Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Wohnungsinhaber schien sehr kontaktfreudig.
    Braig zog sein Handy vor, gab die Nummer einer Fiona Allmenger ein. Dem Foto der Einladung zum zehnten Hochzeitstag nach wohl die Ehefrau des Opfers. Er ließ es mehrmals läuten, hatte keinen Erfolg.
    Hinter der Nummer folgte ein doppelter Querstrich, danach eine weitere Ziffernfolge mit dem Vermerk ber. Beruflich, überlegte Braig. Er wählte die zweite Kombination, hatte die energisch klingende Stimme einer Frau am Ohr.
    »Bering, ja.« Kurz, knapp, sachlich.
    »Bering?«, wunderte er sich. »Ich suche eigentlich Fiona Allmenger.«
    »Um was geht es?«
    »Roland Allmenger.«
    »Weshalb rufen Sie dann bei mir an?«
    Braig spürte deutlich den Unterton in ihrer Frage. Sie stören. Warum rufen Sie den Kerl nicht selbst an? »Darf ich fragen, in welchem Verhältnis Sie …?«
    »Wieso wollen Sie das wissen?« Ihre Stimme gewann an Schärfe.
    »Landeskriminalamt. Mein Name ist Braig.«
    »Landes … Was ist passiert?«
    »Wie stehen Sie zu Herrn Allmenger?«, wiederholte er.
    »Wir waren miteinander verheiratet. Vor zwei Jahren haben wir uns endgültig voneinander getrennt.«
    »Hat Herr … Ihr ehemaliger Mann eine neue Lebensgefährtin?«
    »Sie haben Humor. Ich lebe mein eigenes Leben. Die Beziehungskisten meines Ex gehen mir am A …“ Sie stockte, ließ ein kurzes Husten hören, setzte dann ein in deutlich vorsichtigerer Tonlage gesprochenes: »Ich bin nicht auf dem Laufenden, was ihn betrifft« hinzu.
    »Sie haben keine Verbindung mehr zu ihm?«, fragte er. Wieso stehen dann aber gleich zwei Telefonnummern in seinem Adressenverzeichnis?, überlegte er.
    »Gott, was heißt Verbindung?«, kam es aus dem Apparat. »Wie das halt so läuft in einer Beziehung, die zu Ende ist. Besser man geht auseinander, als dass man den anderen totschlägt.«
    Braig horchte auf. War das der Hintergrund? Ein in Hass und tiefgründige Verletzungen ausgearteter Ehekrieg, der jetzt in einem vorläufigen Höhepunkt gipfelte? Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, wusste, dass er die Frau persönlich sprechen musste. Was Roland Allmenger in der Wanne hatte erdulden und per Webcam auch noch zur Schau hatte stellen lassen müssen, ließ auf ein tiefes persönliches Zerwürfnis schließen. Eine Auseinandersetzung emotionaler Natur, die zumindest einen der Beteiligten so grundlegend verstört hatte, dass der Disput beinahe zu einem Kampf um Leben und Tod eskaliert war. Gescheiterte, in einem langwierigen Rosenkrieg auseinander gebrochene Ehen waren, das wusste Braig aus Erfahrung, oft genug der Nährboden für radikale Gewalt – allerdings fast immer mit den Frauen als Opfer und den Männern als Täter. Hatte er es im vorliegenden Fall mit einem Verbrechen dieser Kategorie, nur mit umgekehrten Aktivisten zu tun?
    »Was ist los? Sind Sie noch dran?«
    Die im energischen Tonfall vorgetragenen Fragen holten ihn in die Realität zurück. »Wir müssen miteinander sprechen«, gab er kurz und bündig zur Antwort. »So schnell als möglich.«
    »Sie haben Humor«, erklärte die Frau. »Erst einmal erklären Sie mir, weshalb.«
    »Das möchte ich Ihnen persönlich sagen«, erwiderte er. »Nicht am Telefon.«
    »Ja, ist denn etwas Schlimmes passiert?«, fragte sie verunsichert.
    »Lassen Sie uns persönlich darüber reden. Wo finde ich Sie?«
    »Bei der Arbeit.« Sie stöhnte laut, ließ sich Zeit. »In Nürtingen. Bei der Firma Bresser. Sie kennen Nürtingen?«
    Braig bejahte, hörte, dass ihr Arbeitsplatz keine fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt lag, kündigte sein Erscheinen innerhalb der nächsten beiden Stunden an. Er sah Neundorf in die Diele treten, beendete das Gespräch.
    »Du hattest Erfolg?«, fragte sie.
    »Seine Ex«, antwortete er, den auffälligen Satz seiner Gesprächspartnerin wiederholend. »›Besser man geht auseinander, als dass man den anderen totschlägt.«‹
    »Oh, das könnte passen, ja.« Sie nickte. »Du willst sie dir anschauen?«
    Er zeigte ihr das Foto des inzwischen geschiedenen Paares, merkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie ihn ebenfalls sofort erkannt hatte.
    »Roland Allmenger«, sagte sie.
    »Trennung von seiner Frau vor zwei Jahren. ›Die Beziehungskisten meines Ex gehen mir am A … vorbei.«‹
    »Rosenkrieg. Ja, das könnte es sein. Vielleicht ist die Sache eskaliert, und er hat sie ernsthaft bedroht oder gedemütigt. Und jetzt hat sie sich gerächt.« Sie schwieg einen Moment, überlegte. »Oder sie hat einen neuen Partner geschickt. Die unzerstörte Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher