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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung
Autoren: Lora Leigh
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ließ den Blick über die Wände der Schlucht gleiten, während sie das Sicherheitssystem des Raiders aktivierte. Das vibrierende Summen, mit dem die Reifenprotektoren und die stromgespeiste kugelsichere Abschirmung an ihren Platz glitten, übertönte ihren rasenden Herzschlag.
    Tod. Jetzt fühlte sie ihn.
    »Fields, wir haben Meldung, dass an Ihrem Fahrzeug das Sicherheitssystem aktiviert wurde. Sind Sie in Schwierigkeiten?« Lennys Stimme klang plötzlich alarmiert.
    »Negativ, Zentrale. Zumindest noch nicht«, antwortete Megan, die gerade ihre Waffe überprüfte und ein zusätzliches Magazin in ihre Weste steckte, bevor sie den Sicherheitsgurt löste. »Ich habe das Fahrzeug gefunden. Es sieht verlassen aus, alle Reifen sind platt und die Fenster zerbrochen. Ich gehe hin und sehe mir das näher an.«
    Sie atmete tief durch, um das Entsetzen abzublocken, das durch die Schlucht pulsierte. Tod. Ihr schnürte sich der Brustkorb zusammen, und ihre Lungen schmerzten, als sie Atemluft hineinzwang und sich durch das nackte Leid kämpfte, das sie zu ersticken drohte.
    Ich habe versagt
… Sie zuckte zusammen, als der plötzliche Gedanke sie wie aus dem Nichts erreichte. Es war nicht ihr Gedanke und auch nicht ihr Scheitern, aber sie fühlte, wie er ihr in die Seele schnitt.
    Das war der Grund, warum sie sich in der Wüste verkroch. Wegen dieses Fluchs war sie nicht geeignet, mit jemandem zusammenzuarbeiten. Sie wusste, dass sie wegen dem, was sie gerade fühlte, nie die Arbeit tun konnte, von der sie immer geträumt hatte. Die empathischen Fähigkeiten beeinträchtigten ihre Aufmerksamkeit und zogen sie so tief in den Sumpf fremder Emotionen, dass ihre Konzentration und ihre Selbstbeherrschung in der Regel sehr fragil waren.
    Sie holte noch einmal tief Luft, entschlossen, das Leiden und die Wut eines anderen Menschen von sich zu schieben, um den Grund dafür herauszufinden, warum diese Gefühle überhaupt existierten.
    »Negativ, Fields.« Die Stimme ihres Cousins, Sheriff Lance Jacobs, erklang über den Empfänger. »Verschwinde aus der Schlucht und warte auf Verstärkung. Die Helikopter sind alle außer Reichweite und können uns nicht helfen, aber ich komme jetzt mit Crawford raus.«
    Megan schnaubte, als sie den Befehlston in seiner Stimme hörte.
    »Ich bin keine Politesse, Boss«, antwortete sie herablassend. »Auch wenn du immer wieder versuchst, eine aus mir zu machen. Die Spuren in die Schlucht hinein sind bestenfalls vierundzwanzig Stunden alt. Was auch immer hier passiert ist, ist inzwischen längst vorbei.«
    Hoffte sie.
    Sie aktivierte die Anzeigetafel an ihrer Windschutzscheibe und suchte nach Lebenszeichen innerhalb der Schlucht. Ihren Sinnen konnte sie im Moment nicht trauen, denn die wurden überschwemmt von Wut und Schmerz, die der Wagen vor ihr abstrahlte. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie nicht wirklich allein war.
    »Die Anzeige dokumentiert keine Lebenszeichen in der Schlucht. Ich werde eine erste Überprüfung durchführen, während ich auf euch warte.«
    Sein Fluch war gedämpft, seine Frustration hingegen ganz und gar nicht. Er wusste von den Problemen, die sie während der Ausbildung auf der Polizeiakademie durchlebt hatte, und dass sie genau aus diesem Grund in ihre Heimat zurückgekehrt war, anstatt eines der Angebote aus den größeren Städten anzunehmen.
    »Sei bitte äußerst vorsichtig, Megan«, warnte er sie. »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    Megan auch nicht.
    Sie stieg aus dem Wagen, legte den Kopf schief und lauschte in die Stille der Schlucht. Es war, als wäre alles Leben von hier verschwunden. Normalerweise müsste die Luft erfüllt sein von den flüsternden Geräuschen flatternder Vögel, kleiner Tiere und Insekten, die um Nahrung und ihr Überleben kämpften. Diese Schlucht war eines der wenigen Gebiete, in denen sich in den kleinen Höhlen, die das Wasser in den Stein gegraben hatte, Feuchtigkeit halten konnte. Hier sollte es Leben geben.
    Doch da war nur Tod.
    Und ein eigentümlicher, schreckenerregender Gestank. Der Geruch des Todes hüllte sie ein, dicht und drohend in der Stille des späten Nachmittages. Sie fühlte, wie die Anspannung stieg, und zwar nicht nur ihre eigene.
    »Lance, hier stinkt es.« Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte, während sie den Geländewagen anstarrte, der unter der heißen Sonne glänzte.
    Als sie die beiden Körper durch das dunkel getönte, größtenteils zerbrochene Glas sah, rebellierte ihr Magen.
    »Herrgott noch mal,
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