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Botschaft aus der Unterwelt

Botschaft aus der Unterwelt

Titel: Botschaft aus der Unterwelt
Autoren: Kari Erlhoff
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blieb schließlich nichts anderes übrig. Greys Männer bauten sich mit verschränkten Armen hinter ihm auf und versperrten so den Rückweg. Justus vermutete, dass sie bewaffnet waren.
    Der Erste Detektiv stand wie angewurzelt vor seiner Seite der Brücke. Der Stallbursche tat ihm leid. Doch gleichzeitig war er erleichtert. Bislang hatte Peter sich gut gehalten. Erstaunlich gut sogar! Doch irgendwann würde auch er gehen müssen. Und Justus war um einiges schwerer als der Stallbursche. Der junge Mann würde sich bedeutend länger auf den morschen Brettern halten können als der Erste Detektiv.
    Justus fragte sich, wann er wohl gehen musste. Früher oder später würden Figuren von Peter fallen. Das konnte nicht ausbleiben. Der Moment kam kurz darauf, als Peters Turm geschlagen wurde. Justus’ Herz krampfte sich zusammen. »Weißer Turm, zwei Punkte. Zwei Schritte für Weiß.« Grey machte eine Handbewegung in Richtung Brücke. »Trauen Sie sich, Mr Holmes.«
    Justus hatte das Gefühl, dass seine Beine aus Gummi waren. Das Holz knarrte bedrohlich unter seinen Füßen. Aus den Augenwinkeln heraus sah er das schäumende Wasser und die scharfe Linie, in der es über die Kante schoss. Wieder knarrte das Holz. Doch es hielt.
    Justus zwang sich, ruhig zu bleiben und möglichst keine Bewegungen zu machen. Langsam hob er den Blick von den Brettern. Am Tisch auf dem Sonnenplatz machte Peter gerade erneut einen Zug.
    »Nicht schlecht!«, kommentierte Grey. »Ihr Watson vertritt Sie besser, als ich angenommen hatte.«
    Schon war die Reihe wieder an dem verzweifelten Stallburschen. »Seien Sie froh, dass es nur ein weiterer Läufer ist. Die Dame würde Ihnen mehr Punkte bringen. Und mehr Punkte bedeuten auch mehr Schritte.« Die Brücke vibrierte, als der Stallbursche die vorgeschriebenen zwei Schritte machte.
    Das ist das Ende!, fuhr es Justus durch den Kopf. Wenn sie sich in der Mitte trafen, würde die Brücke auf jeden Fall brechen. Es würde keinen Gewinner und keinen Verlierer geben. Genau wie Sherlock Holmes würde er in den Fluten eines Wasserfalls umkommen. Mit einem Unterschied: Er, Justus, würde nicht zurückkehren.
    »Schwarze Dame raus, vier Punkte. Schwarz geht vier Schritte! Weiß darf dafür einen Schritt zurückgehen!«
    Justus konnte es kaum glauben. Peter hatte die gegnerische Dame erwischt und er durfte sich ein Stück weit in Richtung des sicheren Bodens bewegen! Doch der Stallbursche weigerte sich vehement, auch nur einen einzigen Schritt zu gehen. Seine Angst vor dem Wasserfall war anscheinend größer als die vor Greys Männern. Grey selbst rollte zu dem Stallburschen hin. Er bremste an der Brücke ab. »Na los, gehen Sie!«
    Der junge Mann schloss die Augen. Langsam bewegte er einen Fuß nach vorn. In dem Moment ertönten auf der Auffahrt Polizeisirenen.
    Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Einer der Männer ergriff sofort die Flucht. Auch Kowalski sprang so abrupt auf, dass das Schachbrett vom Tisch gefegt wurde. Diesen Tumult nutzte der Stallbursche aus, der mit einem Sprung auf den festen Boden flüchtete. Greys Wachmann wollte ihn festhalten, doch in seiner grenzenlosen Panik stieß der Stallbursche so heftig zu, dass der große Mann umkippte. Er prallte mit voller Wucht auf den Rollstuhl.
    Bob, der nur ein paar Meter weiter stand, fragte sich danach, was eigentlich genau passiert war. Seine Augen kamen kaum hinterher. Leute fielen übereinander. Der Rollstuhl wurde aus dem Weg geschubst. Er machte einen Satz nach hinten. Planken brachen, Menschen liefen durcheinander und Wasser spritzte auf. Er hörte Schreie aus allen Richtungen. Schon in der nächsten Sekunde war da, wo zuvor die Brücke gestanden hatte, nur noch ein Abgrund aus tosenden Wassermassen. Die Planken, der Rollstuhl, Grey und Justus, sie waren nicht mehr da. Der Wasserfall hatte seine Opfer verschluckt.
    »L.A. Police Department!« Einer der zahlreichen Polizisten hielt eine Marke hoch. Seine Kollegen schnappten sich währenddessen Greys Männer.
    »Justus!« Bob musste sich zwingen, zum Wasserfall zu gehen. Diesen Sturz konnte der Erste Detektiv nicht überlebt haben. Der Wasserfall war zu hoch und das Auffangbecken nicht tief genug und viel zu hart und steinig. Auf dem Weg zur Kante wurde er von Peter eingeholt.
    Sie sahen, wie der Bach unterhalb des Wasserfalls die Reste des zerschellten Rollstuhls davontrug.
    »Ich kann das nicht ansehen!«, sagte Peter tonlos.
    Bob hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Das
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