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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel
Autoren: Klaus Wanninger
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die Hoffnung meines Lebens«, hatte Theresa Räuber hinzugefügt, ihre Schwester umarmend. »Ich glaube an die Sonne, auch wenn Nacht und Nebel die Erde bedecken. Ihr müsst mir verzeihen, wenn ich euch keine rational fundierte Antwort bieten kann. Die Frage lässt sich nicht mit dem Verstand angehen. Das ist eine Sache des Gefühls und des Vertrauens.«
    »Des Vertrauens?« Braigs Skepsis war nicht zu überhören gewesen.
    »Des Vertrauens in den Sinn unserer Existenz, ja. Wider alle Vernunft. So wie es den Menschen aller Zeiten erging, die vergeblich nach einer Spur von Vernunft in diesem Dasein suchten. Ich denke, wir können es nur mit Martin Luther halten: Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, so werde ich heute trotzdem ein Apfelbäumchen pflanzen«, hatte Theresa Räuber erklärt und sie am späten Abend mit den Worten verabschiedet: »Ich möchte euch zu eurem Kind beglückwünschen und euch und ihm alles erdenklich Gute wünschen. Das war die beste Entscheidung, die ihr habt treffen können.«
     
    Neundorfs Nachricht erreichte ihn, als sie sich gemeinsam mit Eva Weiper auf den Weg zum Bad Wimpfener Bahnhof gemacht hatten.
    »Du bist unterwegs?«, fragte sie, die Hintergrundgeräusche im Ohr.
    »Zu Besuch bei einer Freundin Ann-Katrins in Bad Wimpfen. Du rufst aus dem Amt an?«
    »Leider nicht, nein. Angeblich ein Attentat auf einen Industriellen in Backnang.«
    »Ein Attentat? Auf wen?« Braig trat zur Seite, signalisierte seinen beiden Begleiterinnen, weiterzulaufen, konzentrierte sich auf das Gespräch.
    »Irgendein Industrieller. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Der Mann wurde getötet?« Er sah die weit aufgerissenen Augen einer jungen Frau, die seine Worte gehört hatte, drehte sich zur Seite.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin auf dem Weg dorthin. Es soll mitten im Ort passiert sein.«
    »Mitten im Ort? Mit Toten und Verletzten?«
    »Frag mich was Leichteres, ich habe keine Ahnung. Das Problem ist nur, dass gerade eine weitere Meldung einging.«
    »Nämlich?«
    »Weibliche Leiche unterhalb der Comburg. Schwäbisch Hall. Ich muss nach Backnang, kann mich nicht auch noch darum kümmern. Und Herb und Ohmstedt sind immer noch mit der Überwachung dieses angeblichen Terroristen beschäftigt, und dann gab es noch irgendetwas mit einem Banküberfall.«
    Braig seufzte laut. »Ich verstehe. Sonst ist niemand zu erreichen.«
    »Tut mir leid.«
    »Eine weibliche Leiche unterhalb der Comburg also.«
    »Genau. Kannst du nicht in Heilbronn umsteigen und den nächsten Zug nach Schwäbisch Hall nehmen? Die Spurensicherer sind bereits unterwegs.«
    »Wann kam die Meldung?«
    »Vor wenigen Minuten. Kümmerst du dich darum?«
    »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«

3. Kapitel
    Rössle und Dolde waren gerade dabei, die elektrischen Strahler mit Strom zu versorgen, um den Fundort der Leiche auszuleuchten, als Braig dort eintraf.
    Eine junge Frau, hatte der Beamte der Schutzpolizei, der am Bahnhof in Schwäbisch Hall auf ihn zugetreten war, um ihn zur Lindenallee unterhalb der Comburg zu bringen, erklärt. Sie sieht aus wie ein Engel, ein zarter blonder Engel.
    Braig hatte den Kollegen mit einem kritischen Blick bedacht, die Mundwinkel zu einer spöttischen Bemerkung hochgezogen, sich den Kommentar dann aber in letzter Sekunde erspart. War es dem Mann noch nicht gelungen, sich aus der salbungsvollen Atmosphäre der erst vor kurzem zu Ende gegangenen Weihnachtszeit zu lösen, oder befand er sich auf einem esoterischen Trip?
    Er hatte den Blick auf die Datumsanzeige seiner Armbanduhr konzentriert, dabei versucht, Buchstaben und Zahlen zu entziffern. Freitag, 16. Januar. Die Zeit der Rauschgoldengel war vorbei. Endgültig.
    Wenige Minuten später hatten sie die Lindenallee unterhalb der gewaltigen Klosteranlage erreicht. Braig war aus dem Polizeifahrzeug gestiegen, das aufgeregte Geschnatter der Menschenmenge im Ohr, die sich vor dem rotweißen Absperrband versammelt hatte. Vom Licht mehrerer Autoscheinwerfer geblendet, war ihm dennoch die Mühsal der Beamten deutlich geworden, denen es nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang, Neugierige vom Betreten der Lindenallee abzuhalten.
    »Mein Gott, bleiben Sie doch vernünftig! Der Zugang zur Comburg ist vorerst nicht möglich. Ist das denn nicht zu begreifen?«
    Die Menschenmenge zu passieren, war schwerer gefallen, als er es sich vorgestellt hatte. Erst mit ausgefahrenen Ellbogen war es ihm gelungen, sich einen Weg zu der Absperrung zu erkämpfen. Er hatte
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