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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
Autoren: Klaus Wanninger
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dann sollten wir ihn ins Klinikum überführen lassen, der muss genauer untersucht werden. Geben Sie ihm fünf, sechs Stunden, dann können Sie es vielleicht mal versuchen.«
    »Sie lassen ihn ins Esslinger Klinikum bringen?«
    »Das geht normalerweise am schnellsten. Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht klappen, gebe ich Ihnen Bescheid. Wenn Sie mir ihre Nummer …“
    Braig reichte dem Mediziner seine Visitenkarte, bedankte sich für sein Entgegenkommen. Er sah, wie der Arzt eine Spritze herrichtete, verabschiedete sich, lief über die Diele ins nebenan gelegene Wohnzimmer. Alles in dem Raum kündete vom Wohlstand des Besitzers. Eine breite, schwarze Ledercouch, zwei ebensolche Sessel, ein schmaler Glastisch, zwei etwas klobige, kirschbaumfarbene Vitrinen mit Unmengen von Gläsern, Tellern, Tassen und Schüsseln, zudem vielen Flaschen meist alkoholischen Inhalts. Außer dem Laptop und dem zu einer großen Schleife verformten Verbindungskabel auf dem Tisch deutete nichts in dem Zimmer auf einen Überfall oder ein Verbrechen hin, alles schien in bester Ordnung. Sofern das Opfer in der Wohnung überwältigt worden war, in diesem Zimmer konnte es kaum geschehen sein.
    Der Kommissar lief zur linken Vitrine, zog eine der beiden im Sockelbereich des Möbelstücks angebrachten Schubladen vor. Akten, Formulare, Kontoauszüge, Ausweise. Volltreffer, überlegte Braig. Er griff nach dem in einer dunkelgelben Plastikhülle verwahrten Personalausweis, sah, dass er auf eine Anna Allmenger zugelassen war, geboren 1922. Das kleine Foto ließ eine vornehme, ältere Dame vorteilhaft zur Geltung kommen. Sie blickte mit wachen Augen in die Kamera, die weißgrauen Haare sorgsam in Locken gelegt. Die auf dem Dokument aufgeführte Adresse stimmte mit der der Wohnung überein.
    Die Mutter des Opfers, überlegte Braig. Dem Alter nach durchaus möglich. Ob die Einstiegshilfe in der Badewanne ihrer Anwesenheit zuzuschreiben war?
    Er griff erneut in die Schublade, hatte einen Packen Rentenbescheide in der Hand. Wieder auf Anna Allmenger ausgestellt. Der gesamte Inhalt schien der alten Dame gewidmet.
    Braig legte die Papiere zurück, schloss die Schublade, zog die obere vor. Mehrere große, mit Bildern gefüllte Couverts, verschiedene Alben, zwei Brillen. Er griff nach einem der Fotobücher, einem mit kräftig roter Kunststoffimprägnierung versehenen Exemplar, schlug es auf, sah den Mann vor sich. Mehrere Jahre jünger zwar, zudem ordentlich frisiert und gekleidet, aber unverkennbar mit dem Menschen identisch, der im Nachbarraum in unzählige Decken gehüllt auf dem Bett lag. Irgendwo im Freien, auf einer Café-Terrasse vielleicht, in die Sonne blinzelnd. Darunter derselbe Mann, eine ältere Frau, der von dem Ausweis-Foto nicht unähnlich, im Arm. Anna Allmenger und ihr Sohn?
    Der Kommissar stöberte mehrere Alben durch, fand erst in einem der prall mit Bildern gefüllten Couverts endgültige Gewissheit. Das mit Fiona und Roland Allmenger laden zu ihrem zehnten Hochzeitstag unterzeichnete Foto einer Frau und eines Mannes in den Vierzigern, beide freundlich in die Kamera lächelnd. Es handelte sich um das Opfer, ohne Zweifel.
    Braig nahm das Bild an sich, schaute den Inhalt der Schublade weiter durch. Unzählige Fotografien, der Farbqualität nach fast alle neueren Datums. Roland Allmenger und verschiedene Frauen, darunter auffallend viele fortgeschrittenen Alters, ab und an seine Mutter und seine Partnerin, meist in einem großen, parkähnlichen Gelände aufgenommen. Kaum Kinder, nur wenige jüngere Leute. Wie im Garten eines gut betuchten Altenheims. War die Mutter des Opfers inzwischen vielleicht dort untergebracht?
    Der Kommissar suchte nach einem Adressbuch des Mannes, hatte keinen Erfolg. Er schob die Schublade zurück, machte sich an der anderen Vitrine zu schaffen. Umsonst, nur Decken, Servietten, Kerzen, Silberbesteck im unteren Schrankbereich verstaut.
    Braig lief in die Diele, sah das Telefon auf einer hellen Anrichte stehen, ein modernes, silberfarbenes, mit Fax und Anrufbeantworter ausgestattetes Gerät. Die dunkelrote Adresstrommel unmittelbar dahinter fiel ihm erst auf, als er die wie ein Fragezeichen gekrümmte Blumenvase mit ihren poppig bunten Kunstblüten zur Seite geschoben hatte. Er rief als ersten Buchstaben das A auf, sah, dass er einen Volltreffer gelandet hatte. Von Abele, Marion bis Axelson, Gerda jede Menge Namen. Dazwischen mehrere Allmengers. Auch bei den anderen Buchstaben mehrere Einträge. Der
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