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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens
Autoren: Elizabeth Lowell
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du verstanden?«
    Johnny nickte dumpf.
    »Es ist die einzige Warnung, die du bekommst, und eine mehr, als du verdienst.« Caleb ließ von ihm ab und drehte sich zu Johnnys Freunden um. Er betrachtete jeden einzelnen und versuchte, sich die Gesichter seiner neuen Feinde ins Gedächtnis einzuprägen. Er erkannte einen von ihnen, einen Kopfgeldjäger und Claimbetrüger aus den Bergen von San Juan. »Werft die Schießeisen weg, Jungs.«
    Weitere Pistolengurte fielen polternd zu Boden.
    »Ziemlich üble Gesellschaft, mit der du dich da abgibst, Kid, aber wir leben in einem freien Land. Begreife trotzdem nicht, wie du den Gestank aushältst.« Caleb wies mit einer Kopfbewegung zur Straße. »Raus mit euch.«
    Wütend und frustriert marschierten Johnny und seine Freunde aus dem Saal. Erst als sich die Tür hinter dem letzten Revolverhelden geschlossen hatte, erhob sich aufgeregtes Gemurmel in der Menge, und es wurden Spekulationen und Mutmaßungen ausgetauscht über diesen neuerlichen Vorfall, der zu der wachsenden Legende um den Mann von Yuma beitrug.
    Willow sagte überhaupt nichts. Sie stieß nur einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und zog ihre Hand aus der mit Leder eingefaßten Tasche ihres seidenen Rocks, wo sich die Derringer kalt in ihre Handfläche geschmiegt hatte.
    Nach einigen Augenblicken legte sich die allgemeine Erregung, und die Leute kehrten wieder zu dem zurück, was immer sie getan hatten, bevor Caleb Johnny Slater herausgefordert hatte. Alle bis auf Willow machten einen großen Bogen um die Pistolengurte auf dem Fußboden und den großen, kräftigen Mann, dessen Augen so klar und golden brannten wie die eines Silberlöwen - oder eines Racheengels.
    Caleb wandte sich zu Rose um. »Tut mir leid, daß du dies alles hören mußtest«, sagte er schlicht.
    Rose versuchte zu sprechen, lächelte mit zitternden Lippen und brachte flüsternd hervor: »Du bist ein gütiger Mann, Caleb Black. An meinem Tisch wird immer ein Platz für dich sein.«
    Caleb lächelte und berührte die blasse Wange der Witwe in einer sanften Geste der Zuneigung, die Willow überraschte.
    »Danke«, sagte Eddy nur zu Caleb. »Ich bin dir etwas schuldig.«
    Caleb schüttelte den Kopf. »Du bist das Beste, was Rose jemals passieren konnte. Damit bin ich voll und ganz entschädigt.«
    »Eines Tages wird sich Johnny an dir rächen«, stellte Eddy nüchtern fest. »Du hättest ihn töten sollen, als du die Chance hattest.«
    »Es waren zu viele Frauen im Raum, um eine Schießerei anzufangen. Ein Fehlschuß...«
    »Du bist kein Mann, der danebentrifft.«
    Achselzuckend bückte Caleb sich, um die Pistolengurte aufzusammeln. »Johnny ist ein unflätiges Stinktier, aber er hat keinen aus meiner Familie getötet. Er hat Rose beleidigt, und ich habe ihn beleidigt. Soweit es mich betrifft, ist die Angelegenheit damit erledigt.«
    »Auge um Auge«, murmelte Willow, während sie Caleb beobachtete. »Ist das Ihr Kodex?«
    Er richtete sich auf und fuhr mit einem schnellen, raubtierhaften Blick zu ihr herum. »Nicht mein Kodex, Südstaatenlady. Sondern Gottes. >Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Leben um Leben.< So steht es in der Bibel.«
    Die Eindringlichkeit seiner Stimme ließ Willow schaudern. »Was ist mit Vergebung?« fragte sie. »Was ist damit, auch die andere Wange hinzuhalten?«
    »Das ist ein Luxus für Stadtleute, die genügend Polizisten haben, um mit Abschaum wie Kid Coyote fertig zu werden. In Denver gibt es noch nicht soviel Gesetz und Ordnung. Und dort, wo ich Sie hinbringe, gibt es überhaupt kein Gesetz. Wenn ein Mann auch seine andere Wange hinhält, bekommt er noch einen Schlag und noch einen, bis er entweder kämpft oder aufhört, sich selbst als Mann zu bezeichnen. Dort draußen in den Bergen paßt ein Mann auf sich selbst auf, weil es niemand sonst für ihn tun wird.«
    »Und eine Frau?« fragte Willow widerstrebend. »Was tut die?«
    »Sie bleibt in der Stadt«, erklärte Caleb brüsk. »Und wenn ihr das nicht möglich ist, findet sie einen Mann, der stark genug ist, um sie und die Kinder, die sie ihm gebären wird, zu beschützen. So hält man es hier bei uns, Südstaatenlady. Schlicht und einfach. Sie schlachten Ihr Fleisch selbst, Sie würzen es, kochen und essen es, und dann gehen Sie wieder hinaus auf die Jagd.«
    Caleb betrachtete Willow aus schmalen Augen, trat dann einen Schritt näher und sagte so leise, daß niemand mithören konnte: »Wollen Sie immer noch auf die Suche nach Ihrem... Ehemann
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