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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands
Autoren: B McGilloway
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lediglich nach Finnside
gefahren, um das Foto seiner Mutter dort zu deponieren. Nicht ahnend, dass sich
im ›Three Rivers Hotel‹ die Dinge zuspitzten, hatte er sich unauffällig wieder
davongeschlichen. Williams hatte ihm eine Nachricht auf der Windschutzscheibe
hinterlassen, in der sie ihm mitteilte, sie sei zur Verstärkung zum Hotel
gefahren. Selbstredend war er ihr nicht gefolgt – hätte er es getan, hätte er
nur noch gesehen, wie man seine Schwester in einem schwarzen Leichensack wie
dem, in den man Angela Cashell nur vierzehn Tage zuvor gehüllt hatte, aus dem
verlassenen Gebäude trug. Man nahm an, er sei über die Grenze geflüchtet, und
führte im Norden wie im Süden verstärkt Polizeikontrollen sowie strengere
Grenzkontrollen durch.
    Es stellte
sich heraus, dass ich seine wahre Identität schon von Armstrong hätte erfahren
können. Der hatte mir ja gesagt, die IID -Akte sei kürzlich bereits einmal
angefordert worden. Wenn ich nur nachgefragt hätte, hätte ich erfahren, dass
Harvey derjenige gewesen war, der die Akte angefordert hatte. Dann hätte ich
Williams auffordern können, ihn zu verhaften, als sie ihn das Pflegeheim
betreten sah. Andererseits wäre sie so nicht rechtzeitig im ›Three Rivers
Hotel‹ gewesen – und dann wäre alles womöglich ganz anders ausgegangen.
    Kate Costello
brachte man nach Letterkenny ins Krankenhaus, wo eine Notoperation vorgenommen
wurde. Jason Holmes tauchte um kurz nach eins wieder auf und wurde sofort
festgenommen, doch da wusste ich bereits, dass er nichts mit Yvonne Coyle und
den Morden zu tun hatte. Er gab allerdings zu, dass er jenseits der Grenze eine
Freundin hatte, mit der er die Nacht verbracht hatte; er hatte sie bei seinen
offiziellen Recherchen in den Nachtclubs von Strabane kennengelernt. Es stellte
sich heraus, dass er sich beinahe über die Dauer seiner gesamten Beziehung zu
Caroline Williams mit dieser Frau getroffen hatte. Williams saß ihm im
Vernehmungszimmer gegenüber, hörte sich schweigend sein Geständnis an und fuhr
dann nach Hause.
    Erneut kam ich
ins Krankenhaus und wurde von derselben gehetzten Ärztin behandelt wie am Abend
zuvor. Diesmal bestand sie darauf, dass ich über Nacht bleiben müsse, und
Debbie stimmte dem zu. Widerwillig blieb ich allein zurück und wartete. Debbie
fuhr nach Hause, um mir meine Zahnbürste zu holen und die Kinder bei ihrer
Mutter einzusammeln.
    Um neunzehn
Uhr dreißig war sie immer noch nicht zurück. Ich rief mehrmals zu Hause an,
ohne jemanden zu erreichen. Ich nahm meine Kleidung, die immer noch schmutzig
und feucht war, und vergewisserte mich, dass die Waffe noch im Mantel steckte.
Nachdem die Spurensicherung mit der Arbeit im ›Three Rivers Hotel‹ fertig
gewesen war, hatte ich sie wieder an mich genommen. Dann schlich ich mich so
unauffällig wie möglich um die Krankenschwestern, die dafür sorgen sollten,
dass ich im Bett blieb, herum und hinaus.
    Es gelang mir, an der Bushaltestelle vier
Nachtschwärmern mit Partyhütchen und Sektflaschen, die Silvester feierten, ein
Taxi vor der Nase wegzuschnappen. Das Städtchen sah herzzerreißend malerisch
aus, dennoch konnte ich mich nach den Ereignissen dieses Tages einer inneren
Leere nicht erwehren, und ich konnte die wachsende Sorge um meine Familie nicht
abschütteln. Ich rief auf der Wache an, doch dort ging niemand dran. Alle, die
nicht auf der Suche nach Harvey waren, saßen wohl zu Hause und feierten.
    Der Schnee fiel jetzt schneller und malte die
Hügel weiß an. Das orangefarbene Licht der Straßenlaternen wurde vom Schnee
reflektiert und umgab sowohl unsere kleine Stadt als auch Strabane mit einer
Art Heiligenschein. Die Welt um mich herum war weiß und frisch und kalt. Als
der Taxifahrer die letzte Steigung zu unserem Haus in Angriff nahm, geriet das
Taxi auf der Straße ins Rutschen und drehte sich um neunzig Grad. Der Mann gab
sein Bestes, um den Wagen wieder in Fahrtrichtung zu bringen und den Hügel weiter
hinaufzufahren, doch diesmal rührte das Fahrzeug sich nicht vom Fleck, wenn er
Gas gab, und wenn er den Fuß vom Gas nahm, rutschten wir wieder hinab.
Schließlich gab der Fahrer sich geschlagen und erklärte, er könne mich nicht bis
nach Hause bringen.
    Während er
vorsichtig den Hügel wieder hinunterfuhr, trottete ich langsam in die
Gegenrichtung. Ich versuchte zu rennen, doch der Schnee lag zu hoch, und ich
war körperlich zu angeschlagen, um schnell voranzukommen. Vermutlich hätte ich
mir die Kraft besser einteilen sollen,
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