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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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Wimperngeklimper und das sanfte Lächeln lieber für Ihren Ehemann auf, Lady. Jedesmal, wenn ich Ihr elegantes Kleid und Ihr seidiges blondes Haar betrachte, muß ich daran denken, wie viele Männer auf beiden Fronten des Krieges ihr Leben gelassen haben, um Ihnen den Luxus zu erhalten, der Ihnen Ihrer Meinung nach zusteht.«
    Die Verachtung in Calebs Stimme ließ Willow erstarren. In Wirklichkeit war sie weder eine Südstaatlerin noch reich und verwöhnt. Aber ihm das zu erzählen, würde wohl kaum sein Mitgefühl wecken. Im Gegenteil. Es könnte ihn nur zu leicht davon abhalten, den Auftrag anzunehmen, den sie ihm anbot. Wenn er wüßte, daß sie ihn erst bezahlen konnte, wenn sie ihren Bruder gefunden hatte, bestand durchaus die Möglichkeit, daß Caleb ihr den Rücken zukehrte.
    Und das wäre eine Katastrophe. Mr. Edwards hatte ihr klargemacht, daß Caleb einer der wenigen Männer im Westen war - und der einzige in der rauhen kleinen Stadt Denver -, dem Willow ihr Leben, ihre Unschuld und ihre wertvollen Pferde anvertrauen konnte.
    Schweigend wandte Willow sich von Caleb ab und ging auf Mr. Edwards zu. Sie bemerkte nichts von dem männlichen Gemurmel und den bewundernden Blicken, die ihr durch die Halle folgten. Es war schon so lange her, seit sie sich selbst als Frau betrachtet hatte, daß sie gar nicht mehr daran gewöhnt war. Für Willow war ihr eigener Körper etwas, was sie ernährte, badete und kleidete, damit es funktionierte. Nachdem ihr Vater in den Krieg gezogen war und sie allein mit ihrer kränkelnden Mutter zurückgelassen hatte, war Willow diejenige gewesen, die sich abgemüht hatte, die Nahrung aus ihrer
    Farm zu erwirtschaften, die die Moran-Frauen am Leben erhalten hatte.
    Willow mochte die Reaktion der Männer vielleicht nicht wahrnehmen, aber Caleb registrierte jeden anerkennenden Blick, den sie auf sich zog. Sein kaltes, drohendes Starren veranlaßte mehr als ein übereifriges männliches Wesen, sich zu zügeln. Caleb redete sich ein, daß er nicht etwa um Willows nicht existierende Tugend besorgt war; er paßte lediglich auf seine Fahrkarte zu Reno Morans Begräbnis auf. Jeder einzelne der harten jungen Burschen, die in Denvers neuestem Hotel herumlungerten, wäre glücklich gewesen, sich fünfzig Yankee-Dollar damit zu verdienen, die hübsche junge Willow in ein Land zu begleiten, so unzugänglich und wild, daß die meisten seiner Flüsse, Schluchten und Berggipfel noch nicht einmal Namen hatten.
    »Mr. Edwards«, sagte Willow gedämpft, »es war sehr freundlich von Ihnen, dieses Zusammentreffen zu arrangieren.«
    Eddy lächelte, ergriff Willows Hand und beugte sich darüber, bevor er sich umdrehte, um ihr seine Begleiterin vorzustellen, eine plumpe Frau von dreißig Jahren mit schwarzem Haar, roten Wangen und lebhaften blauen Augen.
    »Mrs. Moran, dies ist Mrs. Sorenson. Rose, dies ist die junge Frau, über die du in den letzten drei Wochen schon soviel gehört hast.«
    Willow blickte verdutzt. »Drei Wochen? Aber ich bin doch noch nicht mal drei Stunden in Denver!«
    Eddy zog eine Grimasse. »Seit es diesen verflixten Telegraphen gibt, verbreiten sich Neuigkeiten in einem Tempo, daß einem Mann schwindelig werden kann. Wir haben von einer bezaubernden Südstaatenlady und ihren fünf Vollblutpferden gehört, seit Sie in St. Joseph die Postkutsche bestiegen und Ihre Pferde hinten angebunden haben.«
    Rose erhob sich, nahm Willows Hand in ihre schwieligen Hände und tätschelte sie wohlwollend. »Machen Sie sich nichts daraus, Mrs. Moran. Hier draußen im Westen haben die Leute nun mal nicht viel Gesprächsstoff außer Klatsch. Jede ungewöhnliche Neuigkeit bringt uns zum Summen wie ein wild gewordener Bienenstock.«
    Willow sah die Freundlichkeit im Gesicht der anderen Frau, aber auch die Falten, die Kummer und Traurigkeit hineingegraben hatten. Eine Traurigkeit, die Willow in den Zügen ihrer eigenen Mutter bemerkt hatte, nachdem Krieg und Witwenschaft ihr alle Lebensfreude genommen hatten. Kurz darauf war sie gestorben.
    »Keine Sorge, Rose«, sagte Caleb, der jetzt zu der kleinen Gruppe dazukam. »Jedes Mädchen, das einem gutaussehenden jungen Burschen wie Matthew Moran quer durch Gottes Schöpfung nachjagt, muß daran gewöhnt sein, daß sich die Leute die Mäuler über sie zerreißen.«
    Roses Lachen klang verdächtig nach einem Kichern. Lächelnd streckte sie dem dunklen Mann, der sie um einiges überragte, die Hand hin.
    Obwohl Caleb sorgsam darauf geachtet hatte, sich aus Roses Bett
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