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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
Autoren: Klaus Wanninger
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hatte die Alte den Kerl von sich gestoßen und war aus dem Bett gesprungen, Gott und die Welt lauthals verfluchend. Laura hatte dem vor sexueller Gier sabbernden Kerl den Eimer an den Kopf geknallt, war dann voller Wut und Ekel aus der Wohnung gerannt und erst spät, lange nach Mitternacht wieder nach Hause zurückgekehrt. Der neue Freund war verschwunden, die Alte hatte die Nacht laut schnarchend auf dem Boden vor dem Bett verbracht.
    Szenen wie diese hatte sie zudem zur Genüge auf dem Bildschirm verfolgt. Spätabends oder mitten in der Nacht, wenn sie wieder einmal vergeblich in der Hoffnung auf das späte Auftauchen der Alten wach geblieben war. Besonders beeindruckend war ihr das nie vorgekommen, eher seltsam und nicht ganz nachvollziehbar, weshalb um diese akrobatisch-gymnastischen Verrenkungen so viel Federlesens veranstaltet wurde, sich Weiber wie Männer zudem so sehr darum bemühten, einen Sparringspartner aufzutun. Aber fast immer waren das Angehörige verschiedener Geschlechter gewesen, nur selten Schwule oder Lesben.
    Voll Psycho, wie die aneinander hingen! Sie starrte nach vorne, sah die Liebkosungen des kleineren Mannes, der seinem fast einen Kopf größeren Partner sanft über dessen dunkle Locken strich. Wenn das Theresa sehen könnte …
    Im selben Moment fiel es ihr ein. Sie griff nach ihrer Tasche, hatte das Handy in der Hand. Wie weit waren die Männer von ihr entfernt? Einhundert, zweihundert Meter? Eher an die zweihundert. Ob man das erkennen konnte? Oder war es bereits zu dunkel?
    Sie hielt das Gerät vor ihr rechtes Auge, erschrak. Die beiden Schwulen hatten sich wieder in Bewegung gesetzt, schlenderten den Hügel aufwärts, geradewegs auf ihr Versteck zu. Ob die sie entdeckt hatten?
    Sie duckte sich hinter das Hartgrasbüschel, spürte ihr Herz klopfen. Was wollten die Männer – eine unliebsame Beobachterin aus dem Weg räumen?
    Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch die linke Hand, ließ sie leise aufschreien. Verdammt, die Zigarette! Sie drückte das glimmende Monstrum in die Erde, blies den Rauch vorsichtig zur Seite. Noch schienen sie sie nicht geortet zu haben, noch führte ihr Weg nur grob in ihre Richtung, und falls sie nicht …
    Die Männer blieben stehen, schauten sich um, hinunter ins Tal. Nein, die hatten anderes im Sinn als einer verborgenen Voyeurin, oder wie man das nannte, nachzuspüren. Sie sah, wie der Kleinere dem Großen wieder über das Haar fuhr, verfolgte die Szene durchs Objektiv ihres Handy. Sechzig, siebzig Meter, weiter waren die nicht mehr entfernt. Sie schob das Gerät an dem Grasbüschel vorbei, nahm ihr Zielobjekt ins Visier. Die Männer waren voll im Bild. Der Kleinere, wie er dem anderen zärtlich durch die Locken strich, der Große, den Kopf des Freundes an der Brust. Und alles auf ihren Chip gebrannt. Wahnsinn, einfach Wahnsinn!

3. Kapitel
    Als Braig und Neundorf endlich in Esslingen angelangt waren, hatten Rössle und Dolde den Mann gemeinsam mit zwei Beamten der örtlichen Schutzpolizei bereits aus der Wanne befreit. Es handelte sich um eine Wohnung im ersten Obergeschoss eines am Hang gelegenen, von akkurat kurz geschnittenem Rasen und einem weißen Holzzaun von der Straße abgesetzten, feudal aufgemachten Zweifamilienhauses in einer exklusiven, teuren Wohnlage, deren Schild von einem Roland Allmenger kündete. Derselbe Name, wusste Braig, auf den auch der gesuchte Internet-Anschluss zugelassen war. Er musterte die Tür, bemerkte Spuren gewaltsamen Eindringens.
    »Wer ist dafür verantwortlich? Sie haben sie so vorgefunden?« Er wandte sich an den uniformierten Kollegen, der den Zutritt zur Wohnung bewachte, streifte sich wie seine Kollegin auch einen Schutzanzug über.
    Der Beamte hob abwehrend seine Hände. »Nein, die Tür war ordnungsgemäß verschlossen. Keinerlei Einbruchsspuren. Die Zerstörungen stammen von uns. Wir hatten die ausdrückliche Weisung, schnellstmöglich …«
    »Ja, Sie haben vollkommen richtig gehandelt. In welchem Zustand befindet sich der Mann?«
    »Er lebt. Wir haben ihn gemeinsam mit Ihren Spurensicherern befreit. Sie kamen kurz nach uns, wir betraten fast gleichzeitig die Wohnung. Er sieht aber sehr mitgenommen aus. Ist ja auch kein Wunder, bei dem, was er erdulden musste. Mein Kollege ist bei ihm. Wir haben den Notarzt verständigt.«
    Braig dankte für die Auskunft, lief hinter seiner Kollegin in die Wohnung. Eine breite, hell erleuchtete Diele; vier Türen, die von ihr abgingen, der Boden aus hellem Parkett.
    »Wo ist
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