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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei
Autoren: Shalvis Jill
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die ihr das Gefühl vermittelten, ihr Leben wäre eine Achterbahn. Nur zu gern wäre sie in der Lage gewesen, ihn anzusehen, ohne sich ständig daran erinnern zu müssen, was zwischen ihnen in jener dunklen, durchtrunkenen, törichten Nacht geschehen war. »Es tut mir leid.« Das klang selbst in ihren Ohren gezwungen. Sie zeigte auf den Schlamm an ihrer Kleidung. »Komm mit rein. Ich zieh mich kurz um, und dann sehen wir mal, welche Unterkunft wir für dich finden können – obwohl wir, wie gesagt, wirklich ausgebucht sind.«
    »Wunderbar.«
    Wunderbar. Callie beschwor sich, sich keine Sorgen zu machen. Sie würde keine Energien darauf verschwenden, über ihn nachzudenken oder über das, was er mit ihrem Leben anstellen könnte – beispielsweise es komplett ruinieren.
    Sie betraten den Rasen. Unter lautem, aufgebrachtem Tröten watschelte Goose auf sie zu, den Kopf gesenkt und, einmal in Fahrt gekommen, mit zunehmender Geschwindigkeit.
    Jake blieb augenblicklich stehen.
    Goose lief weiter auf ihn zu.
    » Goose !«
    Als sie Callies scharfen Tonfall vernahm, schrie Goose noch einmal, wurde aber langsamer. Und starrte Jake wütend an.
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr habt das Viech immer noch nicht verspeist?«
    »Sie wäre zum Essen viel zu zäh.«

    Lachend stimmte er ihr zu. Trotzdem betrachtete er die Gans mit einem gesunden Misstrauen, als sie an ihr vorbeigingen.
    Callie versuchte, nicht darüber nachzudenken, warum sein Lachen sie irgendwie milder gestimmt hatte oder warum seine Angst vor einer albernen Gans den Wunsch in ihr geweckt hatte, seine Hand zu halten. Es war offensichtlich, dass sie heute unter Hormonstörungen litt. Aber das ließ sich durch einen mit ehrlicher, harter Arbeit verbrachten Tag mühelos kurieren.
    Sie gingen auf das Haupthaus zu. Jake bewegte sich auf eine angenehme, fast würdevolle Weise, die sie daran erinnerte, dass bei jedem ihrer steifen Schritte Schlamm von ihr herabtropfte. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie unweiblicher und unattraktiver gefühlt.
    Na bitte, die Hormonstörungen hatten sich gelegt.
    »Wo sind denn die Leute alle?«, fragte er.
    Eine berechtigte Frage, die sie gar nicht erstaunte. »Eddie und Stone sind höchstwahrscheinlich in der Stadt und genießen ihren freien Tag.« Stone trank vermutlich auch wieder zu viel, dachte sie mit einem Anflug von Sorge, was sie aber für sich behielt.
    »In Tucson?«
    »Tucson ist zu weit weg für einen Tagesausflug. Sie sind in Three Rocks.«
    »Three Rocks ist doch keine Stadt. Auf dem Weg hierher habe ich mal kurz die Augen geschlossen und den Ort fast übersehen.«
    »Nicht jede Stadt ist so groß wie San Diego.«
    Sein Blick signalisierte Zustimmung. »Okay, also die McDermitt-Jungs sind in der ›Stadt‹.«
    Die Brüder hatten sich auf unzähligen anderen Ranches keine Freunde gemacht. Stets waren sie gefeuert worden,
weil Eintönigkeit sie langweilte. Aber auf Blue Flame, wo man allen Wunderlichkeiten und Marotten der Gäste gerecht zu werden versuchte, herrschte jede Menge Abwechslung, niemals Monotonie. Als Callie die Brüder einstellte, ahnte sie schon, dass sie es nie bereuen würde. Sie hatten eine gute Arbeitsmoral, waren flink auf den Beinen und entzückten die Gäste mit ihrem »echten Cowboy-Charme«.
    Sie hätte ohne sie wirklich nicht zurechtkommen können. Dass sie persönliche Probleme hatten, war eine ganz andere Geschichte. »Du weißt ja, dass Kathy uns letzte Woche verlassen hat. Ich habe gerade eine neue Köchin eingestellt. Amy Wheeler. Ich habe dir doch ihren Arbeitsvertrag gefaxt, oder? Vermutlich ist sie heute auch in der Stadt. Marge ist gestern weggefahren, weil sie mal eine Pause vom ständigen Sauber- und Bettenmachen brauchte, aber sicherlich ist sie jetzt bei ihrer Mutter und macht in deren Haus mehr oder weniger dasselbe. Und Lou ist auf Arbeitssuche, weil er seinen Ganztagsjob in der Stadt gerade verloren hat.«
    »Lou?«
    »Erinnerst du dich nicht an Marges Mann? Er arbeitet je nach Bedarf bei uns und erledigt alles, was an Reparaturen so anfällt.«
    »Stimmt. Aber mit ›die Leute‹ meinte ich eher Tucker.«
    Das überraschte sie nun wirklich. »Er hat heute auch seinen freien Tag.«
    Jake nickte, und ihr war nicht klar, ob er erleichtert oder enttäuscht war.
    »Und warum bist du dann heute hier?«, fragte er. »Nimmst du dir nie frei?« Er blickte sich um, als könnte er nicht verstehen, wie jemand seine Freizeit aus freien Stücken hier draußen verbringen konnte. Das
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