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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
Autoren: Klaus Wanninger
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oder die Täter hatten eine Webcam installiert und die Aufnahmen ins Netz gestellt, sie dazu noch mehreren Zeitungs- und Fernsehredaktionen zukommen lassen.
    »Und das ist wirklich live?« Neundorfs Frage riss ihren Kollegen aus seinen Überlegungen. Sie war erst vor wenigen Minuten in sein Büro gekommen, hatte die Anrufe der Journalisten nicht mitbekommen.
    »Rössle und Dolde sind sich absolut sicher. Ich hoffe, sie haben den Internet-Anschluss der Webcam bald identifiziert.«
    »Wie wurden die Zeitungen darauf aufmerksam?«
    »Sie erhielten Anrufe mit der Aufforderung, sich eine im gleichen Moment an sie gesandte Mail samt Anlage anzuschauen und dann die angegebene Internet-Adresse zu öffnen. Die ließen sich nicht lange bitten und sahen das hier vor sich.« Braig wies auf den Monitor.
    »Wann war das? Wir wissen den Zeitpunkt?«
    »Kurz nach zehn.« Der Kommissar sah auf seine Uhr. »Um 8.12 Uhr gingen bei uns die ersten Informationen ein. Cannstatter, Esslinger und Stuttgarter Zeitung. Wenige Minuten später die Nachrichtenabteilung des SWR und weitere Zeitungen. Acht verschiedene Redaktionen bis jetzt. Wie viele die Täter insgesamt informiert haben, wissen wir natürlich nicht.«
    »Wir müssen auf jeden Fall dankbar sein, dass uns die Journalisten so schnell informiert haben. Die hätten das ja auch ausschlachten können. Für ihre Zwecke.«
    »Das ging mir auch schon durch den Kopf. Dafür müssen wir wirklich dankbar sein. Sofern sie tatsächlich auf die Veröffentlichung der Bilder verzichten. Dem Opfer zuliebe.«
    »Der Mann ist festgebunden, oder?« Neundorf näherte sich dem Bildschirm bis auf wenige Zentimeter, versuchte, den Inhalt der Wanne genauer zu analysieren.
    »Festgebunden?« Braig hatte Schwierigkeiten, Details zu erkennen, sah sich außerstande, die Frage zu beantworten. »Das Gestänge an der linken Innenseite, ist das so eine Art Einstiegshilfe?«
    »Für ältere oder behinderte Menschen?« Sie kniff ihre Augen zusammen, betrachtete die aus der hellen Masse ragenden Teile. »Das ist möglich, ja. Im Seniorenheim bei meiner Mutter habe ich diese Einrichtung schon gesehen. Eine Art Lift, der der jeweiligen Person ins Wasser beziehungsweise wieder aus der Wanne hilft.«
    »Du glaubst, die Aufnahme stammt aus einem Seniorenheim?«
    »Nicht unbedingt.« Neundorf schüttelte den Kopf. »Ältere Leute oder Behinderte lassen sich das manchmal auch zu Hause einbauen.« Sie wandte ihren Blick zur Seite, zog sich vom Monitor zurück. »Vielleicht ist der Mann an diesem Lift festgemacht. Gefesselt, geschnallt oder was weiß ich wie befestigt. Könnte doch sein, oder? Fragt sich nur, woraus dieses Zeug besteht, in dem er steckt. Die helle Masse. Womit haben wir es da zu tun?«
    »Sieht aus wie Teig. Nudelteig oder so etwas Ähnliches, was denkst du?«
    »Wäre möglich, ja. Nudelteig. Aber eine solche Menge?«
    »Frag mich nicht, wer so viel von dem Zeug bei sich aufbewahrt.«
    »Großverbraucher wie Wirte vielleicht«, warf Neundorf ein.
    »Oder die Küche in einem Seniorenheim«, spekulierte Braig.
    »Die kochen meistens nicht mehr selbst, sondern lassen sich das Essen liefern«, wehrte seine Kollegin ab, »auch wenn das natürlich passen könnte. Aber gleichgültig, womit wir es da zu tun haben, diese öffentliche Zur-Schau-Stellung ist der Vorstoß in eine neue Dimension menschenverachtender Gewalt. Müssen wir jetzt damit rechnen, alle paar Wochen mit solchen Praktiken konfrontiert zu werden?«
    Braig wandte seinen Blick vom Monitor ab, massierte seine Schläfen. »Nun, bisher ging die Entwicklung nur in eine Richtung: Alles, was irgendwie machbar war, wurde auch getan. Es gibt immer genügend Verrückte und Kriminelle, die nur auf solche Gelegenheiten warten.«
    »Dann sollten wir uns vielleicht auch darauf einrichten, dass nicht alle Journalisten, die von den Verbrechern informiert wurden, dieses Wissen an uns weitergegeben haben. Sondern jetzt dabei sind, das Badezimmer, in dem der Mann festgehalten wird, selbst aufzuspüren. Bevor wir dort sind. Ich denke da an bestimmte Boulevard-Akteure.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, gestand Braig. »Aber im Moment sind wir hilflos. Ich hoffe nur, dass es unsere Techniker bald schaffen.«
    »Auf jeden Fall ist Hass im Spiel.« Neundorf starrte auf den Bildschirm, sah die schmerzverzerrte Miene des Mannes. »Nicht nur das Opfer so zu quälen, sein Leiden auch noch publik zu machen. Der soll vollkommen erniedrigt werden.«
    Das Läuten des
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