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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd
Autoren: Patricia Cornwell
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sollen nicht vergessen, dass sie und Lucy ein Verhältnis hatten, etwas, das die Öffentlichkeit noch nicht weiß - noch nicht«, sagte er. »Jedenfalls beweist dieser Brief, dass Carrie Grethen noch nicht damit fertig ist , anderer Menschen Leben zu ruinieren.«
    Es war mir unerträglich, auch nur ihren Namen zu hören, und dass sie es geschafft hatte, in mein West-End-Zuhause einzudringen, machte mich rasend. Sie hätte ebenso gut mit uns am Frühstückstisch sitzen und die Luft mit ihrer verdorbenen, bösartigen Anwesenheit verpesten können. Ich sah ihr herablassendes Lächeln und ihre merkwürdig hellen Augen vor mir und fragte mich, wie sich die fünf Jahre hinter Gittern und der ständige Umgang mit geisteskranken Verbrechern wohl auf ihr Äußeres ausgewirkt haben mochten. Carrie war nicht wahnsinnig.
    War es nie gewesen. Sie war ein entgleister Charakter, eine Psychopathin, ein gewalttätiges Wesen ohne jedes Gewissen.
    Ich blickte hinaus auf den Zierahorn in meinem Garten, der im Wind schwankte, und auf die unvollendete Mauer, die mich nur unzureichend vor meinen Nachbarn verbarg. Das Telefon läutete, und ich zögerte abzunehmen.
    »Dr. Scarpetta«, sagte ich, während ich beobachtete, wie Bentons Blick abermals jene rote Kugelschreiberschrift abtastete.
    »Yo«, ertönte Pete Marinos vertraute Stimme. »Ich bin's.«
    Captain Marino war Leiter der Mordkommission beim Police Department von Richmond, und ich kannte ihn gut genug, um seinen Tonfall einschätzen zu können. Schon wappnete ich mich innerlich gegen weitere schlechte Nachrichten.
    »Was gibt's?«, fragte ich ihn.
    »Ein Gestüt in Warrenton ist letzte Nacht in Flammen aufgegangen. Vielleicht haben Sie in den Nachrichten davon gehört«, sagte er. »Ställe, an die zwanzig Spitzenpferde und das Wohnhaus. Alles niedergebrann t bis auf die Grundmauern.«
    Bis jetzt ergab das alles noch keinen Sinn. »Marino, seit wann rufen Sie mich an, wenn es irgendwo gebrannt hat? Mal abgesehen davon, dass Sie in Northern Virginia gar nichts verloren haben.«
    »Von nun an ja«, erwiderte er.
    Meine Küche schien klein und stickig zu werden, während ich auf den Rest wartete.
    »Das ATF hat gerade eben das NRT alarmiert«, fuhr e r fort.
    »Das heißt, uns.«
    »Bingo. Ihren und meinen Arsch. Gleich morgen früh.« Das National Response Team, abgekürzt NRT, die Spezialeinheit des Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms (ATF), kam zum Einsatz, wenn Kirchen oder Geschäftshäuser brannten, bei Bombenexplosionen und sonstigen Katastrophen, für die das ATF zuständig war. Marino und ich gehörten zwar nicht unmittelbar zum ATF, es war jedoch nichts Ungewöhnliches, dass diese und andere Polizeieinheiten uns bei Bedarf rekrutierten. In jüngster Zeit hatte ich das World-Trade-Center- und das Oklahoma-City-Bombenattentat und den Absturz der TWA-Maschine zu bearbeiten gehabt. Ich hatte bei der Identifizierung der Branch Davidianer in Waco mitgeholfen und die Verstümmelten und Toten untersucht, die auf das Konto des Unabombers gingen. Ich wusste aus leidvoller Erfahrung, dass das ATF mich nur dann zu einem Einsatz hinzuzog, wenn Menschen zu Tode gekommen waren, und wenn Marino ebenfalls angefordert wurde, lag der Verdacht nahe, dass es sich um Mord handelte.
    »Wie viele?« Ich langte nach meiner Schreibunterlage. »Es geht nicht darum, wie viele, Doc. Es geht darum , wer. Der Besitzer der Farm ist nämlich Kenneth Sparkes, der Medienmogul, er und kein anderer. Und gegenwärtig sieht's so aus, als hätt' er's nicht geschafft.«
    »O Gott«, murmelte ich, und schlagartig verfinsterte sich meine Welt. »Und das wissen wir genau?«
    »Na ja, er wird jedenfalls vermisst.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, warum ich das gerade jetzt erfahre?«
    Ich fühlte Wut aufsteigen und war kurz davor, sie an ihm auszulassen, denn sämtliche unnatürliche Tode in Virginia gehörten in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich hätte nicht erst von Marino über diesen Fall informiert werden dürfen und ärgerte mich über mein Northern-Virginia-Büro, das mich nicht zu Hause angerufen hatte.
    »Nun regen Sie sich mal nicht über Ihre Docs in Fairfax auf«, sagte Marino, der meine Gedanken lesen zu können schien.
    »Fauquier County hat das ATF gebeten, zu übernehmen, sodass das der normale Gang war.«
    Es gefiel mir zwar immer noch nicht, aber es war an der Zeit, zur Sache zu kommen.
    »Ich darf wohl annehmen, dass man noch keine Leiche entdeckt hat«, sagte ich und
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