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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands
Autoren: B McGilloway
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und erfuhr enttäuscht, dass man ihn immer noch nicht gefunden
hatte. Das bedeutete, dass Yvonne Coyle unter Umständen immer noch einen
Komplizen hatte. Falls sie noch in der Gegend war und Kate Costello noch lebte.
    Gerade als ich
die letzte Biegung in der Straße nahm, klingelte mein Telefon. Ich erkannte
Williams’ Nummer.
    »Sie
rückgratloser Mistkerl«, fauchte sie mich an, sobald ich mich gemeldet hatte.
»Wenn Sie’s mir nicht zutrauen, dann sagen Sie’s mir doch!«
    »Was?«
    »Erst schicken
Sie mich los, damit ich bei einem alten Mann babysitte, und dann schicken Sie
mir jemanden hinterher, der mir helfen soll. Was fällt Ihnen ein?«
    »Wovon reden
Sie denn?«, fuhr ich sie an.
    »Harvey. Ich
sitze im Auto und sehe gerade zu, wie er reingeht.«
    »Ich habe
Harvey nicht da hingeschickt, Caroline«, erklärte ich. »Warum sind Sie nicht
drin bei Powell?«
    »Seine
Schwiegertochter hat mich rausgeschmissen. Jetzt sitze ich vor dem Heim und
beobachte das Gebäude. Harvey ist vor ein paar Minuten gekommen. Er ist gerade
reingegangen.« Ihr Ton veränderte sich. »Ich dachte, Sie hätten ihn geschickt,
damit er mich im Auge behält.«
    »Um Himmels
willen, Caroline, ich habe Sie da hingeschickt, weil ich Ihnen vertraue. Gehen
Sie rein und sehen Sie nach, was Harvey treibt«, sagte ich, doch dann überlegte
ich es mir anders. »Oder warten Sie, lassen Sie ihn da und fahren Sie rüber zum
›Three Rivers‹. Ich glaube nämlich, dass sie da sind.«
    Das Schweigen
dauerte so lange, dass ich mich fragte, ob die Verbindung unterbrochen worden
war. Dann sagte Williams: »Verzeihen Sie, Sir.«
    »Später,
Caroline.«
    »Ja, Sir.«
    Das ›Three Rivers Hotel‹ erhob sich skelettartig
und frei stehend aus dem Schnee. Die Fenster waren schon vor langer Zeit
eingeschlagen, mit Brettern vernagelt und wieder aufgerissen worden. Ich fuhr
zur Vorderseite des Hotels und stieg aus. Schwach sichtbare Reifenspuren
führten ums Gebäude herum, doch das Schneegestöber war jetzt so dicht, dass ich
unmöglich sagen konnte, wann sie entstanden waren. Ich kehrte zum Auto zurück
und folgte den Spuren vorsichtig; unter den Rädern knirschte der Schnee.
    Schlitternd kam ich zum Stehen und
vergewisserte mich, dass ich meine Waffe bei mir hatte. Vorsichtig schlich ich
zu einem Seiteneingang, wo ich weitere Reifenspuren entdeckte, die allmählich
unterm Schnee begraben wurden. Drinnen kam die Tapete von den Wänden, und die
Fetzen flatterten im Wind wie die losen Hautstreifen eines Ausgepeitschten. Die
nackten Wände waren mit einer rosafarbenen Grundierung bedeckt, auf die jemand Graffiti
gekritzelt hatte.
    Der Teppich
war noch ganz, wenn auch beinahe schwarz, dreckverfilzt und durchweicht, sodass
bei jedem Schritt Wasser herausquoll und meine Schuhe laute glucksende
Geräusche erzeugten. Meine Augen gewöhnten sich erst allmählich an das
Dämmerlicht, als ich um eine Ecke bog und in ein friedliches graues Licht trat,
das durch ein Loch in der Decke hereinsickerte. Auch vereinzelte Schneeflocken
trudelten durch das Loch herab.
    Der Wind trug
den muffigen Geruch nach Mäusen und einen anderen, beißenderen, saubereren
Geruch herbei. In den Korridoren lagen Bierdosen, Zigarettenschachteln und
benutzte Kondome herum. Jedes Mal, wenn ich an einer Tür vorbeikam, steckte ich
ruckartig den Kopf hinein, zog meinen .38er, spannte den Hahn und suchte das
Zimmer ab.
    Schließlich
gelangte ich in einen zentralen Rezeptionsbereich. In einer Ecke befand sich
eine Tür, die in eine ehemalige Garderobe führte. Ich hörte, wie sich im
Dunkeln jemand bewegte, und meinte, eine Bewegung auszumachen.
    »Sean?
Yvonne?«, rief ich. »Yvonne, ich bin’s, Inspector Devlin. Ich weiß, dass Sie
hier sind. Wir haben Sie umzingelt, Yvonne. Das Spiel ist aus, meine Liebe. Am
besten, Sie kommen raus.«
    Ich wartete
mit angehaltenem Atem und kniff die Augen zusammen, um im Dämmerlicht etwas zu
erkennen. Gerade wollte ich erneut rufen, da löste sich Yvonne Coyles zierliche
Gestalt aus den Schatten des Zimmers, neben sich Kate Costello, der sie einen
Garda-Dienstrevolver in die Seite drückte. Weiter hinten zu ihrer Linken
erkannte ich die Umrisse eines Mannes, der am Boden saß und mit dem Rücken an
der Wand lehnte. Allerdings war es zu dunkel, um zu erkennen, wer es war.
    »Es ist aus,
Yvonne«, sagte ich und ließ meine Waffe in die Tasche gleiten. »Wo ist Holmes?«
    »Wer?«, fragte
sie.
    »Jason
Holmes.«
    »Ich weiß
nicht, wovon Sie reden, Inspector.
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