. Mein Hengst Ishmael ist bequemer als jeder Kutschensitz. Wenn es nicht regnete, bin ich lieber geritten. Einige meiner Mitfahrer hatten es wesentlich schlechter als ich. Sie besaßen kein Pferd zum Reiten und kein Geld, um für Extraübernachtungen zu bezahlen und sich von der anstrengenden Fahrt auszuruhen. Ich bin mehreren armen Seelen begegnet, die die Reise in der Hälfte der Zeit gemacht haben.«
    »Warum haben Sie nicht darauf gewartet, daß Ihr Mann kommt und Sie holt?« fragte Rose. Gleich darauf lachte sie verlegen und errötete. »Du lieber Himmel, was rede ich denn da! Es tut mir leid, Mrs. Moran. Ich bin so ausgehungert nach allem, was es östlich von Denver an Neuigkeiten gibt, daß ich meine Manieren vergesse. Viele Leute, die hierherkommen, wollen nicht über das reden, was sie hinter sich gelassen haben, oder über die Gründe, weshalb sie fortgegangen sind. Sie verraten noch nicht mal ihren früheren Namen.«
    Bevor Willow antworten konnte, warf Caleb kühl ein: »Mach dir keine Sorgen um deine Manieren, Rose. Mrs. Moran ist eine so feine Südstaatenlady, daß sie von den Leuten hier draußen sowieso nicht viel Schliff erwartet.«
    »Caleb Black!« rief Rose erstaunt. »Was ist nur in dich gefahren? Du fragst doch sonst nicht danach, auf welcher
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